Dope

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Die Zeit tiefergelegter Teenie-Klamotten scheint abgelaufen, der Trend geht klar zu smarten Storys mit sensiblen Helden. So auch bei dieser Komödie, die in Sundance für viel Furore sorgte. Zwei schwarze Jungs und ihre lesbische Freundin geben das Außenseiter-Trio, das zufällig in den Besitz eines dicken Drogen-Pakets gelangt. Die brutalen Gangs toben, doch die cleveren Geeks lassen sich nicht einschüchtern. Mit exzellentem Timing, gelungener Situationskomik, formaler Verspieltheit sowie einem starken Soundtrack von Pharrell Williams gibt diese Coming-of-Age-Comedy eine lässig originelle Antwort auf die gängigen Film-Klischees schwarzer Kids. Amerikanisches Indie-Kino vom Feinsten!

Webseite: www.dope-film.de

USA 2015
Regie: Rick Famuyiuwa
Darsteller: Shameik Moore, Kiersey Clemons, Tony Revolory, Zoe Kravitz, Kimberley Elise
Filmlänge: 104 Minuten
Verleih: Sony Pictures Germany
Kinostart: 28. Januar 2016
 

FILMKRITIK:

„Malcom ist ein Geek“ gibt eine Erzählerstimme (im Original gehört sie Produzent Forest Whitaker!) gleich zu Beginn die Richtung vor. Der junge Held lebt mit der alleinerziehenden Mutter und nutzt gerne einen alten Sony-Walkman, um HipHop der 90er Jahre zu hören. Seine beiden einzigen Freunde, der schüchterne Jib und die selbstbewusste Lesbe Diggy, gelten an der Schule gleichfalls als arge Außenseiter. Das schwarze Teenager-Trio schlägt sich wacker durch alle Mobbing-Attacken. Doch die Karten werden vom Schicksal radikal neu gemischt, als die drei Freunde auf einer Party landen, bei der auch die lokalen Drogen-Dealer feiern. Einer Razzia können die Kids in letzter Minute entkommen, am Morgen danach findet der ahnungslose Malcolm freilich in seinem Rucksack reichlich Drogen. Die heiße Ware ist höchst begehrt, kleinere Gangster und große Ganoven fordern unmissverständlich ihren Anteil. In Gefahr und größter Not wächst das Teenie-Trio jedoch über sich hinaus: Malcolm entwickelt einen höchst raffinierten Plan, der die verdutzten Gangs alsbald überaus uncool aussehen lässt.
 
Die Handlung ist hübsch angerichtet und kurzweilig erzählt. Zu dem Drogenhändler-Krimi gesellt sich eine vergnügliche Coming-of-Age-Geschichte, in der der schüchterne Held sein erstes Glück bei Frauen erlebt und verzweifelt versucht, seine Harvard-Bewerbung abzugeben. Auf solch solidem Story-Fundament lässt sich lässig ein Feuerwerk an Pointen abbrennen, dass die gängigen Kino-Klischees schwarzer Kids gekonnt durch den Kakao zieht, übliche Stereotypen satirisch zerlegt und ihnen smarte Helden entgegensetzt. Newcomer Shameik Moore erweist sich als echter Glücksgriff für die Hauptrolle. Mit unangestrengter Leichtigkeit und charismatischer Leinwandpräsenz gibt er das gebeutelte Versager-Entchen, das sich mit Hilfe seiner zwei Freunde schließlich zum schlagfertigen Sieger-Schwan entwickelt.
 
Ähnlich unbeschwert präsentiert sich Autor und Regisseur Rick Famuyiuwa, der am „Dope“-Schauplatz Inglewood in Los Angeles aufwuchs, und spürbar weiß, wie es in solchen von Gangs dominierten Vierteln zugeht. Er bürstet das Teenie-Genre vergnüglich gegen den Strich, gibt sich bei den Dialogen pointenstark und visuell nicht minder verspielt. Wenn der überraschte Malcolm etwa seinen verpeilten Kumpel von Polizeiautos verfolgt sieht, läuft die Szene im Zeitraffer kurz rückwärts, um zu zeigen, was ein paar Minuten vorher tatsächlich passierte.
 
Als Sahnehäubchen zur flotten Dramaturgie erweist sich ein üppiger Soundtrack, den Pharrell Williams (zugleich Ko-Produzent) auswählte und zugleich vier Songs beisteuerte - die Malcolm mit seiner fiktiven Garagen-Band „Awreeoh“ perfekt aufführt.

Dieter Oßwald