This Rain Will Never Stop

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Menschen fliehen vor einem Konflikt, nur um in einem anderen zu landen. Das haben jüngst Flüchtlinge aus Afghanistan erlebt, die in der Ukraine auf ein sicheres Leben hofften – bis die russische Armee einmarschiert ist. „This Rain Will Never Stop“ behandelt nicht den aktuellen Krieg, vielmehr geht es um den der separatistischen Gebiete im Osten der Ukraine. Im Mittelpunkt steht ein junger Mann, der für das Rote Kreuz tätig ist, aus Syrien floh und in der Heimat seiner Mutter einen neuen Krieg erlebte.

Website: https://jip-film.de/

Litauen, Deutschland, Katar, Ukraine 2020
Regie: Alina Gorlova
Buch: Alina Gorlova, Maksym Nakonechnyi
Länge: 103 Minuten
Verleih: JP Film und Verleih
Kinostart: 24. März 2022

FILMKRITIK:

Der 20-jährige Andriy Suleyman ist der Sohn eines kurdischen Vaters und einer ukrainischen Mutter. Die Familie lebte im syrischen Al-Hasaka und floh im Jahr 2012 vor dem Bürgerkrieg nach Lyssytschansk, der Heimat der Mutter in der Ostukraine. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft holt der Krieg sie ein, als ein neuer Konflikt in der Ukraine ausbricht. Andriy beschließt, sich als Freiwilliger beim Roten Kreuz zu melden.

„This Rain Will Never Stop“ ist keine typische Dokumentation. Kein Film, der dem Leben eines Menschen folgt und den Zuschauer dadurch emotional involviert. Natürlich geht es um den jungen Andriy, aber Autorin und Regisseurin Alina Gorlova verfolgt einen anderen Ansatz. Der monochromatische Look kommt mit eingebauter Düsternis einher, mit einem unguten Gefühl, das vor allem der Stimmung der Menschen in diesem Film geschuldet ist. Denn Gorlova setzt sich weniger mit dem Krieg auseinander, als mit dem, was er mit den Menschen macht.

Es geht hier nicht um kulturell-religiöse Unterschiede, die im Grunde auch durch Andriys Familie gezeigt werden, da der Vater Moslem ist, die Mutter aber nicht, und es geht auch nicht um die geopolitischen Fragen, die 2014 zum Krieg in der Ukraine geführt haben. Der Krieg wirkt hier immer etwas fern. Man weiß, dass er da ist. Man kann bisweilen Geschützfeuer in der Entfernung hören, aber er ist lokal begrenzt auf einen Teil des Landes, während Andriys Reise ihn auch in den Rest des Landes, nach Deutschland, in den Irak und auch an die syrische Grenze führt.

Der Film besitzt eine gewisse Poesie, die sich aus den Bildern speist. Kameramann Vyacheslav Tsvetkov nutzt die schwarzweißen Bilder effektiv. Sie zeigen ein Land und seine Menschen. Sind ausdrucksstark, in ihren Besten Momenten sogar auf grimmige Art und Weise von lyrischer Schönheit. Überhaupt ist dies ein Film, der nicht unbedingt gängigen Dokumentarmustern folgt, sondern eher schon ein Kunstwerk in sich selbst ist – ein Film, der mehr über das Gefühl, als über das Erzählen den Zuschauer zu involvieren versucht.

Der Titel ist dabei wunderbar gewählt. Der Regen endet nie, der ewige Konflikt auch nicht – er taucht an allen Ecken und Enden dieser Welt unter anderen Vorzeichen wieder auf. Was bleibt, ist die Gewissheit, dass der Krieg immer kommen wird, auf die eine oder andere Art, und dass Menschen vor ihm fliehen. Das ist keine imposante Erkenntnis, aber eine Bestandsaufnahme, die in diesen Tagen aktueller denn je ist.

 

Peter Osteried