Der Schneeleopard

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Zwei Männer begeben sich auf die Suche nach dem Schneeleoparden, der im tibetischen Hochland lebt und vor dem Aussterben steht. Es ist eine kontemplative Reise. Eine, die durch eine Landschaft führt, die atemberaubend ist, und die den Blick dafür schärft, die Natur um uns herum wahrzunehmen. „Der Schneeleopard“ ist eine Ode an die Schönheit dieser Welt und eine Mahnung, sie auch zu bewahren.

Website: https://www.mfa-film.de/kino/id/der-schneeleopard/

La panthère des neiges
Frankreich 2021
Regie + Buch: Marie Amiguet, Vincent Munier
Länge: 92 Minuten
Verleih: MFA+
Kinostart: 10.3.2022

FILMKRITIK:

Der Natur- und Wildlife-Fotograf Vincent Munier und der Schriftsteller Sylvain Tesson suchen im tibetischen Hochland nach dem Schneeleoparden. Es gibt nur noch wenige Exemplare dieser Gattung, so dass es schwierig ist, überhaupt einen Blick auf das scheue Tier zu erhaschen. Die beiden Männer durchstreifen das Gebirge, folgen Spuren, warten, fotografieren. Die Suche nach diesem Tier ist auch eine Reise in das eigene Ich und eröffnet einen Dialog über den Platz des Menschen in einer Welt, deren Natur immer mehr schwindet.

Vincent Munier ist der dreimalige „BBC Wildlife Photographer of the Year“ und hat die Bilder dieses Trips in seinem Buch „Zwischen Fels und Eis“ zusammengefasst, während Sylvain Tesson seine Erfahrungen im Buch „Der Schneeleopard“ schildert. Der Film ist so etwas wie das Beste beider Welten. Er bietet die großartigen Bilder von Flora und Fauna des tibetischen Hochlands, aber auch die Introspektive, die einem Buch leicht möglich ist, einem Film aber nicht immer gelingt. Hier jedoch schon.

„Der Schneeleopard“ ist ein fast schon mystischer Film, bei dem die Frage, ob das titelgebende Tier am Ende wirklich gesehen wird oder nicht, beinahe schon zur Nebensache wird. Die Suche ist auch spannend, keine Frage, in erster Linie ist dies jedoch ein Film, der die Schönheit unserer Welt feiert, aber auch den Schmerz in sich trägt, dass diese Pracht immer mehr vergeht. Der Film ist für beide Männer eine kontemplative Reise. Munier zieht sich in Gegenden wie diesen zurück, um den Menschen zu entkommen und seine eigene Verbundenheit zur Natur zu spüren, Tesson macht eine Wandlung durch. Er erkennt, dass er in dem Hamsterrad festsaß, vor dem er andere warnte.

Immer auf Achse, von einem Land zum anderen, vom Flugzeug in den Zug, immer unterwegs, immer das nächste Ziel vor Augen, aber die Menschen beschwörend, endlich mal zum Stillstand zu kommen. Den hat er selbst nicht erreicht, bei dieser Reise ins Hochland gelingt es ihm aber. Er entwickelt ein gänzlich neues Auge für die Umwelt um ihn herum, für alles, das lebt und gedeiht und doch so häufig unbeachtet bleibt.

„Der Schneeleopard“ ist eine Ode an die Schönheit dieser Welt, untermalt von der großartigen Musik von Nick Cave und Warren Ellis, die meinten: „Dieser Film hat es verdient, seine eigene musikalische Stimme zu haben.“ Und die hat er. Sie umschmeichelt den Zuschauer, während er den vielen Tieren des tibetischen Hochlands begegnet und ausharrt, um einen Blick auf den Schneeleoparden zu erhaschen.

Peter Osteried