The Equalizer 2

Zum Vergrößern klicken

Schon im ersten Teil des Denzel-Washington-Vehikels „The Equalizer“ steckte eine allgegenwertige Melancholie. Für die Fortsetzung arbeitet Regisseur Antoine Fuqua diese nun noch mehr heraus und erzählt in erster Linie eine Geschichte über einen traurigen alten Mann. Erst in zweiter Instanz geht es um die Action.

Webseite: www.theequalizer2.de

USA 2018
Regie: Antoine Fuqua
Darsteller: Denzel Washington, Pedro Pascal, Ashton Sanders, Melissa Leo, Sakina Jaffreay, Bill Pullmann, Orson Bean
Länge: 121 Minuten
Verleih: Sony Pictures
Kinostart: 16. August 2018

FILMKRITIK:

Der sich ursprünglich längst zur Ruhe gesetzte Regierungsagent Robert McCall (wie immer überzeugend: Denzel Washington) hat sich von seinem Rentnerdasein losgesagt, um weiterhin mit unbeirrbarer Entschlossenheit für Gerechtigkeit zu kämpfen. In sein Visier geraten die Ausgebeuteten und Unterdrückten, die sich nicht alleine zu helfen wissen. Dafür reist der in seiner Freizeit als Uber-Fahrer tätige Robert auch schon mal in die Türkei, um ein entführtes Mädchen aus den Händen mieser Verbrecher zu befreien. Zurück in den USA wird ein Fall dann plötzlich sehr persönlich: Roberts beste Freundin und ehemalige Kollegin Susan (Melissa Leo) wird brutal ermordet. Offenbar war sie einer großen, internen Verschwörung auf der Spur. Während sich Robert gemeinsam mit dem Agenten Dave York (Pedro Pascal) an die Aufklärung des Falles macht, hat er ganz nebenbei ein Auge auf den Nachbarsjungen Miles (Ashton Sanders) geworfen, den er um alles in der Welt davon abhalten möchte, auf die schiefe Bahn zu geraten...

Regisseur und Produzent Antoine Fuqua hat sich mit Genrestücken wie „Training Day“ und „Shooter“ früh einen Namen als Inszenator brachialer Action gemacht. In den vergangenen Jahren kamen mit „The Equalizer“, „Southpaw“ und „Die glorreichen Sieben“ noch weitere Filme dieser Couleur dazu, anhand derer sich nach und nach ein weiteres Qualitätsmerkmal moderner Fuqua-Arbeiten abzeichnete: Der gebürtig aus Pittsburgh stammende Filmemacher mischt unter handelsüblich inszenierte Shootouts und Fights eine gehörige Prise Melancholie und Traurigkeit; oftmals maßgeblich beeinflusst vom Schicksal der in den Filmen im Mittelpunkt stehenden Figuren. Schon der erste „The Equalizer“-Film, der national wie international vorwiegend als reiner Actionthriller vermarktet wurde, besaß diese Anleihen, machte aber in letzter Instanz zu wenig daraus. Das ist im Falle der Fortsetzung anders.

In den Trailern liegt der Fokus zwar immer noch auf einem um sich schießenden Denzel Washington, der in möglichst cooler Pose versucht, so viele Widersacher wie möglich auf einmal fertig zu machen. Aber im Film an sich werden diese Szenen (mit Ausnahme des sehr üppig inszenierten Mann-gegen-Mann-Finals) auf ein Minimum reduziert. Stattdessen geht es vor allem um einen einsamen, alten Rentner, der auf seine alten Tage irgendwie versucht, noch ein klein wenig Sinn in seine nichtige und von ihm selbst sogar bisweilen verabscheute Existenz zu bringen, was „The Equalizer 2“ zu einem deutlich ansprechenderen Film macht, als den soliden ersten Teil.

Für Denzel Washington („Fences“) ist „The Equalizer 2“ die aller erste Fortsetzung seiner Karriere. Trotzdem könnten die beiden Filmteile nicht unterschiedlicher sein. Auf das ganz große Geballer in Teil eins folgt hier die ernsthafte Auseinandersetzung damit, was passiert, wenn es nun mal zum Job von Jemandem gehört, regelmäßig Blutbäder anzurichten. Die Action an sich kommt in Fuquas nunmehr zwölftem Langspielfilm zwar nicht zu kurz, wer allerdings ausschließlich ihretwegen in die Kinos geht, der dürfte sich bis zum im besten Sinne elegischen Finale, in dem sich McCall und sein letzter übrig gebliebener Widersacher vor der Kulisse eines gewaltigen Sturms bis aufs Blut bekämpfen, schlichtweg langweilen. In „The Equalizer 2“ dominieren lange Zeit über die Dialoge. Und die haben dann auch nicht immer zwingend etwas mit McCalls Arbeit als stummer Rächer zu tun. Das Skript von Richard Wenk („Jack Reacher: Kein Weg zurück“) konzentriert sich ganz auf das private Umfeld und den Gemütszustand seiner Hauptfigur. Nur sehr vereinzelt wird das Charakterdrama hier um einige beinhart inszenierte Kampsequenzen ergänzt.

In einem Jahr, in dem mit „Mission: Impossible – Fallout“ einer der besten Actionthriller der vergangenen Dekaden in die Kinos kommt, käme es fast einem Wunder gleich, sollte eine weitere Produktion ein ähnliches Niveau erreichen. Tatsächlich wird der Unterschied zwischen einem Film wie „MI6“ und „The Equalizer 2“ bereits in der Auftaktszene deutlich: Als sich Robert McCall einen kurzen, aber effektiven Nahkampf mit einem Widersacher liefert, erkennt man als Ergebnis aus einer hektischen Kameraarbeit und eines grobmotorischen Schnitts so gut wie nichts. Das ändert sich glücklicherweise im weiteren Verlauf des Films und erweist sich schon bald ohnehin eher als Randnotiz. Deutlich spannender ist all das, was in „The Equalizer 2“ hier auf einer psychologischen Ebene passiert. Und das ist für einen Film, der sich als plumper Actionfilm verkauft, wirklich eine ganze Menge.

Antje Wessels