Cop Secret

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„Cop Secret“ war 2021 der erfolgreichste isländische Film überhaupt. Das mag angesichts einer Bevölkerung von nur etwa einer Viertelmillion Menschen nicht gar so beeindruckend wirken, aber dennoch: Der Film sieht angesichts der Möglichkeiten in Island auch ziemlich gut aus. Und mit seiner Geschichte über zwei Supercops, die rabiat ermitteln, aber ein Auge aufeinander geworfen haben, funktioniert der Film auch als Komödie ziemlich gut.

Webseite: https://www.mfa-film.de/kino/id/cop-secret/

Island 2021
Regie: Hannes Þór Halldórsson
Buch: Nína Petersen, Sverrir Þór Sverrisson, Hannes Þór Halldórsson
Darsteller: Auðunn Blöndal, Egill Einarsson, Sverrir Þór Sverrisson, Steinunn Ólína Þorsteinsdóttir

Länge: 100 Minuten
Verleih: MFA+
Kinostart: 23. Juni 2022

FILMKRITIK:

Bússi und Hörður sind die coolsten Cops Islands. Der eine ein echter Stadtbulle, der andere vom Land. Der eine ein Ausbund toxischer Männlichkeit, der andere reich, gebildet und pansexuell. Zusammen ermitteln sie im Fall von Raubüberfällen, bei denen einfach nichts gestohlen wurde. Dabei kommen sich die Supercops näher, was so gar nicht mit ihrem Bild von Männlichkeit harmoniert. Aber das coole, harte Bullenherz will, was es will, allen Vorurteilen zum Trotz. Alles steuert auf einen Höhepunkt zu – zwischen Bússi und Hörður, aber auch während eines Fußballspiels der isländischen Frauennationalmannschaft.

Das britische Magazin „Sight & Sound“ beschrieb „Cop Secret“ als isländische Antwort auf „Die nackte Kanone“. Weit passender wäre aber ein Vergleich mit „Hot Fuzz“. Denn beide Filme haben es sich auf die Fahne geschrieben, das Actiongenre der 1980er Jahre durch den Kakao zu ziehen. In den 1980er Jahren waren Cops noch harte Hunde, Männer weinten nicht, und Gauner wurde gerne auch einfach zum Spaß verprügelt. All das hat man nun auch in „Cop Secret“. Der Film imitiert das Kino der 1980er, setzt aber mit beißendem Humor und krasser Situationskomik noch eins drauf. Das sieht man schon bei der Verfolgungsjagd am Anfang, die ganz, ganz klassisch ist – und dann überdreht, wenn man merkt, dass auf dem Rücksitz des Polizeiwagens auch noch ein Kleinkind sitzt.

Der Film nutzt die Mechanismen der Buddy-Action-Komödie, wie sie gerade in den 1980er Jahren populär war, vermengt zur Melange aber auch eine Portion „Brokeback Mountain“ dazu. Die coolen Supercops sich ineinander verlieben zu lassen und sie so mit der eigenen Vorstellung von Männlichkeit kollidieren zu lassen, ist der große Geniestreich dieses Films. Denn damit betritt „Cop Secret“ auch tatsächlich ganz neues Terrain. Der Film ist so nicht nur Hommage und Parodie auf ein längst vergangenes Genre, sondern auch aktuell, da er sich allem Humor zum Trotz mit dem Thema toxischer Maskulinität befasst. Es ist faszinierend, die beiden Supercops dabei zu sehen, wie sie versuchen, ihrer eigenen Leidenschaft zu entgehen, aber sich eingestehen müssen, dass das eben ist, wer sie sind.

Gerade dieses Element erhöht „Cop Secret“ auch, der ansonsten aber auch eine erstaunlich gut gemachte Actionkomödie ist, die mit einem Bruchteil einer Hollywood-Produktion umgesetzt wurde, aber technisch locker mit internationalen Filmen mithalten kann. Ein sehr vergnüglicher Film mit einem coolen Duo, inszeniert von Hannes Þór Halldórsson, der hier sein Langfilmdebüt gibt, ansonsten aber den Torhüter der isländischen Fußballnationalmannschaft spielt.

 

Peter Osteried