Seelenvoegel

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Zwischen Hoffen und Bangen, Krankenhausaufenthalten, Chemotherapien und kurzen Phasen von scheinbarer Normalität, bewegt sich der Alltag dreier an Leukämie erkrankter Kinder, den der Filmemacher Thomas Riedelsheimer („Rivers and Tides") in einer leisen Langzeitstudie mit der Kamera begleitet. Der Umgang mit den Thema Tod ist ebenso Bestandteil des Films, wie die kraftvolle Lebensfreude der Kranken. Neben den Kindern, die teilweise eine bemerkenswerte Reife an den Tag legen, zeigt der Film auch, wie Angehörige, Ärzte und Pfleger mit den Kinder umgehen. Ein leiser, intensiver Film, der aber trotz der bedrückenden Thematik Trost und Kraft spendet.

Webseite: www.seelenvögel-der-film.de

Regie: Thomas Riedelsheimer
D 2008
Länge 94 Minuten
Start: 5.11.2010
Verleih: Piffl Medien
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Als der Filmemacher Thomas Riedelsheimer („Rivers and Tides") Pauline kennen lernt, ist sie 15 und bereits seit dem 9. Lebensjahr an Leukämie erkrankt. Große Hoffnungen, dass sie die Krankheit besiegen könne, machen ihr die Ärzte nicht. Kein Wunder, dass sich der Teenager ernsthaftere und tiefere Gedanken über Leben und Tod macht als ihre Altersgenossen. Auch der zehnjährige Richard strahlt eine große Reife aus. Als der Filmemacher ihm zum ersten Mal begegnet, wird das ebenfalls an Leukämie erkrankte Kind gerade einer kraftzehrenden Therapie unterzogen. Lenni hingegen, ein sechsjähriger Junge, ist noch ganz Kind. Bei dem mit Downsyndrom geborene Kind wurde im Alter von 4 Jahren die Leukämie festgestellt. Nach einem zweijährigen Marathon von Chemotherapien und Krankenhausaufenthalten schicken die Ärzte den Jungen nach Hause zurück, damit er im heimischen Umfeld sterben kann. Zuhause scheint Lenni einen neuen Lebenswillen zu bekommen. Entgegen der ärztlichen Prognosen möchte er wohl die Ankunft seines ungeborenen Bruders noch unbedingt miterleben.

Zwischen Hoffen und Bangen und kurzen Phasen von scheinbarer Normalität bewegt sich das Leben der drei Kinder, das der Filmemacher in einer Langzeitstudie über zweieinhalb Jahren mit der Kamera begleitet. Zwei der drei Kinder haben das Ende der Dreharbeiten nicht mehr erlebt. Der Film spart hier nichts aus, auch wenn er die Eltern und Angehörigen im Moment der traurigen Gewissheit weitgehend außen vorlässt.

Pauline mag sich derweil nicht auf die Schulmedizin verlassen, sondern ist ständig auf der Suche nach alternativen Wegen wie Chi Gong, um die Krankheit anzugehen. Ihre Gedanken über das Werden und Vergehen und ihren eigenen Platz in der Natur begleitet Riedelsheimer mit eigenen poetischen Naturaufnahmen. Ansonsten hält sich der Filmemacher mit Off-Kommentaren weitgehend zurück. Das, was die Kinder, hier vor allem Pauline, zu sagen haben, bedarf auch keiner weiteren Worte. Obwohl sich Richard und Pauline über ihre Situation gänzlich im Klaren sind, strotzen beide vor Zukunftsplänen, wohl ahnend, dass jede Aufgabe angesichts ihrer Lage eine entgültige Niederlage bedeuten würde.

Neben den Kindern zeigt der Film auch, wie Angehörige, Ärzte und Pfleger mit den Kinder umgehen. Angesichts der enormen Belastung wirkt die Ruhe und Kraft der Eltern mitunter geradezu unheimlich. Man hat das Gefühl, dass der Film hier die Menschen in Phasen des Zweifels und der Not, die sicherlich auch zu einem solchen Prozess von Abschied und Tod gehören, nicht vor die Kamera zerren wollte. Riedelsheimer gelingt hier ein leiser, intensiver Film, der trotz der bedrückenden Thematik Trost und Kraft zu spenden versteht.

Norbert Raffelsiefen

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