Amma & Appa

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Franzi hat bayrische Eltern, Jay tamilische. Beide Familien sind nicht von den Heiratsplänen der jungen Liebenden begeistert. Ein Familientreffen in Südindien soll die Wogen glätten und die Kulturen einander näher bringen. „Amma und Appa“ ist damit weniger ein Dokumentarfilm über die deutsch-indische Liebe der beiden Regisseure als über die Kultur übergreifenden Sorgen ihrer Eltern.

Webseite: www.ammaandappa.com

Deutschland, 2014
Regie: Franziska Schönenberger, Jayakrishnan Subramanian
Filmlänge: 89 min.
Verleih: Zorro Film
Kinostart: 4. September 2014
 

Pressestimmen:

"Eine durchweg liebenswerte, charmant holprige Doku über grenzenlose Liebe und ihre Gegner."
KulturSPIEGEL

„Ein witziger Film voller Charme und anregend zum Nachdenken über den Unterschied und die Annäherung verschiedener Kulturen“.
Bayerischer Rundfunk

„Bayerische Provinz begegnet südindischem Buddhismus, ein Clash der Sitten und Weltanschauungen, der (..) ziemlich komisch ausfällt.“ 
Tagesspiegel Online

„Ein warmherziges Dokument über scheinbar unüberwindbare kulturelle Unterschiede...eine Perle des Dokumentarfilm."
ZDF

FILMKRITIK:

Die wahre Liebe soll ja angeblich alle Grenzen überwinden - geographische, kulturelle, und sprachliche – und das Hollywoodkino wird nicht müde zu behaupten, dass wahre Liebe zur Überwindung jeglicher Beziehungshürden absolut ausreiche. Dass die Realität anders aussieht, zeigt der Dokumentarfilm „Amma und Appa“ anhand der deutsch-indischen Liebe der beiden Filmemacher Franziska Schönenberger und Jayakrishnan Subramanian, die von der schwierigen Zusammenführung ihrer Familien erzählen.
Die deutsche Franziska verliebt sich im Urlaub in den Inder Jay. Trotz der großen Distanz wird aus dem Flirt eine stabile Beziehung und spätestens als Jays traditionelle tamilische Familie eine Ehe arrangieren will, wird es Zeit, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Für „Amma und Appa“ bricht eine Welt zusammen, bedeutet die Ehe mit einer deutschen Frau doch den Verlust jener gemeinsamen Zukunft mit ihrem Sohn, auf die sie sich seit 30 Jahren eingestellt haben. Doch auch Franziskas Familie hat große Zweifel an der Verbindung ihrer Tochter und so beschließen die jungen Liebenden ihre Eltern einander vorzustellen.
 
„Amma und Appa“ ist im Kern ein sehr persönlicher Dokumentarfilm, in dem Franziska als Voice Over den Zuschauer durch eine intime Passage ihrer eigenen Geschichte leitet. Zwar führt auch Jay zuweilen die Kamera, doch bleibt der Fokus auf der deutschen Franziska. Diese Einseitigkeit verwirrt, verleiht sie doch auch dem Gesamtfilm eine europäische Perspektive. Indien und seine Bewohner sind das Fremde, das Exotische, in das die Kamera vordringt, selbst dann wenn Jay die Bildausschnitte bestimmt. Zudem wird die Liebe der jungen Filmemacher für das Kinopublikum nicht erfahrbar. Obwohl doch Ausgangspunkt der Ereignisse und Grundlage der Nebeneinanderstellung indischer und deutscher Traditionsfamilien, tritt die Liebesgeschichte vollkommen in den Hintergrund. Es scheint Franziska und Jay um etwas ganz anderes zu gehen. Aber um was?
 
Super 8-Aufnahmen und collagierte Animationen verleihen dem Film etwas verklärt Verspieltes. Es ist, als wollten sich die Filmemacher mit diesen Stilmitteln von ihrer eigenen Geschichte distanzieren, als fehlte letztlich doch der Mut eines wahrhaft persönlichen Werkes. Indem sie sich selbst an den Rand des Projekts stellen, geben Franziska und Jay den Blick auf ihre Eltern frei. Der große Schmerz, den der Bruch mit jahrhundertealten Traditionen bei „Amma und Appa“ auslöst, wird für den europäischen Zuschauer immer nachvollziehbarer. In der traditionellen tamilischen Familie hat es noch niemals eine Liebesheirat gegeben. Das Konzept der romantischen Liebe im Zusammenhang mit einer Eheschließung ist den indischen Schwiegereltern vollkommen fremd. Interessanter Weise beschäftigen die deutschen Eltern ähnliche Zweifel, wobei ausgerechnet Jays dunkle Hautfarbe wiederholt als Problem genannt wird. Damit scheinen letztlich beide Familien in längst überholten gesellschaftlichen Modellen festzustecken. Letztlich handelt „Amma und Appa“ also weniger von Unterschieden als Gemeinsamkeiten und weniger von den „Kindern“ als von ihren Eltern.
 
Was Franziska Schönenberger und Jayakrishnan Subramanian mit ihrem Film aussagen wollen bleibt der individuellen Interpretation der Zuschauer überlassen. Sie präsentieren keine Lösung, kein Happy End in Form einer kunterbunten multikulturellen Hochzeit mit Trachten und Saris, wie dies vielleicht im Hollywoodfilm der Fall wäre. Die Realität sieht eben anders aus.
 
Sophie Charlotte Rieger