The Happy Film

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Kaum eine Frage treibt den modernen Menschen so sehr um wie der Weg zum Glück. Was macht glücklich? Wie kann man Sorgen überwinden und ein gelasseneres Leben führen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der österreichische Grafikdesigner Stefan Sagmeister seit Jahren in Büchern, einer Ausstellung und Vorträgen und nun auch einem Film, der eine etwas eitle Nabelschau geworden ist, von beschränktem Erkenntnisgewinn, aber mit hübschen grafischen Elementen durchzogen ist.

Webseite: mindjazz-pictures.de

Dokumentation
USA 2016
Regie: Stefan Sagmeister & Ben Nabors
Länge: 93 Minuten
Verleih: mindjazz Pictures
Kinostart: 5. Januar 2017

FILMKRITIK:

Wenn Geld und Erfolg glücklich machen würden, wäre Stefan Sagmeister fraglos ein glücklicher Mensch. Als Grafikdesigner feierte der in Österreich geborene, seit Jahren in New York lebende Sagmeister große Erfolge, designte Plattencover für unzählige Bands von den Rolling Stones über Lou Reed bis Aerosmith. So erfolgreich ist er, dass er es sich leisten kann alle paar Jahre ein Jahr auszusteigen, ein Sabbatjahr zu nehmen und sich mit ganz anderen Dingen zu beschäftigen.
 
Bei einem dieser Exkurse, als sich Sagmeister gerade auf Bali aufhielt, kam ihm die Idee, einen Film über Glück zu machen, der nun, nach langen Jahren fertig ist. Anfangs nur auf eine Produktionszeit von 18 Monaten angelegt, uferte das Projekt „Happy Film“ immer weiter aus, wurde länger und länger und machte am Ende weder Sagmeister glücklich, noch den Zuschauer. Aber das wusste Sagmeister auch selbst und setzt seinem Film den Satz „Dieser Film wird Sie nicht glücklich machen“ voran. Es wäre ja auch etwas albern zu glauben, dass man einfach einen 93 Minuten langen Film anschauen könnte, um glücklich zu werden.
 
Doch was macht Sagmeister in diesem Film? Vor allem setzt er sich selbst ins Bild, spricht häufig direkt in die Kamera, filmt sich, sein Leben und nicht zuletzt seine Frauen auf direkte, um nicht zu sagen exhibitionistische Weise und zeigt seine Suche nach einer Art Glücksformel. Im Gegensatz zu vielen ähnlichen, sehr persönlichen, sehr subjektiven Filmen, die in den letzten Jahren eine Art Selbsthilfefilm-Genre bildeten, geht Sagmeister sein Thema allerdings nicht systematisch oder gar wissenschaftlich an.
 
Seine wichtigste und streng genommen einzige Quelle ist ein Buch des Psychologen Jonathan Haidt mit dem Titel „The Happiness Hyphothesis.“ Drei Wege zum Glück postuliert Haidt darin: Meditation, Therapie und Drogen. Jeweils drei Monate lang probiert Sagmeister die drei Methoden aus, meditiert in Indonesien, sucht lange, bis er in New York eine passende Psychologin gefunden hat und lässt sich schließlich antidepressive Medikamente verschreiben. Vielleicht zufälligerweise, vielleicht auch nicht, verliebt er sich während jeder „Behandlung“ in eine Frau, nur um am Ende die Beziehungen scheitern zu sehen. Ob es einen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Methoden zur Glücksfindung und dem Beginn und anschließendem Scheitern von Beziehungen gibt bleibt offen, wie so vieles in „The Happy Film“.
 
Relevante Erkenntnisse über den Weg oder auch nur Fragen des Glücks darf man hier nicht erwarten, es sei denn, man betrachtet die Erkenntnis, dass „Glück“ ein schwer zu fassendes Konzept ist, als ausreichend. Sagmeister hat im Laufe der jahrelangen Dreharbeiten offenbar leidlich gut weitergelebt, seine Agentur vergrößert, eine weltweit zu sehende, überaus erfolgreiche Ausstellung zum Thema auf die Beine gestellt und zur Bebilderung von Aussagen wie „Now is Better“ oder „Be more flexible“ sehr hübsche grafische Ideen entwickelt. Fans von Sagmeisters Designarbeit kommen dadurch voll auf ihre Kosten, wer relevante Aussagen und Erkenntnisse zum weiten Thema Glück sucht eher nicht.
 
Michael Meyns