Kung Fu Panda 4

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Es hat etwas gedauert, doch nun, acht Jahre nach „Kung Fu Panda 3“, kehrt Pandabär und Drachenkrieger Po auf die große Leinwand zurück. Im Gepäck hat er einmal mehr irre dynamische Animationsaction, die allerdings manchmal auch ermüdet. Inhaltlich kocht der vierte Teil zumeist auf Sparflamme, liefert keine gewichtigen Argumente, warum es diese Fortsetzung unbedingt gebraucht hat.

Regie: Mike Mitchell, Stephanie Stine
Drehbuch: Jonathan Aibel, Glenn Berger, Darren Lemke
Deutsche Sprecher: Hape Kerkeling u. a.
Länge: 94 Minuten
FSK: ab 6 Jahren
Verleih/Vertrieb: Universal Pictures Germany GmbH
Kinostart: 14.03.2024
Website: https://www.upig.de/micro/kung-fu-panda-4

FILMKRITIK:

Sein Leben als Drachenkrieger und Beschützer im Tal des Friedens kostet Po (deutsche Stimme: Hape Kerkeling) noch immer in vollen Zügen aus. Kung-Fu-Meister Shifu bittet ihn jedoch zum Gespräch, da er einer neuen Verantwortung nicht länger aus dem Weg gehen kann. Seine Zeit als aktiver Kämpfer neigt sich ihrem Ende entgegen, denn übernehmen soll der Bär nun die Rolle des spirituellen Führers, die die weise Schildkröte Oogway früher innehatte. Obwohl Po diverse fähige Nachfolgekandidaten für seinen aktuellen Posten in Augenschein nimmt, drückt er sich vorerst um die Auswahl und wirft sich lieber in ein neues Abenteuer.

Schneeleopard Tai Lung, Pos Gegenspieler im ersten Teil, ist – so sieht es zunächst aus – zurück auf der Bildfläche. Doch dann erfährt der Panda von einer diebischen Steppenfüchsin namens Zhen, dass sich hinter der Raubkatze in Wahrheit ein fieses Chamäleon mit erstaunlichen Wandlungsfähigkeiten verbirgt. Dessen Pläne: natürlich alles andere als schön. Um der skrupellosen Widersacherin den Wind aus den Segeln zu nehmen, machen sich Po und Zhen auf den Weg in die Großstadt Juniper City, die sich bereits im Klammergriff des Chamäleons befindet.

Dass Fortsetzungen nicht zwangsläufig Aufgüsse alter Ideen sein müssen, bewies im Animationsbereich in jüngerer Vergangenheit etwa „A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando“. Ergreifend, manchmal erstaunlich tiefgründig und stets unterhaltsam spinnt der vierte Teil der wegweisenden Reihe um den Spielzeugcowboy Woody und dessen Kinderzimmerfreunde die 1995 begonnene Reise weiter. Stellt man „Kung Fu Panda 4“ daneben, fällt dieser erzählerisch deutlich ab.

Po mag vor einer wichtigen Veränderung, einer neuen Reifestufe stehen. Emotional bleibt der Film aber weitgehend flach. Zu wenig Augenmerk legt das Drehbuch nämlich auf die Momente, die für die Charakterbögen eigentlich wichtig wären. Erkenntnisse und Meinungsumschwünge gehen in Windeseile über die Bühne, anstatt einem echten Entwicklungsprozess zu folgen. Kurzum: Handlung und Figuren fühlen sich wie schmückendes Beiwerk an, das nur ja nicht zu sehr von den eigentlichen Attraktionen, den Actionpassagen, ablenken soll.

Was die Verfolgungs- und Kampfsequenzen anbelangt, beweisen die Macher rund um Mike Mitchell und Koregisseurin Stephanie Stine zweifellos einiges an Kreativität. Ausgeklügelt choreografiert und überzeugend mit den Schauplätzen verwoben sind viele der Stunteinlagen in „Kung Fu Panda 4“. Hinzu kommen einfach gestrickte, aber gerade bei jüngeren Zuschauern sicher gut ankommende Slapstick-Nummern, die erfreulicherweise nicht mehr andauernd auf Pos Statur und seine Liebe zum Essen abheben. Verglichen mit dem ersten Teil, der sich trotz einer Bleib-wie-du-bist-Botschaft lustvoll über das Gewicht und die Tollpatschigkeit des Pandabären amüsierte, herrscht inzwischen etwas mehr Zurückhaltung. Danke dafür!

Das hohe Tempo des Films ist freilich Segen und Fluch zugleich. Wenn alles, überspitzt formuliert, ein einziger großer Actionparcours ist, sind Ermüdungserscheinungen irgendwann nicht mehr fern. Für eine willkommene Abwechslung sorgen immerhin die Abstecher zu Mr. Ping und Li Shan, den beiden Vätern Pos, die ihrem Sohn voller Sorge hinterherreisen.

Überwältigungskino in Reinform bietet der Showdown, der allerdings reichlich beliebig daherkommt. Nicht nur spielt ein anfangs als wichtig markiertes Himmelsereignis plötzlich keine Rolle mehr. Auch die Antagonistin verliert jegliches Profil, da sie zu einem vielgestaltigen Over-the-top-Monster mutiert. Kleinen Kindern könnte die krachend-düstere Fantasy-Show im Finale übrigens ganz schön Angst einjagen. Bereits vorher legt „Kung Fu Panda 4“ einige verstörende Bilder und Ideen vor. Keine Ahnung, wer es beispielsweise für einen guten Einfall gehalten hat, drei putzig aussehende, aber blutrünstige Hasen mehrfach Gewalt im Dialog abfeiern zu lassen.

Christopher Diekhaus