The Sparks Brothers

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Mit dem Thema Dokumentation hat Regisseur Edgar Wright sich zuvor nicht auseinandergesetzt, aber wie so viele ist auch er ein Fan der Sparks Brothers, einer Glam-Rock-Band, die 25 Alben veröffentlicht hat, häufig für eine englische Band gehalten wird und am liebsten noch 200 weitere Alben machen würde – wenn die medizinischen Möglichkeiten sich auswachsen und das Leben verlängern. Immerhin sind die Sparks Brothers bereits seit 50 Jahren aktiv.

Website: https://www.upig.de/micro/the-sparks-brothers

Dokumentarfilm
Großbritannien / USA 2021
Regie: Edgar Wright
Darsteller: Ron Mael, Russell Mael, Beck
Länge: 140 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 7.10.2021

FILMKRITIK:

Wer sind die Sparks Brothers? Am Anfang seiner Dokumentation stellt Edgar Wright den Brüdern einige Fragen und lässt sie das selbst beantworten. Nicht jede ist ernst gemeint. Etwa diese: Wie habt ihr beide euch kennen gelernt? Andere sind vielleicht nicht substanzieller, bieten aber eine flotte Selbsteinschätzung der Sparks Brothers darüber, wer sie wirklich sind.

Die Sparks Brothers sind eine Band, die sich nie auf einen Stil festlegen lassen wollte. Sie haben sich stets und konsequent immer wieder neu erfunden und dabei die Fans von früher mitgenommen. Zu Beginn ihrer Karriere bildeten die Brüder Russell und Ron Mael die Speerspitze des Glam Rock und konnten mit ihrem markanten Aussehen auch David Bowie Konkurrenz machen. In den 1980er Jahren war es dann Synth Pop, mit dem sich die Brüder erstmals selbst neu erfanden und zu Weltstars aufstiegen. Im darauffolgenden Jahrzehnt spielten sie mit den Möglichkeiten von Techno und selbst klassische Musik spielt in ihr Werk hinein. Die Sparks Brothers lassen sich einfach nicht festnageln. Darin mag auch ihre Langlebigkeit begründet sein.

Die Sparks Brothers wurden immer wieder als „die Lieblingsband deiner Lieblingsband“ beschrieben. Sie sind seit fünf Jahrzehnten aktiv, haben Pop-Historie geschrieben, waren immens erfolgreich und blieben doch häufig unterschätzt. Sie sind der vielleicht größte und weithin bekannteste Geheimtipp der Musikszene des letzten halben Jahrhunderts. Zu ihren Fans gehört auch Edgar Wright, der sie in seiner wunderbaren Reise durch die letzten 50 Jahre auch selbst zu Wort kommen lässt.

Er lässt aber nicht nur die Brüder selbst zu Wort kommen, sondern auch eine Vielzahl von Musikern, die allesamt Fans der Band sind und von ihr beeinflusst wurden. Herausgekommen ist ein wilder Trip, eine Reise in die Vergangenheit, die aufzeigt, wie die Anfänge der Band aussahen und wie sie mit dem Erfolg umgegangen ist. Mit einer Laufzeit von 140 Minuten hat Wright auch den nötigen Raum, diese Geschichte atmen zu lassen. Zugleich ist er auch ein waschechter Filmemacher. Er ging diese Dokumentation im Grunde wie einen Spielfilm an, bietet faszinierende visuelle Einfälle und wartet mit spannenden Ideen auf, wie diese Geschichte erzählt werden kann.

Das macht „The Sparks Brothers“ zu einer Musikdokumentation, die wie keine andere ist. Eine, die auch Spaß macht, wenn man kein ausgesprochener Fan der Sparks Brothers ist. Aber dass man danach einer wird, ist nicht ausgeschlossen.

Peter Osteried