Alle Jahre wieder – Weihnachten mit den Coopers

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Das Fest der Liebe ist nicht immer so besinnlich, wie es in kitschigen Weihnachtsliedern besungen wird. Wenn Familien in geballter Form aufeinander treffen, kommen gern all die Probleme zum Vorschein, die sonst verdrängt werden. Nach diesem Muster funktioniert auch Jessie Nelsons „Alle Jahre wieder – Weihnachten mit den Coopers“, der in typischer Weihnachtsfilm-Manier zahlreiche Konfliktherde anzündet, um am Ende doch zu einem besinnlichen Ende zu finden.

Webseite: www.allejahrewieder.studiocanal.de/

OT: Love the Coopers
USA 2015
Regie: Jessie Nelson
Buch: Steven Rogers
Darsteller: Diane Keaton, John Goodman, Alan Arkin, Olivia Wilde, Amanda Seyfried, Marisa Tomei, Ed Helms, Anthony Mackie
Länge: 105 Minuten
Verleih: Studiocanal
Kinostart: 3. Dezember 2015
 

FILMKRITIK:

Weihnachten bei den Coopers: Das bedeutet ein Familientreffen im Haus von Sam (John Goodman) und Charlotte (Diane Keaton), deren Beziehung, nachdem die Kinder aus dem Haus sind, an einem toten Punkt angekommen ist. Doch auch die Verwandtschaft hat mit mehr oder weniger großen Problemen zu kämpfen: Sohn Hank (Ed Helms) verheimlicht seine Arbeitslosigkeit und sucht auch am Weihnachtstag verzweifelt nach einem Job, um seiner Tochter die gewünschten Geschenke kaufen zu können. Sein Sohn Charlie hat derweil mit Pubertätsproblemen – Pickel, Mädchen – zu kämpfen.

Charlottes Schwester Emma (Marisa Tomei) sieht dem Fest mit Skepsis entgegen, fühlt sie sich doch seit ihrer Kindheit von ihrer erfolg- und kinderreichen Schwester überflügelt. Vergeblich hat ihr Vater Bucky (Alan Arkin) sich bislang bemüht, dass Verhältnis seiner Töchter zu verbessern. Zum Fest bringt der greise Mann Ruby (Amanda Seyfried) mit, Bedienung im lokalen Diner, die nichts rechtes mit ihrem Leben anzufangen weiß. Und schließlich ist da noch Eleanor (Olivia Wilde) Charlottes und Sams zweites Kind, die sich als Schriftstellerin durchs Leben schlägt, am Flughafen den Soldaten Joe (Jake Lacy) kennen lernt und ihn mit nach Hause nimmt, um den Eltern endlich einmal einen potentiellen Ehemann präsentieren zu können.

Ein bunter Reigen von Figuren, über die aus ungewöhnlicher Perspektive erzählt wird: Der Familienhund schildert als Erzählerstimme seinen Blick auf die merkwürdige Welt der Menschen, was zum einen ein hübscher Gag ist, vor allem aber den selbstironischen Ton des Films etabliert. Denn wirklich dramatisch geht es in „Alle Jahre wieder – Weihnachten mit den Coopers“ nur in wenigen Momenten zu, meist bemühen sich Regisseur Jessie Nelson („I am Sam“) und Autor Steven Rogers um einen Tonfall, der zwischen Komik und Ernst angesiedelt ist. Ganz gelingt dies nicht immer, gerade im Vergleich zu einem modernen Weihnachtsfilm-Klassiker wie Richard Curtis „Tatsächlich…Liebe“, der allerdings auch den nicht zu unterschätzenden Vorteil hatte, britisch zu sein. Im Gegensatz zu diesem trockenen Humor, der als idealer Kontrast zur zwangsläufigen Sentimentalität und Süßlichkeit des Themas funktionierte, ist „Alle Jahre wieder“ durch und durch amerikanisch.

Was bedeutet, dass die Komik zum einen oft in argen Klamauk abdriftet, sich zum anderen die im Laufe des Films angehäuften Probleme und Streitigkeiten fast komplett in Wohlgefallen auflösen, Ehen gerettet oder gestiftet werden und Weihnachten tatsächlich zum Fest der Liebe wird. Ganz trauen die Macher diesem Braten jedoch nicht, wagen es nicht, so unverstellt sentimental zu werden, wie der ultimative Weihnachts-Klassiker „Ist das Leben nicht schön“, der sogar direkt zitiert wird. So bewegt sich „Alle Jahre wieder“ oft etwas unbestimmt zwischen Komik und Sentimentalität, findet aber durch seine zahlreichen Erzählstränge nach schwächeren Szenen immer wieder schnell zu gelungeneren Momenten zurück.
 
Michael Meyns