The Signal

Zum Vergrößern klicken

Ein Roadtrip dreier Studenten findet ein jähes Ende, als sie auf mysteriösem Wege zu Versuchskaninchen eines Geheimlabors werden. Mit seinem beklemmenden Science-Fiction-Szenario kann Regisseur William Eubank sein Publikum zwar intellektuell herausfordern, jedoch nicht durchgehend unterhalten.

Webseite: www.capelight.de

USA 2014
Regie: William Eubank
Drehbuch: Carlyle Eubank ,William Eubank
Darsteller: Brenton Thwaites, Laurence Fishburne, Olivia Cooke
Filmlänge: 95 Minuten
Verleih: Capelight
Kinostart: 10. Juli 2014
 

FILMKRITIK:

Das soll ein Science Fiction Film sein? Der erste Akt von „The Signal“ wirkt so gar nicht futuristisch, sondern verströmt viel mehr den Charme und die Romantik eines klassischen US-amerikanischen Independent-Films. Drei Freunde unternehmen einen Roadtrip durch die USA. Zwischen dem Liebespaar Nic (Brenton Thwaites) und Haley (Olivia Cooke) kriselt es und es liegt ein Coming of Age-Drama in der Luft.

Doch von einem Moment zum nächsten ist es mit der Indie-Romantik vorbei. Die drei Studenten nehmen einen Umweg, um dem Signal eines Hackers nachzugehen, der sie seit geraumer Zeit belästigt. Kurz kommt ein wenig Gruselstimmung im Found-Footage-Stil auf und plötzlich ist nichts mehr wie es war. Nic findet sich auf einer Krankenstation wider. Ihm gegenüber sitzt ein Arzt (Laurence Fishburne) im Schutzanzug und redet mit hypnotischer Ruhe von Kontamination und Gefahr. Wo ist Nic hier gelandet? Wo sind seine Freunde? Und was ist geschehen?  

Lebt der erste Akt von „The Signal“ noch von der Weite des amerikanischen Westens, verkörpert der zweite Akt das Gegenteil. Wo eben noch Weite war, herrscht nun Enge, Begrenzung und Bedrängung. Wo eben noch warme Farben das Bild dominierten, kneift jetzt ein steriles Weiß unangenehm in den Augen. Der Zuschauer ist ebenso ratlos wie Nic, noch ratloser im Grunde, da nicht mal mehr mit Sicherheit zu sagen ist, ob der Held selbst noch eine verlässliche Informationsquelle oder nicht vielleicht doch an einer Psychose erkrankt ist. Laurence Fishburnes gleichbleibend ruhige Stimme und Überlegenheit erinnert an seine Darstellung des Morpheus in „Matrix“. Und auch in „The Signal“ scheint der Schauspieler wieder eine Rolle an der Grenze zwischen Realität und Illusion zu verkörpern. Doch es gibt keine Wahl zwischen roter und blauer Pille. So einfach ist hier nicht, Wahrheit und Lüge voneinander zu unterscheiden.

Regisseur William Eubank macht es seinem Zuschauer nicht leicht, die Zusammenhänge der Geschichte zu begreifen, die im Laufe des Films nicht klarer, sondern verworrener werden. Im dritten Akt schließlich jagt eine Absurdität die nächste, bis das Publikum vor dem vermeintlichen Rätsel kapituliert, hierdurch aber auch den Kontakt zu den Figuren und deren Schicksal verliert. Wenn die Ereignisse auf der Handlungsebene ihre Glaubwürdigkeit verlieren, kann auch die im ersten Akt so wunderbar natürlich etablierte Beziehungsebene nicht mehr funktionieren. Wo vorher noch Spannung und Neugier auf die Lösung des Rätsels vorherrschten, macht sich im dritten Akt zunehmend Langeweile breit.

„The Signal“ ist durchaus gewagtes Genre-Kino, das jedoch zu viel auf einmal will und damit über das Ziel eines komplexen Science Fiction Streifens hinausschießt. Die drei visuell und narrativ sehr unterschiedlich gestalteten Handlungsakte des Films wirken wie schlecht vernähte Fragmente, die einfach kein harmonisches Ganzes bilden wollen. Dass sich dieses Bild einer forcierten Verbindung von Fremdkörpern auf der Handlungsebene widerspiegelt, verleiht dem Film zwar eine tiefere Ebene, ändert jedoch nichts daran, dass „The Signal“ vor lauter Rätseln zu vergessen droht, das Publikum zu unterhalten.
 
Sophie Charlotte Rieger