Project Wolf Hunting

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Der Verleiher verweist in Bezug auf „Project Wolf Hunting“ gerne auch auf „The Sadness“, den ultrabrutalen Horrorfilm, der letztes Jahr in die Kinos kam. Während der noch eine gewisse sozialkritische Ader hatte, ist die südkoreanische Produktion in erster Linie eine Actiongranate, bei der das Kunstblut hektoliterweise fließt. Der scheinbar geradlinigen Handlung zum Trotz gibt es aber durchaus auch eine Überraschung.

Webseite: https://www.capelight.de/

Neugdaesanyang
Südkorea 2022
Regie: Hongsun Kim
Buch: Hongsun Kim
Darsteller: Seo In-Guk, Dong-Yoon Jang, Gwi-hwa Choi

Länge: 122 Minuten
Verleih: Capelight
Kinostart: 30. März 2023

FILMKRITIK:

Von Manila sollen mehrere Schwerverbrecher mit einem Schiff nach Südkorea gebracht werden. Die Mörder sind gut verstaut, die Polizisten erwarten eine langweilige Überfahrt, aber sie haben nicht damit gerechnet, dass die Leute eines ihrer „Schützlinge“ die Schifffahrt nutzen würden, um ihn rauszuhauen. Als die Verbrecher loslegen, überschlagen sich die Ereignisse. Brutal werden einige Polizisten niedergemacht, die Verbrecher übernehmen das Schiff. Es sieht aus, als wären sie dem Traum von der Freiheit nahe. Aber keiner von ihnen hat damit gerechnet, dass auf sie alle eine weit größere Gefahr in diesem Schiff lauert.

„Project Wolf Hunting“ ist ein wirklich rabiater Film. Autor und Regisseur Hongsun Kim ergeht sich in drastischer Gewalt. Hier werden Köpfe eingeschlagen, Ohren abgebissen, Brustkörbe eingetreten – egal, wie man einen menschlichen Körper zerstören kann, hier ist es dabei. Das ist nichts für Zartbesaitete. Die gezeigte Gewalt ist eindringlich, sie geht unter die Haut, zumal mit dem Rädelsführer der Verbrecher auch ein ganzkörpertätowierter Sadist am Ruder ist, der das Morden in jeder Sekunde genießt. Man würde denken, er wäre der Hauptgegner für die wenigen, noch aktiven Polizisten an Bord des Schiffes.

Doch weit gefehlt, denn „Project Wolf Hunting“ ist nicht so geradlinig, wie man denken sollte. Und damit begibt man sich auf Spoiler-Territorium. Wer also einen knallharten Actionfilm sehen will, der ist hier gut bedient, wieso der Film darüber hinaus punktet, führen wir gleich aus.

Denn „Project Wolf Hunting“ steht in der Tradition eines Films wie „From Dusk Till Dawn“. Er macht etwa zur Mitte hin eine harte Genre-Wendung durch. War der Film zuvor nur ein Actionstreifen, so arbeitet er nun mit Elementen der Science Fiction und des Horrors. An Bord des Schiffs befindet sich eine Kampfmaschine: Alpha, ein Mann, der schneller und stärker als alle anderen ist, und nur ein Ziel hat. Er tötet jeden, der ihm in den Weg kommt. Eine Erklärung für seine Existenz gibt es auch, sie ist aber weniger relevant. Vielmehr läuft Alpha wie ein Terminator durch das Schiff. Unaufhaltsam, tödlich, schnell – ein Wesen, das nur zum Töten erschaffen wurde. Ob Gauner oder Polizist ist ihm dabei egal. Darum ist der volltätowierte Sadist auch nicht der Hauptgegner. Er trifft auf Alpha, und dieses Treffen verdeutlicht auch, das die neue Killermaschine tödlicher als alles andere ist.

Der Film ist überraschend. In Hinblick darauf, wer lebt und wer stirbt. Er gibt sich deutlich wendungsreicher, als man das erwartet hätte. Da die Handlung praktisch sofort in Gang kommt und sich auf pure Action kapriziert, kommen die Figuren zu kurz. Als Funktionsträger sind sie jedoch ausreichend. Der Streifen selbst ist enorm dynamisch – ein Fest für jeden Actionfreund, nur muss man eben wissen, dass die Gewalt hier so gezeigt wird, wie es sein sollte: schockierend.

 

Peter Osteried