Bodies Bodies Bodies

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Auch weiterhin überzeugt die Produktionsschmiede A24 mit Filmen, die ganz klar ihrem Genre verhaftet sind, aber eben auch mehr als das sind. Im Kern ist „Bodies Bodies Bodies“ ein Slasher-Film, der aber auf dem Weg vom ersten Drehbuch zur fertigen Fassung eine Transformation hinlegte. Weg vom eingängigen Slasher-Sujet, hinzu sozialer Satire im Horrorgewand. Es geht um eine Gruppe junger Leute, die während eines Hurricanes glauben, dass einer von ihnen ein Mörder ist, nachdem ein anderer aus der Gruppe tot aufgefunden wurde.

Webseite: www.bodies-film.de

USA 2022
Regie: Halina Reijn
Buch: Sarah DeLappe, Kristen Roupenian
Darsteller: Amandla Stenberg, Maria Bakalova, Rachel Sennott

Länge: 94 Minuten
Verleih: Sony
Kinostart: 27. Oktober 2022

FILMKRITIK:

Sophie (Amandla Stenberg) fährt mit ihrer Freundin Bee (Maria Bakalova) zu einem abgeschiedenen Herrenhaus, in dem ihre Freunde einen Hurricane aussitzen wollen. Sie hat sie lange nicht mehr gesehen, und so herzlich der Empfang auch ist, wird doch schnell klar, dass zwischen ihnen allen viel vorgefallen ist. Dinge, die brodeln und die in einer Extremsituation wieder an die Oberfläche kommen. Denn als einer von ihnen tot aufgefunden wird, fällt der Verdacht auf den deutlich älteren Greg (Lee Pace), den eine der jungen Frauen erst seit Kurzem kennt. Aber ist er wirklich der Killer?

In der ursprünglichen Version des Skripts war „Bodies Bodies Bodies“ ein gängiger Slasher-Film. In der jetzigen Form ist er mehr. Er lässt den Figuren Raum, sich zu entfalten. Man erfährt schon früh von den Schwierigkeiten, die existieren, und die im Lauf des Films zu einer Eskalation führen. Denn irgendwann traut niemand mehr irgendjemandem, und untermauert wird das durch Dinge, die man dem einen über den anderen gesagt hat, die aber eigentlich keiner wissen darf, und die nun natürlich offenbart werden.

In seinen besten Momenten wird der Film zur Sozialsatire über die Losgelöstheit der Reichen von dem, was man als Normalität bezeichnen würde. Hier treffen die Reichen auf die Neureichen, auf die herabgeblickt wird – oder die gar als „gehobene Mittelschicht“ bezeichnet werden. Die Liebenden auf die Ex-Liebhaber, die Abgewiesenen auf die Begehrten, die Charakterschwachen auf die Starken, und inmitten von all dem steht die Frage, wie weit man auch Menschen, die man liebt, wirklich trauen kann. Ebenso arbeitet das Ganze mit einem Maß der Selbsttäuschung der Figuren, die sehr schön illustriert, wie weit Menschen bereit sind, selbst das Offensichtliche zu verleugnen, wenn sie sich der eigenen Schuld nicht stellen wollen.

Der Film, der über weite Teile hinweg mit natürlicher Beleuchtung gestaltet ist und damit eine düstere Atmosphäre erzeugt, ist das, was man bei einer A24-Produktion einfach erwartet – ein Horrorfilm mit Mehrwert, weil er ebenso gut als Drama funktioniert. Und zwar als eines, das mit einem bitterbösen Ende aufwartet, das alles, was man zuvor gesehen hat, auf den Kopf stellt. Ein auf mehreren Ebenen vergnüglicher Film, der bei der großen Konfrontation nicht nur dramatisch, sondern in seiner Überzeichnung der Figuren auch herrlich schräg ist.

Peter Osteried