Der Maler

Zum Vergrößern klicken

Einem Film wie „Der Maler“ kann man sich nur schwer nähern. Weil er sich einer genauen Einordnung entzieht. Er erzählt davon, wie Albert Oehlen ein Gemälde erschafft. Aber eine Dokumentation ist der Film auch nicht. Eher schon ein Dokudrama, da Oliver Hirschbiegel Ben Becker den Künstler darstellen lässt und ihn beim Schaffensprozess begleitet, derweil bedeutungsschwangere Off-Kommentare gesprochen werden – im Original immerhin von Charlotte Rampling. Leichte Kost ist dieser Film aber keinesfalls.

Webseite: https://dermaler.der-filmverleih.de/

Deutschland 2021
Regie: Oliver Hirschbiegel
Buch: Ben Becker, Albert Oehlen
Darsteller: Ben Becker, Gudrun Gut, Charlotte Rampling

Länge: 98 Minuten
Verleih: Der Filmverleih GmbH
Kinostart: 16. März 2023

FILMKRITIK:

Die weiße Leinwand ist der Feind des Künstlers. Aber weiß bleibt die Leinwand ja nicht lange, darum fürchtet Albert Oehlen sie auch nicht. Er greift sie an, er sieht die Kunst, die sich auf ihr abzeichnen wird, er legt los mit dem Pinsel – und aus verlaufenen Farben wird durch gezielten Strich Kunst. Der Schaffensprozess steht im Mittelpunkt. Schritt für Schritt nähert man ihm sich, wobei die Emotionen des Künstlers blankliegen.

Ein narrativer Film ist „Der Maler“ nicht, eine Dokumentation aber auch nicht. Er existiert irgendwo dazwischen, ist Dokudrama und Experimentalfilm zugleich, da Becker nicht nur wild gestikuliert und artikuliert, sondern auch seine eigene Kunst zum Besten gibt – die der Improvisation. Er ist ein Künstler, der einen Künstler spielt, der Kunst erschafft. Das mutet wie eine endlose Schleife an, weil der Film natürlich auch ein Kunstwerk ist. Alles ist verschachtelt, miteinander verbunden, bedeutungsschwanger.

Dazu passen dann auch die Off-Kommentare von Charlotte Rampling. Im Deutschen hat Gudrun Gut, die Sängerin und Komponistin, die auch Gründungsmitglied der Band Malaria ist, den Sprechpart übernommen. Die Weisheiten, die hier zum Besten gegeben werden, könnten aus einem Poesiebuch stammen. Keinem besonders gutem. Wenn es heißt „Man muss die Dummheit sehen, um sie zu ordnen“ oder „Die schönste Farbe ist nichts anderes als Pinselfutter“, dann soll das eindrucksvoll klingen. Aber es sind Plattitüden. Worthülsen, die keinerlei Bedeutung haben.

Das ist auch die Schwäche des Films. Er schafft es nicht, ein Gefühl für Albert Oehlen zu erschaffen. Es gelingt ihm aber auch nicht, den Schaffensprozess wirklich näherzubringen. Im Grunde hat man das Gefühl, einem Selbstdarsteller zuzusehen. „Der Maler“ bietet keine Einblicke, er erzeugt kein Verständnis und auch keinerlei Anknüpfungspunkte für das Publikum. Im Grunde ist der Film ein Experiment, das seinem Regisseur, aber auch dem Hauptdarsteller große Freude bereitet haben dürfte, das aber sperrig und unzugänglich für alle anderen ist.

 

Peter Osteried