Wettermacher

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Am Ende der Welt – oder zumindest dem, was auf Erden dem am nächsten kommt – ist das Leben hart. Entsprechend wird die Dokumentation „Die Wettermacher“ von Bildern getragen, die die Tristesse und die beißende Kälte in der Arktis einfangen, während sie das Porträt von Menschen zeichnen, die hier leben und arbeiten.

Website: https://www.wfilm.de/wettermacher/

Dokumentarfilm
Deutschland 2021
Regie: Stanislaw Mucha
Buch: Dorothea Braun, Stanislaw Mucha
Länge: 92 Minuten
Verleih: W-Film
Kinostart: 18.8.2022

FILMKRITIK:

Die Wetterstation Chodowaricha liegt nahe dem sibirischen Polarmeer. Hier arbeiten drei Meteorologen – Wladimir, Sascha und Alexander. Sie beobachten das Wetter, und das jahrein, jahraus. Es ist ein Leben der andauernden Isolation und des Verzichts. Nicht vieles gibt es, was die Tristesse durchbricht. Russische Popsongs sind es für den einen, Internet für den anderen – aber das gibt es nur in einer Ecke des Raums und wie der Mann es überhaupt zum Laufen brachte, ist sein Geheimnis. Nomaden kommen vorbei und sind so etwas wie fahrende Metzger, Eisbären tauchen schon auch mal auf, und der Wachhund Jack verschwindet.

Dass der Hund ausgerechnet dann verschwindet, als die Fleischvorräte zur Neige gehen, gibt zu denken. Eine definitive Aussage, was mit dem Hund passierte, gibt es aber nicht. Man spricht immer davon, dass er abgehauen sei – in die weite Ödnis?

Man bekommt bei diesem Film das Gefühl, dass sich auch die Menschen gerne dorthin zurückziehen würden. Das sind drei Männer und eine Frau, die hier leben und arbeiten und damit vom echten Leben in Gänze abgeschnitten sind. Es ist eine eigentümliche Existenz, in der nur wenig wirklich Freude bereitet. Das macht die Dokumentation von Stanislaw Mucha mehr als eindringlich klar. Ihm war dabei nicht daran gelegen, einen Film über den Klimawandel zu machen. Denn dort, wo gedreht wurde, denkt man an ein solches Wort gar nicht mehr – bei teils -60 Grad hat man andere Probleme.

Es ist ein unaufgeregter Film, den er mit „Die Wettermacher“ abgeliefert hat. Einer, der von der Simplizität des Lebens erzählt, bei dem man aber auch ganz froh ist, dass man ein anderes Leben führt und nicht in der Isolation eingehen muss. So wie der frühere Chef der Station, der wegen Depressionen abgelöst wurde. Sein Ersatz kam von einer anderen Station, in der ein Mann unter mysteriösen Umständen starb.

Man spürt bei den Bildern, die dieser Film liefert, den Wahnsinn, der immer gerade außerhalb des Blickwinkels kauert, aber sich langsam anpirscht.

Peter Osteried