Kings of Hollywood

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Zwei Produzenten versuchen über einen Versicherungsbetrug für einen heruntergekommenen Schauspieler ihre Schulden bei der Mafia loszuwerden – haben aber nicht mit der Standhaftigkeit des alternden Ex-Westernstars gerechnet. Die stargespickte Komödie „Kings of Hollywood“ ist ein Remake von Harry Hurwitz‘„The Comeback Trail“ (1982). Der Film spielt gekonnt mit Hollywood- sowie Mafiafilm-Klischees und funktioniert als Satire auf die Verlogenheiten und den schönen Schein der Traumfabrik ausgesprochen gut. Da sind dramaturgische Schwächen und die plumpen, überzogen körperbetonten Slapstick-Einlagen zu verschmerzen.

Website: www.kingsofhollywood.de

USA 2020
Regie: George Gallo
Drehbuch: George Gallo, Josh Posner
Darsteller: Robert De Niro, Morgan Freeman, TommyLee Jones, Zach Braff
Länge: 105 Minuten
Verleih: Telepool
Kinostart: geplant 1.4.2021

FILMKRITIK:

Los Angeles, 1974: Der Hollywood-Produzent Max Barber (Robert de Niro) ist bekannt für seine trashigen, aber bei einem Nischenpublikum populären Low-Budget-Produktionen. Nur der ganz große (kommerzielle) Erfolg lässt auf sich warten. Und noch ein Problem hat er am Hals: Max soll dem Finanzierer und Gangsterboss Reggie Fontaine (Morgan Freeman) das Geld, das er Max für dessen jüngsten Film geliehen hat, zurückzahlen. Mittels eines ausgefuchsten Versicherungsbetrugs planen Max und sein Kollege Walter Creason (Zach Braff) an das Geld zu kommen: Sie rekrutieren den in die Jahre gekommenen Western-Haudegen Duke Montana (Tommy Lee Jones) für eine Rolle in ihrer angeblich neuen Produktion. Dann versichern sie ihn für eine hohe Summe Geld und wollen dafür sorgen, dass er bei einem Stunt verunglückt. Doch gerade letzteres ist leichter gesagt als getan.

George Gallo, der Regisseur des Films, ist seit den 80er-Jahren als Filmemacher und Produzent in der Traumfabrik aktiv. All seine Erfahrungen und sein Insider-Wissen baut er in die turbulente Krimi-Komödie „Kings of Hollywood“ ein, die sich als gekonnter Seitenhieb auf schmierige Studiobosse, aalglatte Provinz-Mafiosi, trinkfeste Schauspieler und abgehalfterte Ex-Hollywoodstars erweist. Kurzum: „Kings of Hollywood“ ist eine rabenschwarze Komödie, die die Filmindustrie und die Oberflächlichkeit Hollywoods wunderbar parodiert.

Das liegt einerseits an den vielen gelungenen Anspielungen und Zitaten, zum Beispiel auf Western-Klassiker der 50er-Jahre („Der schwarze Falke“, „Rio Bravo“) sowie Mafiafilme unterschiedlichster Dekaden. Außerdem zitiert „Kings of Hollywood“ auf kluge Weise legendäre, clevere Kriminal-Komödien wie „Schnappt Shorty“, in dem ebenfalls fiese Mafiabosse und geldgierige Produzenten schäbiger Exploitation-Filme eine zentrale Rolle spielen. Für Kenner und Filmfans ist eine helle Freude, sich auf die Suche nach all diesen Verweisen zu begeben.

Der zweite Grund dafür, dass sich „Kings of Hollywood“ – gerade in der ersten Hälfte – als locker-leichter, kurzweiliger Film mit hohem Unterhaltungsfaktor erweist, liegt in der Spielfreude der Hauptdarsteller begründet. Robert de Niro spielt sein komödiantisches Talent voll aus und gefällt als am Rande des Wahnsinns stehender, verschuldeter Produzent. Seine messerscharfen One-Liner, mit denen er zumeist sich selbst und seine Arbeit durch den Kakao zieht, sind großartig. Daneben brillieren Tommy Lee Jones als trinkfester, suizidaler und schießwütiger Alt-Star sowie Zach Braff als naiv-einfältiger Partner von Max. Lediglich Morgan Freeman verkommt zur Staffage, da seine Rolle lieblos und zu vorhersehbar gezeichnet ist.

In Sachen Humor trifft der Film nicht immer ins Schwarze. Das betrifft weniger die pointierten Dialoge als vielmehr die zum Teil reißerische Situationskomik und den derben Slapstick. Vor allem in den Action- und Stunt-Szenen, wenn Duke Montana um die Ecke gebracht werden soll, übertreiben es die Macher. Das ist natürlich Absicht, doch gerade diese theatralischen, etwas albernen „Mordversuche“ werden nicht den Geschmack jedes Zuschauers treffen. Sie sind schlicht zu überzogen und einfallslos inszeniert. Und hinsichtlich der Handlungswendungen und Twists wäre ebenfalls mehr Sorgfalt wünschenswert gewesen. Denn dramaturgisch verläuft hier alles recht erwartbar und wenig überraschend.

Björn Schneider