A Dark Song

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Es ist wirklich ein dunkles Lied, das Autor und Regisseur Liam Gavin mit seinem Film „A Dark Song“ präsentiert. Ein Horrorfilm im reinsten Sinne des Wortes, der nicht auf ein junges, auf Schockmomente hoffendes Publikum setzt, sondern den Okkultismus der Geschichte möglichst authentisch angeht. Es geht um eine Frau, die mit Hilfe eines Okkultisten ein Ritual abhalten will, dass es ihr ermöglichen soll, mit ihrem toten Sohn zu sprechen.

Website: https://www.cinemaobscure.org/2021/07/darksong.html

Großbritannien / Irland 2016
Regie + Buch: Liam Gavin
Darsteller: Steve Oram, Catherine Walker, Susan Loughnane
Länge: 99 Minuten
Verleih: Cinema Obsure
Kinostart: 7.10.2021

FILMKRITIK:

Sophia hat ein Haus gemietet, das für ihre Zwecke ideal ist. Sie bezahlt den Okkultisten Solomon, mit ihr das Abramelin-Ritual durchzuführen. Lange hat sie sich darauf vorbereitet. Das Haus wird versiegelt, es gibt über Monate hinweg kein Hinauskommen mehr. Ein Ritual nach dem anderen wird abgehalten, alles in der Hoffnung, mit einem Engel in Kontakt treten zu können. Denn Sophia kann den Tod ihres kleinen Jungen nicht verwinden. Doch den wahren Grund, wieso sie sich diesem Ritual unterziehen will, enthüllt sie auch Solomon nicht.

Liam Gavin, der zuletzt zwei Folgen der Netflix-Serie „Spuk in Bly Manor“ inszeniert hat, hat mit „A Dark Song“ einen faszinierenden Horrorfilm abgeliefert, der sich den typischen Genre-Einordnungen entzieht. Denn dies ist kein Film für ein jugendliches Publikum, das auf schnelle Schocks aus ist. Vielmehr ist dies ein Film, der von seiner Atmosphäre lebt, der langsam erzählt ist, der sich die Zeit nimmt, die Figuren, aber auch die okkulten Rituale in den Fokus zu rücken.

„A Dark Song“ ist ein düsteres Kammerspiel, das das Interieur des Hauses in Dublin, wo gedreht wurde, sehr gut zu nutzen weiß, aber auch bei den Außenaufnahmen auf die Dramatik der Wolkenformationen, die man in Irland immer wieder sieht, setzen kann. Der Film lebt von seiner Stimmung. Er ist faszinierend, weil er sich die Zeit nimmt, die Protagonisten ihre okkulten Rituale durchführen zu lassen. Dabei stellt sich das Gefühl von etwas Urtümlichen ein.

Der Film ist so etwas wie eine Rückkehr zu den Wurzeln dessen, aus dem sich das Horrorgenre entfaltet hat. Ein Blick auf eine Zwischenwelt, in der Menschen an Magie glauben und sich ihr hingeben. Das hat seinen Reiz, zumal man immer auch das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt. Dass die Protagonistin vor dem Okkultisten, aber auch vor dem Zuschauer etwas zurückhält.

Die Auflösung könnte man als Twist ansehen. Nicht jeder mag mit ihr einverstanden sein, im Kontext der Erzählung funktioniert dieses Ende jedoch. Es führt zu dem Gespräch zwischen der Protagonistin und dem Okkultisten am Anfang zurück, als es um die Selbstreinigung ging, die im Vorfeld für den Ritualzyklus vonnöten war.

Der Film ist visuell in seiner Düsternis ansprechend, akzentuiert von Ray Harmans ausdrucksstarker Musik. „A Dark Song“ ist ein spiritueller Horrorfilm. Etwas für Menschen, die nicht billige Schocks suchen, sondern sich auf die Stimmung eines intensiven Films einlassen wollen.

Peter Osteried