The Ambush

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Weitestgehend abseits der Aufmerksamkeit der westlichen Welt findet seit Jahren ein blutiger Krieg im Jemen statt. Auch Truppen der Vereinigten Arabischen Emirate sind involviert. Im Februar 2018 gerieten einige Soldaten in einen Hinterhalt, der blutig endete. Was an diesem Tag geschah, schildert „The Ambush“, ein klassisches Heldendrama, mit dem Unterschied, dass hier arabische Truppen im Mittelpunkt stehen.

Al Kameen
Vereinigte Arabische Emirate/ Frankreich 2021
Regie: Pierre Morel
Buch: Brandon Birtell, Kurtis Birtell
Darsteller: Omar Bin Haider, Marwan Abdullah, Mohammed Ahmed, Mansoor Al-Fili, Khalifa Albahri

Länge: 102 Minuten
Verleih: Leonine
Kinostart: 3. November 2022

FILMKRITIK:

Mocha Base, Südjemen, 18. Februar 2018, heißt es am Ende des Prologs von Pierre Morels „The Ambush“, ein von den Vereinigten Arabischen Emiraten produzierter Kriegsfilm. An diesem Tag gerieten Truppen aus den Emiraten in einen Hinterhalt, ein gepanzerter Transport wurde beschossen, Soldaten blieben schwer verwundet zurück. Auch wenn abzusehen war, dass es sich um eine Falle handelte, wurde versucht, die Soldaten zu retten, blutige Kämpfe waren die Folge.

Drei Soldaten stehen im Mittelpunkt, Ali, Bilal und Hindasi, die kurz vor dem Ende ihrer Einsatzzeit stehen, aber noch eine letzte Mission bestreiten sollen. Viel mehr erfährt man jedoch nicht über die Männer, auf Charakterisierungen wird weitestgehend verzichtet, wie ein Doku-Drama mutet „The Ambush“ dadurch oft an. Minutiös wird die Rettungsmission geschildert, die die drei Soldaten aus ihrer scheinbar hoffnungslosen Lage befreien soll. Zahlreiche Feuergefechte sorgen für Action, Telefonate in die Heimat, zur wartenden Frau und den Kindern, für Emotionen und die nötige Tragik.

Dennoch: Der interessanteste Aspekt von „The Ambush“ ist seine Perspektive. In aller Regel werden militärische Konflikte in der arabischen Welt im westlichen Kino fast ausschließlich aus der Perspektive von amerikanischen Truppen erzählt, so dass Araber auf der anderen, der dezidiert „bösen“ Seite stehen. Hier ist es anders, zumindest im Ansatz. Denn der Feind, der Gegner der Soldaten aus den Emiraten, ist kaum zu sehen. Unbestimmte Terroristen sollen es sein, gegen die die staatlichen Truppen, die von den Emiraten unterstützt werden, kämpfen.

Einen wirklichen Einblick in den Krieg im Jemen, der seit Jahren tobt, bei dem schon mehrere hunderttausend Menschen ums Leben gekommen sind und eine ohnehin arme Region noch ärmer geworden ist, kann oder will „The Ambush“ nicht liefern. Kurze Texttafeln etablieren zu Beginn einen sehr vagen Kontext, der kaum weiter geht als zu betonten, dass die Truppen der Emirate auf der richtigen Seite stehen und gegen das Böse, gegen Rebellen, gegen Terroristen kämpfen.

Was folgt sind stilistisch überzeugende Bilder, für die die einheimische Produktionsfirma den actionerfahrenen Pierre Morel als Regisseur engagiert hat. Den Liam Neeson Film „Taken“ hat Morel inszeniert, dazu „From Paris with Love“ oder „Banlieue 13“, Filme also, die weniger durch ihre ausgefeilten Figuren überzeugen, als durch ihre mitreißende Action. Insofern ist Morel der ideale Regisseur für einen Film, der genau das sein will: 100 Minuten Spannungskino, das zufällig in einer Kriegsregion der Gegenwart angesiedelt ist.

Im Fall von „The Ambush“ führt dies allerdings zu einem Film, der zwar oberflächlich überzeugt, die Hintergründe des Jemen-Krieges jedoch kaum mehr als streift. Wie eine verschenkte Chance mutet die Produktion aus den Vereinigten Arabischen Emiraten dadurch an, mehr als den ungewohnten Anblick von arabischen Soldaten in der Rolle der Helden gibt es hier leider nicht zu sehen.

 

Michael Meyns