Sommer-Rebellen

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Sommer. Klassischer Zeitpunkt für einen Kinderfilm, für eine Coming-of-Age-Geschichte, für die unbeschwerte Zeit vor dem Erwachsensein. Darum geht es in „Sommer-Rebellen“, dem Debütfilm der slowakischen Regisseurin Martina Saková, die in Potsdam studierte und ihren Film zwischen Deutschland und der Provinz ihrer Heimat ansiedelt. Und dort ein unbeschwert mäanderndes, schön gefilmtes Sommerabenteuer abgeliefert hat.

Website: www.farbfilm-verleih.de/filme/sommer-rebellen

Letní Rebelli
Deutschland/ Slowakei 2019
Regie: Martina Saková
Buch: Sülke Schulz & Martina Saková
Darsteller: Eliáš Vyskočil, Pavel Nový, Liana Pavlíková, Szidi Tobias,
Länge: 95 Minuten
Verleih: farbfilm verleih
Kinostart: 12.8.2021

FILMKRITIK:

Jonas (Eliáš Vyskočil) ist elf Jahre alt und lebt seit einiger Zeit zusammen mit seinem kleinen Bruder und der Mutter in Deutschland. Nichts wünscht er sich lieber, als den Sommer zusammen mit seinem Opa Bernard (Pavel Nový) in der Slowakei zu verbringen. Doch seit dem Tod des Vaters ist das Verhältnis nicht mehr wie es einst war.

Nach einem Streit hat Jonas genug von seiner Mutter und nimmt Reißaus. Allein macht er sich auf den Weg in die Slowakei und da er sich mit Computern, Passwörtern und E-Mail besser auskennt als die Erwachsenen, gelingt es ihm, seine Spuren zu verwischen. Doch beim Opa ist die Stimmung nicht so gut wie erwartet. Statt mit ihm ans Wasser zu fahren, zu schwimmen und Boot zu fahren, ist der inzwischen in den Vorruhestand beförderte Opa lustlos und launisch. So muss sich Jonas allein unterhalten und findet im Nachbarskind Alex (Liana Pavlíková) eine neue Freundin. Gemeinsam schmieden sie Pläne und beschließen bald, dass der Opa unbedingt einen neuen Job, ein Hobby oder am besten eine neue Frau braucht.

Was wäre der Kinderfilm nur ohne den Sommer? Klar, auch im verschneiten Winter oder einem stürmischen Herbst könnte man Abenteuer erleben, doch erst die langen, sonnigen Tage eines endlos erscheinenden Sommers machen richtig Lust auf Entdeckungen. Gerade wenn sie wie in „Sommer-Rebellen“ leuchtend und magisch gefilmt sind. Die Bilder der aus Korea stammenden Kamerafrau Jieun Yi, die zuvor schon bei Xaver Böhms Berlin-Film „O Beautiful Night“ ihr Talent bewiesen hat, sind eine der größten Qualitäten von Martina Sakovás Film. Impressionistische Momente schaffen eine magische Stimmung, egal ob Jonas und Alex durch Wiesen und Felder streifen oder sich in der slowakischen Kleinstadt herumtreiben.

So frei die Bildgestaltung ist, so mäandernd entwickelt sich auch die Geschichte, die zwar nicht an Konflikten spart, dabei aber doch ohne betonte dramatische Zuspitzung auskommt. Keine dezidierten Lektionen muss Jonas lernen, keine speziellen Erkenntnisse gewinnen. Und doch ist er am Ende der Sommers ein Anderer, hat über sich, seine Mutter, seinen Opa gelernt,  ist zwar noch ein Kind, aber doch ein bisschen erwachsener.

Ein leichter, aber keinesfalls banaler Sommerfilm ist Martina Sakovà mit „Sommer-Rebellen“ gelungen, ein impressionistischer Blick auf ein paar Wochen Kindheit, herausragend gefilmt und gerade vom jungen Hauptdarsteller Eliáš Vyskočil überzeugend gespielt.

Michael Meyns