Percy

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Es ist die alte Geschichte von David gegen Goliath, nicht mit einer Steinschleuder, sondern ganz und gar der modernen Welt entsprechend: vor Gericht. Hier kämpft ein Farmer aus Kanada gegen den riesigen Konzern Monsanto, der behauptet, der Farmer hätte genetisch modifizierte Samen gestohlen und auf seinem Feld benutzt. Es ist die Frage, ob man ein Patent auf eine Pflanze haben und dieses durchsetzen kann, auch wenn der Farmer sie sich gar nicht beschafft hat, sondern sie auf natürliche Art den Weg auf sein Feld gefunden hat. Die wahre Geschichte ist unaufgeregt, aber sympathisch erzählt.

Website: www.mfa-film.de/kino/id/percy/

Percy vs. Goliath
Kanada 2020
Regie: Clark Johnson
Buch: Garfield Lindsay Miller, Hilary Pryor
Darsteller: Christopher Walken, Roberta Maxwell, Zack Braff, Christina Ricci
Länge: 99 Minuten
Verleih: MFA+
Kinostart: 1. Juli 2021

FILMKRITIK:

Percy Schmeiser (Christopher Walken) wird von dem Konzern Monsanto vorgeworfen, auf seinem Feld genetisch modifizierte Samen der Firma benutzt zu haben. Man hat sogar schon Proben genommen, die das bestätigten. Der Farmer holt sich Rat beim Anwalt Jackson Weaver (Zack Braff), der ihm nahelegt, sich mit Monsanto zu einigen und ein paar Tausend Dollar zu zahlen. Aber Schmeiser ist sich keiner Schuld bewusst. Er bestellt seit Jahrzehnten sein Feld mit den Samen der vorherigen Ernte. Entsprechend ist er bereit, gegen Monsanto vor Gericht zu ziehen. Was folgt, ist ein jahrelanger Kampf, der die Schmeisers an den Rand des finanziellen Ruins führt.

Ein amerikanischer Film hätte aus diesem Stoff ein dichtes Gerichtsdrama gemacht. Die Abstecher vor Gericht sind hier jedoch nur kurze Momente. Es geht nicht um die Plädoyers, um die Zeugenbefragungen, um das Kleinklein eines Prozesses, sondern vielmehr um die essenzielle Frage, ob ein Konzern ein allgemeines Recht auf eine Pflanze haben kann. Natürlich hat Monsanto den Raps genetisch modifiziert, vielleicht auch verbessert, aber Pollen bewegen sich, Saatkörner fallen von Lastern, das Leben findet einen Weg. Darum ist der Fall des Kampfs von Percy Schmeiser gegen den großen Konzern so wichtig und führte vor knapp 20 Jahren bis vor den obersten Gerichtshof in Kanada. Weil hier ein Präzedenzfall geschaffen wurde, der – das ist sicherlich kein Spoiler – zu Gunsten des kleinen Mannes entschieden wurde, das grundsätzliche Problem aber nicht aushebelt.

„Percy“ ist ein Film der philosophischen Momente. Er erzählt von einem Mann, der mit Leib und Seele Farmer ist, der den Boden liebt, von dem er lebt, der mit dem Land verbunden ist. Das mag bisweilen etwas dick aufgetragen sein, zumal der Film sich einer sauberen Schwarzweißzeichnung bedient und den Zuschauer ganz und gar auf die Seite von Percy Schmeiser einschwört. Aber er funktioniert auf diese Art wunderbar, weil er so ruhig seine Geschichte erzählt und von den kleinen, menschlichen Momenten lebt. Christopher Walken ist als Mann, der nicht unbedingt loszieht, um die Welt zu verändern, sondern eher trotzig Stand hält, wenn er angegriffen wird, wunderbar. Es ist eine Rolle, wie sie Walken in den letzten Jahren eher selten hatte. Ohne extravagante Manierismen, ohne überzogene Handlungen, ohne dem Hang zur Selbstparodie zu frönen. Er zeigt stattdessen einmal mehr, was für ein formidabler Schauspieler ist, der mit subtilen Mitteln überzeugt.

Die Geschichte ist zwar wahr, in ihrer Erzählform aber vielleicht etwas simpel geraten. Gut unterhalten fühlt man sich bei diesem unaufgeregten Drama aber dennoch. Kein großer Film, aber einer, der sympathisch ist, so wie es Geschichten von Underdogs, die sich gegen schiere Giganten wehren, eigentlich immer sind.

Peter Osteried