Eiffel in Love

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Bereits seit 1997 wurde versucht, den Film Wirklichkeit werden zu lassen. Einst war Luc Besson an der Umsetzung interessant und dachte an Gerard Depardieu und Isabelle Adjani für die Hauptrollen. Erst mit der jungen Produzentin Vanessa van Zuylen kam jedoch Bewegung in das Projekt. Die Geschichte vom Bau des Eiffelturms ist dabei verbunden mit einer Liebelei, deren Anfang in der Realität fußt, deren Fortgang jedoch von Caroline Bongrand ersonnen wurde.

Website: https://www.constantin-film.de/kino/eiffel-in-love/

Eiffel
Frankreich 2021
Regie: Martin Bourboulon
Buch: Caroline Bongrand
Darsteller: Romain Duris, Emma Mackey, Pierre Deladonchamps
Länge: 108 Minuten
Verleih: Constantin
Kinostart: 18.11.2021

FILMKRITIK:

Erst sträubt sich Gustave Eiffel (Romain Duris), einen mehrere Hundert Meter hohen Turm in Paris zu bauen, dann – ganz plötzlich – ändert er seine Meinung und riskiert für den Bau sogar sein eigenes Vermögen. Angetrieben wird er dabei von der Liebe – zum Bau eines Monuments für die Menschheit, aber auch zu Adrienne (Emma Mackey), die er vor mehr als 20 Jahren traf, die er heiraten wollte und die dann verschwand. Nun ist sie als Angetraute eines anderen wieder in Eiffels Leben getreten – und er muss sich entscheiden: für die Liebe oder für sein größtes Werk.

Der deutsche Titel ergibt sich wohl aus „Shakespeare in Love“, Gemeinsamkeiten, die darüber hinausgehen, dass es um eine Romanze einer historischen Person geht, sind aber nicht vorhanden. Denn „Eiffel in Love“ ist deutlich mondäner gestaltet, weniger verspielt, immer etwas entrückt. Für die Geschichte nahm man sich Freiheiten. Dass Eiffel und Adrienne heiraten wollten, als er 28 und sie 18 war, ist ein Fakt, dass es nicht dazu kam auch. Es ist auch bekannt, dass beide sich später wieder sahen, aber sehr viel später, als der Film propagiert. Der Film stellt jedoch die Frage, was gewesen wäre, wenn sich beide vor dem Bau des Eiffelturms wiedergesehen hätten. Mehr noch: Was, wenn dieser Turm der immense Ausdruck für Gustaves Liebe gewesen wäre?

Einerseits hält man sich also an die Historie, andererseits geht man eigene Wege. Das ist keineswegs problematisch. Problematisch ist nur, dass sich aus beiden Teilen der Geschichte nie ein homogenes Ganzes formt. Die Liebesgeschichte, aber auch der Turmbau überschattet immer wieder die jeweils anderen Ereignisse. Beides kommt dabei zu kurz, der Turmbau insbesondere.

Zwar geht der Film auf die anfänglichen Probleme des Baus ein und berichtet von Streiks, von Geldproblemen, von einer Öffentlichkeit und einer Presse, die den Turm verdammt, aber zum Ende hin ist das alles beiseite gefegt. Es gibt einen Zeitsprung und der Turm ist fertig. Eingeweiht wird er unter Jubel und Getöse. Aber wie wurden die mannigfaltigen Probleme gelöst? Dafür interessiert sich „Eiffel in Love“ ganz plötzlich gar nicht mehr. Das Ende ist aber unbefriedigend, weil es im Film eben nicht nur um den Turm geht, sondern mehr um das, für das er steht.

Romain Duris ist in der Hauptrolle gut, Emma Mackay, bekannt aus der Netflix-Serie „Sex Education“ auch. Aber während Duris mit abrasiertem Bart tatsächlich jünger spielen kann, überzeugt die in ihren frühen 20er Jahren befindliche Mackay als Mittvierzigerin eher nicht. Bei der Besetzung hätte man das vielleicht bedenken sollen, zumal die Chemie zwischen Duris und Mackay auch nie wirklich spürbar ist.

Wirklich gelungen sind letztlich nur die finalen Einstellungen, wenn die Form des Turms solch immense Bedeutung erlangt.

Peter Osteried