Einmal Mond und zurück

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Den State of the Art im Animationsfilmbereich legen alljährlich US-Studios wie Pixar und Dreamworks fest. Wenn Animationsfilmschmieden aus Europa diesen Stil imitieren, ist das meist schon aufgrund der schmaleren Budgets und kürzeren Produktionszeiten, die sich in vergleichsweise anspruchslosen Animationen manifestieren, zum Scheitern verurteilt. Nicht so bei „Einmal Mond und zurück“ des spanischen Regisseurs Enrique Gato. Mit liebenswerten Figuren, einem starken emotionalen Kern und einer flotten Erzählweise inszeniert Gato ein sehr unterhaltsames Abenteuer, bei dem das Etikett „für die ganze Familie“ absolut zutrifft.

Webseite: www.einmalmondundzurueck.de

OT: Atrapa la bandera
Spanien 2015
Regie: Enrique Gato
Sprecher: Dani Rovira, Michelle Jenner, Carme Calvell, Javier Balas, Camilo García, Toni Mora, Marta Barbará
Länge: 94 Min.
Verleih: Paramount
Kinostart: 09.06.2016
 

FILMKRITIK:

Seinen Großvater Frank kennt der 12-jährige Mike nur aus der Ferne. Der Opa lebt nämlich verbittert in einem Altersruhesitz für NASA-Astronauten, seit er den Posten als Commander der letzten Apollo-Mission im Jahr 1972 wenige Tage vor dem Raketenstart sausen lassen musste. Mit seinem Sohn Scott, der ebenfalls Astronaut ist, und der restlichen Familie spricht er seitdem kein Wort. Während Mikes Vater den sturen Frank längst aufgegeben hat, will Mike die Familie wieder zusammen führen.
 
Eine Gelegenheit dazu erhält der Junge, als der selbstverliebte Milliardär Richard Carson auf den Plan tritt. Der Exzentriker behauptet, dass die Mondlandung der Amerikaner ein Fake war und es also an ihm liege, den Erdtrabanten als erster Mensch der Welt zu bereisen. Die US-Präsidentin beschließt darauf, ebenfalls eine bemannte Apollo-Mission zu starten, um der Weltöffentlichkeit den nötigen Beweis für die US-Mondlandung zu erbringen – und zwar in Form der amerikanischen Flagge, die seit Juli 1969 auf dem Mond steht. Nach einem Sabotageakt und allerhand Verwicklungen landen Mike, seine Freundin Amy und der Großvater im Cockpit der Rakete und heben gemeinsam Richtung Mond ab.
 
Der Originaltitel „Capture The Flag“ bezieht sich auf eine beliebte Mehrspieler-Variante von Videospielen, bei denen gegnerische Teams eine Flagge in ihren Besitz bringen und verteidigen müssen. Ähnlich actionreich geht es auch in „Einmal Mond und zurück“ zu, wenn Mike und seine Freunde Amy und Marty zum Beispiel ein Hochsicherheitsgelände der NASA infiltrieren und dabei in bester James Bond-Manier auf den Speiseplan einer ganzen Armada bissiger Alligatoren geraten. Ein Highlight für sich ist der Leguan Igor, den der Technik-Nerd Marty mit etlichen Gimmicks „aufrüstet“ und der als putziger Sidekick und wahrer Szenendieb für allerhand Turbulenzen sorgt.
 
Beim epischen Finale auf dem Mond übertreibt es Enrique Gato ein wenig mit der Action, auch wenn die Verfolgungsjagd über die Dünen des Erdtrabanten handwerklich gut gemacht ist. Aller Action zum Trotz, die amerikanische Vorbilder mit Charme und einem Hang zur Popkultur imitiert, stehen aber jederzeit die Figuren mit ihren Wünschen, Sorgen und Eigenarten im Mittelpunkt des Abenteuers. „Die Familie ist das Wichtigste,“ sagt Mikes Mutter am Anfang und gibt damit die Richtung vor, die Enrique Gato nie aus den Augen verliert.
 
Christian Horn