Los Ángeles

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Der 16-jährige Matteo wird versuchen, in die USA zu kommen, nach Los Angeles, um dort die Sehnsucht seiner Familie nach Wohlstand zu erfüllen. Um auf dem Trip und in der Großstadt Rückendeckung zu haben, lässt er sich mit der lokalen Gang ein. Mit großartigen Laiendarstellern und in fast dokumentarisch wirkenden Bildern erzählt LOS ÁNGELES von einem kleinen Städtchen in Südmexiko, in dem das halbe Leben um das ferne LA kreist, um die Dortgebliebenen, die Rückkehrer, die Verschwundenen und um die Verheißung eines besseren Lebens.

Webseite: www.farbfilm-verleih.de

Deutschland/Mexiko 2014
Regie: Damian John Harper
Drehbuch: Damian John Harper
Darsteller: Mateo Bautista Matiás, Marcos Rodríguez Ruíz, Lidia García, Daniel Bautista
Länge: 97 Minuten
Verleih: farbfilm Verleih
Kinostart: 29.01.2015
 

FILMKRITIK:

In dem kleinen zapotekischen Städtchen im Süden Mexikos, in dem LOS ÁNGELES spielt, ist die amerikanische Großstadt so gegenwärtig, als wäre sie ein Stadtteil von Santa Ana Del Valle. Matteos Vater ist dorthin verschwunden, nun meldet er sich kaum noch. Lidias Sohn hat bis vor kurzem noch regelmäßig Geld geschickt, von dem sie ein Haus bauen wollten, aber zuletzt sind die Zahlungen ausgeblieben und die Baustelle liegt brach. Donasiano, Matteos Onkel, ist erst kürzlich zurückgekehrt. Und jetzt ist der 16-jährige Matteo an der Reihe. Er soll die gefährliche Reise über die Grenze antreten und Geld für die Familie verdienen. Alle legen zusammen, um das Geld für die Schleuser aufzutreiben. Matteo selbst hat Kontakt zur Danny und seiner Gang aufgenommen, um als Neuling in LA Rückendeckung zu haben, so erklärt er es zumindest seinem kleinen Bruder Marcos. Als Zeichen der Zugehörigkeit und der Prüfungen, die sie bestanden haben, haben alle Gangmitglieder drei Punkte auf die Hand tätowiert. Die erste Prüfung ist noch einfach: Matteo muss sich von seinen neuen Brüdern zusammenschlagen lassen...

Der amerikanische Regisseur Damian John Harper erzählt in LOS ÁNGELES ein klassisches, tragisches Gangsterdrama: der Einstieg in die Gang ist einfach, ein Diebstahl hier, ein bisschen zusammen abhängen. Doch dann steigt der Einsatz und als der nette Matteo merkt, dass er für ein Gangsterleben nicht gemacht ist, ist es bereits zu spät. 

Gleichzeitig zeichnet Harper, der selbst ein Jahr als Ethnologe in Santa Ana Del Valle gelebt hat und dem Ort durch langjährige Freundschaften verbunden ist, ein Bild des zapotekischen Alltags von Familie, Kirchengemeinde und Fiesta. LOS ÁNGELES ist mit Laiendarstellern und Freunden gedreht und wirkt fast dokumentarisch. Der Zuschauer folgt Matteo zunächst einmal durch seinen ziemlich entspannten Alltag. Ein bisschen jobben, Freunde treffen, flirten, auf einen Anruf des Vaters warten. Doch über diesem Alltag schwebt immer die Bedrohung und die Verheißung LA und fast unmerklich wird die Schlinge um Matteos Hals immer enger.
 
Hendrike Bake