Ein Mann namens Otto

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Katzen gehen immer. Zumal wenn sie hübsch anzusehen sind und selbstbewusst ihren eigenen Kopf durchsetzen. Tom Hanks geht sowieso. Kaum ein Hollywood-Star hat Beliebtheitswert wie der 66-jährige, doppelte Oscar-Preisträger. Ein Besteller als Roman sowie eine oscarnominierte schwedische Verfilmung runden das Rezept für ein erfolgreiches Hollywood-Remake ab. Der findige 007-Erneuerer Marc Forster (James Bond - Ein Quantum Trost) macht daraus eine überaus unterhaltsame Griesgram-Tragikomödie der ziemlich bewegenden Art.

Webseite: https://www.sonypictures.de/filme/ein-mann-namens-otto

US 2022
Regie: Marc Forster
Darsteller: Tom Hanks, Mariana Treviño, Rachel Keller, Manuel Garcia-Rulfo
Filmlänge: 126 Minuten
Verleih: Sony
Kinostart: 2.Februar 2023

FILMKRITIK:

„Er mag Menschen….die ihn in Ruhe lassen“, heißt es programmatisch auf dem Filmplakat. Gleich zum Auftakt wird klar, welcher Nörgler dieser Otto (Tom Hanks) ist: Wegen einer Kleinigkeit macht er im Baumarkt den großen Wirbel. Die neuen Nachbarn erfahren bereits beim Einzug, welcher chronisch schlecht gelaunte Miesepeter da neben ihnen wohnt. Immerhin unterbricht Otto ihretwegen sogar spontan seinen Suizidversuch. Den Tod seiner geliebten Frau kann der Witwer nicht verwinden. Daher möchte er seinem Leben ein Ende setzen. Bis es soweit ist, mischt er das Leben der anderen allerdings noch gehörig auf. Ob Katze oder Paketbote, für Otto taugt alles als Zielscheibe für seinen Frust. Selbst die gut gemeinte Abschiedsparty in der Firma quittiert der verbitterte Misanthrop mit wüsten Beschimpfung aller Kollegen. Ein bisschen schimmert der weiche Kern unter der verhärteten Schale allerdings durch, als Otto den tölpelhaften Nachbarn kurz entschlossen beim Einparken behilflich ist. Gegen die ansteckende Herzlichkeit der hochschwangeren Marisol hat selbst der überzeugte Miesepeter fortan keine Chance - da liegt der Beginn einer wunderbaren Freundschaft flirrend in der Luft.

Mir Rückblenden entwickelt sich die wahre Geschichte des einsamen Helden. Auf einem Bahnhof trifft der junge Otto (gespielt von Sohnemann Truman Hanks) durch Zufall einst jene Frau, die zur Liebe seines Lebens werden sollte. Dem romantischen Kennen lernen von Sonya folgt die glückliche Beziehung. Bis ein jäher Schicksalsschlag alles ändert und Otto  zunehmend am Sinn des Lebens zweifelt. Doch wenn man glaubt, es geht nicht mehr, kommt bekanntlich von irgendwo ein Lichtlein her. Sei es ein geplanter Suizid-Versuch, der ihn zum gefeierten Lebensretter macht. Eine fröhliche Nachbarin, deren Charmeoffensive nicht enden will. Oder jene hübsche, streunende Katze, die wie selbstverständlich ihren Willen durchsetzt.

Bei einem chronisch liebenswerten Sympathieträger wie Tom Hanks mag man Bedenken haben, ob er den Kotzbrocken überhaupt glaubhaft geben kann. Er ist der ewige „Forrest Gump“ und kaum ein fieser Grump. Doch weit gefehlt, auch als Griesgram vermag der 66-Jährige zu überzeugen - zumal dieser Otto ja durchaus einen weichen Kern besitzt. Die Emotionen seines tief verzweifelten Helden präsentiert Hanks gleichfalls mit souveräner Glaubhaftigkeit. Da stimmt jede Mimik und sitzt jeder Blick. Mit Gattin Rita Wilson als Produzentin und Sohn Truman als Darsteller gerät dieser Otto zum echten Familienunternehmen.

Der in Ulm geborene Schweizer Marc Forster bleibt dem schwedischen Original weitgehend treu. Was im Fall eines gelungenen Originals keineswegs ein Fehler ist: Besser gut aufgewärmt als schlecht neu gemacht. Was für Suppen und Gulasch gilt, kann bekanntlich auch bei Remakes funktionieren. Visuell einfallsreich wie einst im „Drachenläufer“, erzählt Foster seine Tragikomödie mit gutem Gespür für Tempo und Timing. Statt einer gängigen Ego-Show für den Hollywood-Star, bleibt den Nebenfiguren der notwendige Freiraum zur Entwicklung. Angenehm unangestrengt gelingt die Situationskomik. Und mit einer übercoolen Katze wie dieser hat ein Film das Publikum allemal im Sack.

 

Dieter Oßwald