Der Bauer und der Bobo

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Kurt Langbeins Dokumentarfilm über einen Bauern, der nachhaltig lebt und arbeitet, aber auch die modernen Techniken nutzt, ist ausgesprochen interessant. Und das nicht nur, weil es um das Leben dieses Bauern geht, sondern auch um jemanden, der konträrer Meinung ist und den er fordert, etwas Zeit auf seiner Alm zu verbringen. „Der Bauer und der Bobo“ zeigt auch, wie wichtig es ist, mit Menschen anderer Meinung zu sprechen. Man kann überrascht werden, wie nah bei einander man doch eigentlich ist.

Webseite: https://www.24-bilder.de/filmdetail.php?id=908

Österreich 2020
Regie + Buch: Kurt Langbein
Darsteller: Christian Bachler, Florian Klenk

Länge: 96 Minuten
Verleih: 24 Bilder
Kinostart: 29. September 2022

FILMKRITIK:

Im Internet wird Bio-Bergbauer Christian Bachler als „Wutbauer“ bekannt. Er fordert schließlich Florian Klenk, den Chefredakteur der Wochenzeitung „Falter“ heraus, eine Woche bei ihm zu verbringen und mitzuarbeiten. Denn ihm missfiel, was Klenk über das Bauerntum sagte. Als sie sich treffen, sind sie per Du. Denn hier oben, so der Bauer, siezt man nur die Arschlöcher. Aus Bachler und Klenk werden Freunde und beide setzen sich gemeinschaftlich für eine nachhaltige Landwirtschaft ein.

Den Biobauern setzt die Mixtur aus Konkurrenz der Massentierhaltung, die Agrarpolitik der EU und sinkende Preise zu, und auch Christian Bachler hatte damit zu kämpfen, da sein Hof zwar wirtschaftlich gut dastand, die Schulden der Vergangenheit ihn jedoch zu erdrücken drohten. So geht es in dem Film auch darum, wie man das Netz instrumentalisieren kann, um Hilfe zu finden. Weil den Menschen etwas daran liegt, dass Nachhaltiges auch erhalten bleibt.

Zugleich ist der Film interessant, weil er zeigt, wie Bachler das Internet nutzt, um seine selbstgemachte Ware an den Mann zu bringen. Das ist beispielhaft dafür, dass Bio-Bauern neue Wege beschreiten können. Bachler vergleicht das Internet und seine Wirkkraft für die Landwirtschaft mit der Erfindung des Traktors – nur dass damals Personal wegrationalisiert wurde und heutzutage aufgrund des Online-Shop-Aufkommens neues vonnöten ist

„Der Bauer und der Bobo“ ist zugleich aber auch die Geschichte einer unwahrscheinlichen Freundschaft. Christian Bachler und Florian Klenk könnten unterschiedlicher nicht sein, aber sie begegnen einander ohne Vorurteile, und sie lernen den anderen schätzen. Unterschiedliche Meinungen müssen nicht trennen und spalten, sie können auch die Basis für eine Verständigung sein. Hier führt sie zu einer Freundschaft, die darin gipfelt, dass beide für nachhaltige Landwirtschaft arbeiten. Weil sich Landwirtschaft ändern muss, wenn sie abseits der großen Konzerne überleben will.

Und sie sollte überleben, weil der Mensch hier mit Natur und Tierwelt in Einklang leben kann. Wenn Bachler ein Schwein schlachtet, dann mag das nicht schön anzusehen sein, aber es verdeutlicht auch nur, wie entkoppelt der Mensch von der Nahrungsmittelproduktion ist. Er hat ausgeblendet, wie Tiere in den Schlachthöfen sterben. Dagegen ist das Sterben auf der Alm eines, das nicht mit Qual einhergeht, sondern mit einer gewissen Natürlichkeit.

„Der Bauer und der Bobo“ ist ein wichtiger Film, der Denkanstöße bietet.

 

Peter Osteried