Sternwanderer, Der

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Als postmodernes Märchen für Erwachsene könnte man den neuen Film von Matthew Vaughn bezeichnen. In der fantastischen Welt Stormhold erlebt der junge Tristan eine sehr typische Märchengeschichte, voller Prinzen, Hexen und anderer magischer Wesen. Manchmal etwas überfrachtet und bombastisch, überzeugt der Film vor allem mit seiner Mischung aus Pathos und ironischer Brechung des Genres und kann darüber hinaus mit einer ganzen Riege von exzellenten Darstellern in großer Spiellaune aufwarten.

Webseite: www.der-sternwanderer.de

STARDUST
GB/USA 2007
Regie: Matthew Vaughn
Buch: Jane Goldman, Matthew Vaughn, nach dem Roman von Neil Gaiman
Kamera: Ben Davis
Schnitt: Jon Harris
Musik: Ilan Eshkeri
Darsteller: Charlie Cox, Claire Danes, Sienna Miller, Michelle Pfeiffer, Robert De Niro, Peter O’Toole
130 Minuten, Format 1 :2,35 (Scope)
Verleih: Universal
Kinostart: 18. Oktober

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Tristan (Charlie Cox) wächst im beschaulichen englischen Dorf Wall auf und ist ein rechter Einzelgänger. Er ist verliebt in die schöne, aber tumbe Victoria (Sienna Miller), deren Selbstgefälligkeit er noch nicht durchschaut. Um ihr Herz zu gewinnen verspricht Tristan ihr einen Stern zu bringen, der gerade auf die Erde gefallen ist. Seine Suche führt ihn aus dem Dorf, über eine schier endlose Mauer, in die Parallelwelt von Stormhold. Dort ist gerade der greise König gestorben, dessen drei überlebende Söhne nun um das Erbe kämpfen. Gleichzeitig versucht die Hexe Lamia (Michelle Pfeiffer) ebenfalls, den zur Erde gefallenen Stern – genannt Yvania (Claire Danes) – zu finden. Denn durch das Herz eines Sterns, kann eine Hexe wieder ihre ursprüngliche Schönheit erlangen.

Man merkt, an Handlung und Figuren mangelt es dem Film nicht, die zudem oft eher aneinandergereiht wirkt, als wirklich stringent erzählt. Prinzipiell zerfällt „Der Sternwanderer“ dadurch in einzelne Episoden und Szenen, doch was in aller Regel ein Nachteil ist, erweist sich hier erstaunlicherweise als Qualität. Die eigentliche Haupterzählung, in der Tristan den Stern findet und versucht ihn in sein Dorf zurückzubringen ist dabei die uninteressanteste. Wie abzusehen entwickelt sich Tristan zu einem echten Held, der nicht nur kämpfen sondern auch wahre Werte kennen lernt und im Stern seine große Liebe erkennt. Das ist hübsch, aber oft in einem übertriebenen Pathos erzählt. Doch diese lose Handlungsebene, die den Film mehr oder weniger stimmig zum Ende führt, bietet Vaughn die Möglichkeit wunderbare Nebenfiguren- und Handlungen einzuflechten, die die wahre Qualität des Films ausmachen.
Nehmen wir Michelle Pfeiffer. Schon in „Hairspray“ hatte sie offensichtliches Vergnügen daran eine Antagonistin zu spielen. Diesmal ist sie im wahrsten Sinne des Wortes eine Hexe, die sich zunächst mit den Resten des letzten Sterns einen jungen Körper erzaubert, der dann im Laufe des Films immer mehr zusammenfällt und einen bemerkenswerten Mut zur Hässlichkeit offenbart.

Während Pfeiffers Hexe noch eine ganz typische Märchenfigur ist – deren zufriedenes Betrachten ihres nun wieder straffen Hinterns zwar schon den besonderen Humor des Films andeutet – entwickelt der Film an anderer Stelle geradezu das Genre dekonstruierende Qualitäten. Immer wieder werden die „Regeln“ eines Märchens gebrochen, die typischen Handlungsweisen leichtfüßig ironisiert, ohne sie jedoch lächerlich zu machen. Besonders augenfällig ist dies in der Figur des Piraten Shakespeare, mit dem Robert De Niro seine beste Rolle seit Jahren findet. Als Kapitän eines Luftschiffs sieht er sich gezwungen harte Machoposen einzunehmen, um seiner Position als gefährlicher Räuber gerecht zu werden. In der Abgeschiedenheit seiner Kabine jedoch trägt er Kleider und tanzt den Can Can. In vielerlei Hinsicht ist diese Figur emblematisch für den ganzen Film, der es schafft, das Märchengenre gleichzeitig ernst zu nehmen und seine Klischees auf liebevolle Weise zu veralbern.

Michael Meyns