The Best of Me – Mein Weg zu dir

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Nicholas Sparks‘ Bücher handeln von Liebe, Sehnsucht, Herz und Schmerz – also von den Dingen des Lebens, was besonders von Frauen geschätzt wird. „The Best of Me“ ist 2011 erschienen. Vor 50 Jahren wäre diese Geschichte mutig gewesen: Ein Pärchen hat sich vor mehr als 20 Jahren getrennt, sie ist verheiratet, beide lieben sich immer noch, doch er wird seine Vergangenheit nicht los, in der er von seinem gewalttätigen Vater beherrscht wurde. Heute sind solche Geschichten nicht mehr sehr mutig, außer vielleicht in den Südstaaten, wo die Story angesiedelt ist. Michael Hoffman hat aus der melodramatischen Vorlage einen Film gedreht, der eher kitschig als romantisch geraten ist und eher rührselig als gefühlvoll.

Webseite: www.senator.de

USA 2014
Regie: Michael Hoffman
Drehbuch: J. Mills Goodloe, Will Fitters (nach dem Roman von Nicholas Sparks)
Kamera: Oliver Stapleton
Darsteller: Michelle Monaghan, James Marsden, Liana Liberato, Luke Bracey, Gerald McRaney, Sebastian Arcelus
118 Minuten
Verleih: Senator
Kinostart: 8. Januar 2015
 

FILMKRITIK:

Als sie 17 sind, lernen sie sich kennen: die niedliche Amanda und der wissbegierige, sensible Dawson. Amanda kommt aus einer wohlhabenden Südstaatenfamilie, während Dawson auf einem verwahrlosten Anwesen mitten in den Sumpfwäldern haust. Er lebt mit einer Gang von Kriminellen, deren Anführer sein gewalttätiger Vater ist. Dawson will raus aus dem White-Trash-Milieu, er glaubt daran, dass er eine Chance hat. Trotz des Klassenunterschieds finden Amanda und Dawson zueinander, sie träumen von einer gemeinsamen Zukunft, doch dann …
 
Der Film beginnt 20 Jahre später. Dawson hat gerade einen schweren Unfall überlebt, und Amanda ärgert sich mal wieder über ihren Mann, als beide parallel die Nachricht erhalten, dass sie zu einer Testamentseröffnung geladen sind. So treffen sie sich nach langer Zeit wieder und entdecken, dass sie einander immer noch lieben. Das ist nun keine direkte Überraschung; etwas raffinierter ist die Konstruktion, dass sich die tragische Geschichte um das Scheitern ihrer Liebe in Rückblenden aufdröselt.
 
Held zu sein bei Nicholas Sparks ist ein harter Job, denn die Schicksalsschläge prasseln wie Hagelkörner vom blauen Südstaatenhimmel. Doch was uns nicht umbringt, macht uns stärker, so lautet eine der leicht fasslichen und prachtvoll allgemein gültigen Botschaften des Films. Gegen das, was Amanda und Dawson an Leid ertragen müssen, erscheint das normal schreckliche Leben der Durchschnittsbürger wie das Paradies auf Erden. Hier liegt vermutlich ein Grund für den Erfolg der Sparks-Romane: Der Autor bedient die Sehnsüchte und Erwartungen seiner Leserinnen mit einem Hauch von Sozialkritik und mit dem Anspruch, eine ziemlich triviale Geschichte konsequent bis zum bittersüßen Ende zu erzählen. Eines ist natürlich klar: Die Guten sind gut, die Bösen sind böse. Aber, man kennt das ja, das Leben ist ungerecht, nicht immer werden die Guten belohnt und die Bösen bestraft. Jedenfalls nicht sofort. Und ob glaubwürdig oder nicht – Sparks lässt seine vom Leben heftig gebeutelten Protagonisten immer noch tiefer ins Unglück stürzen.
 
Michael Hoffman, der so schöne Filme wie „Lieblingsfeinde – eine Seifenoper“ oder „Tage wie dieser – One Fine Day“ gedreht hat, hätte man zugetraut, die rührselige Schmonzette mit Pep und Raffinesse zu inszenieren und aus der banalen Vorlage mit guten Schauspielern, feinen Bildern und etwas Humor einen sehenswerten Film zu machen. Aber offenbar ist Hoffman eher lustlos zu Werke gegangen – herausgekommen ist eine allenfalls solide Leistung mit ein paar schönen Aufnahmen. Ansonsten wirkt seine Arbeit wenig inspiriert. Dafür ist auch die Besetzung verantwortlich, inklusive der Entscheidung, das junge und das ältere Paar mit unterschiedlichen Darstellern zu besetzen, die nicht nur eine komplett andere Ausstrahlung haben, sondern sich auch noch optisch denkbar unähnlich sind. Aus der puppenhaften, jungen Amanda (Liana Liberato) mit dem kessen Mundwerk ist eine beinahe verhärmte Frau (Michelle Monaghan) geworden. Der sensible Dawson (Luke Bracey) ist sehr deutlich zum Manne gereift und hat sich zum kernigen Schönling gemausert, den James Marsden spielt. Während das junge Paar gut miteinander harmoniert, stimmt die Chemie zwischen Michelle Monaghan und James Marsden nur selten. So keusch und züchtig, wie sich die beiden beim Liebesakt verhalten (er behält seine Jeans an, und sie hält den Oberkörper bedeckt), so wenig glaubt man ihnen ihre Liebe. Die ist eine Himmelsmacht, und da kann der Mensch sich noch so lange abstrampeln – niemand hat eine Chance gegen das Schicksal. Das weiß eigentlich jeder. Und es stimmt ja auch immer irgendwie, so wie das Dreizeilen-Horoskop im Regenbogenblättchen. Immerhin werden sich alle Fans von Nicholas Sparks – hoffentlich gerüstet mit Säcken voller Taschentücher – auf eine weitere Begegnung mit Liebe, Leid und Sehnsucht freuen können.
 
Gaby Sikorski