Das schwarze Quadrat

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Leicht fällt es, sich über manche Absurdität des Kunstbetriebs lustig zu machen, der sich oft allzu ernst nimmt. Im Ansatz bemüht sich Autor und Regisseur Peter Meister in seinem Regiedebüt „Das Schwarze Quadrat“ genau darum, doch sein auf einem Kreuzfahrtschiff spielender Film wird schnell zur harmlosen Klamotte, die trotz guter Besetzung kaum überzeugen kann.

Website: https://port-prince.de/projekt/das-schwarze-quadrat-at/

Deutschland 2021
Regie & Buch: Peter Meister
Darsteller: Bernhard Schütz, Jacob Matschenz, Sandra Hüller, Victoria Trauttmansdorff, Pheline Roggan
Länge: 105 Minuten
Verleih: Port au Prince, Vertreib: 24 Bilder
Kinostart: 25.10.2021

FILMKRITIK:

Den zwei Kunstdieben Vincent (Bernhard Schütz) und Nils (Jacob Matschenz) ist der große Coup gelungen: Sie haben Kasimir Malewitschs legendäres futuristisches Gemälde Schwarzes Quadrat gestohlen. Der Verkauf der Stilikone des 20. Jahrhunderts soll nun ausgerechnet auf einem Kreuzfahrtschiff erfolgen. Doch der Komplize mit den Tickets taucht nicht auf und so fällt das Duo eine folgenschwere Entscheidung: Sie überfallen zwei Männer und stehlen deren Tickets, Koffer – und Jobs.

Als Doppelgänger von Elvis Presley und David Bowie sollen sie das Vergnügungswillige Publikum bespaßen, doch da Vincent und Nils weder aussehen wie die Vorbilder, noch singen können, ist die Irritation groß. Besonders die Bordpianistin Mia (Pheline Roggan) schöpft schnell verdacht und stößt bald auf das versteckte Gemälde. Kurzerhand malt Vincent eine neue Version, ein schwarzes Quadrat zu malen kann schließlich jedes Kind, doch auch diese zweite Version verschwindet bald und so entsteht eine dritte. Ob sich Martha (Sandra Hüller), die Komplizin der russischen Auftraggeber jedoch von so einer plumpen Fälschung täuschen lässt, ist eine offene Frage.

„Ist das Kunst oder ist das weg?“ wird auf dem Plakat von Peter Meisters Debütfilm „Das Schwarze Quadrat“ gefragt, in Abwandlung der beliebt-ironischen Frage: „Ist das Kunst oder kann das weg?“, die andeuten soll, dass manche Kunst angeblich nicht als Kunst wahr zu nehmen oder gar ernst zu nehmen ist. Ein bloßes schwarzes Quadrat bietet sich in diesem Sinne natürlich an, doch eine pointierte Satire über die Absurditäten des Kunstbetriebs ist „Das Schwarze Quadrat“ nicht.

Ein wenig mag das Wechseln der Identität zweier Gauner auf der Flucht an Billy Wilders „Manche mögens’s heiß“ erinnern, ein Vergleich, bei dem kaum ein Film bestehen würde. Treffender wäre es wohl „Das Schwarze Quadrat“ mit einer Folge des „Traumschiffes“ zu vergleichen. Ein Kreuzfahrtschiff als Mikrokosmos, wo unterschiedliche Charaktere notgedrungen auf relativ beengtem Raum ein paar Tage gemeinsam verbringen und angesichts des gleichmäßigen Wellengangs zunehmend nach ein bisschen Abwechslung und wenn möglich Spannung lechzen.

Die ist in dieser Klamotte allerdings rar, denn was das Figurenensemble hier durchlebt ist wenig einfallsreich oder originell, erschöpft sich in Verwechslungen und Konflikten, die sich so schnell auflösen wie sie entstehen. Eine Schauspielerin wie Sandra Hüller wirkt da wie im falschen Film, verleiht dem Geschehen für Momente eine Autorität, die einen besseren Film verdient hätte als eine Story voller Plotlöcher und Unglaubwürdigkeiten.

Michael Meyns