a-ha – The Movie

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Ibsen, Munch, Knausgård. Wer fehlt in der Reihe der berühmtesten norwegischen Künstler? Vielleicht Magne Furuholmen, Morten Harket und Pål Waaktaar-Savoy, zusammen bekannt als a-ha und Dank Welthits wie „Take on me“ eine der erfolgreichsten Bands der Popgeschichte. In „a-ha – The Movie“ erzählen Thomas Robsahm und Aslaug Holm die Geschichte des Trios als schwierigen Weg voller Erfolg, Krisen und Konflikten.

Website: https://salzgeber.de/aha

Dokumentarfilm
Norwegen/ Deutschland 2019
Regie: Thomas Robsahm & Aslaug Holm
Länge: 108 Minuten
Verleih: Salzgeber
Kinostart: 14.9.2021

FILMKRITIK:

Es kam alles zusammen: Nicht nur dass „Take on me“ mit seinem Keyboard-Riff ein perfekter Ohrwurm ist, dass Sänger Morten Harket eine engelsgleiche Stimme besitzt und dazu ein Gesicht, das wie gemacht ist, um von Titelseiten zu lächeln, zu allem Überfluss wurde der Song auf dem ersten Höhepunkt der MTV-Ära veröffentlicht und mit einem der markantesten Musikvideos der Geschichte vermarktet. Das Ergebnis: Ein Welthit, der Millionenfach verkauft wurde, zahllose Preise gewann und inzwischen zu den einflussreichsten Songs der 80er Jahre zählt.

Und das war die erste Single vom ersten Album der norwegischen Band a-ha, die Anfang der 80er Jahre in Oslo gegründet wurde, 40 Jahre später immer noch besteht, trotz vieler Krisen und Pausen. Schon das im Vorspann des Dokumentarfilms von Thomas Robsahm und Aslaug Holm vor Nennung der drei Musiker explizit darauf hingewiesen wird, dass die Namen in alphabetischer Reihenfolge genannt werden, deutet auf tiefsitzende Animositäten hin. Und tatsächlich wird es in den folgenden 100 Minuten nur ganz wenige Momente geben, in denen das Trio abseits der Bühne gemeinsam zu sehen ist. Entspannt Zusammensitzen, sich gemeinsam an eine ebenso erfolgreiche wie wechselhafte Karriere erinnern: Das gibt es hier nicht.

Als wären sie drei Musiker, die sich kaum noch etwas zu sagen haben, die nur deswegen noch gemeinsam auf der Bühne stehen, weil sie als Band viel bekannter und erfolgreicher sind, als sie es als Solo-Künstler je waren. Der Sänger Morten Harket hadert mit seinem Image als Frontmann, dass er einst von der Presse viel mehr Aufmerksamkeit bekam als seine Kollegen, nun aber so viel fotografiert und um Autogramme gebeten wird, dass er sich nach Begegnungen mit Fans erst einmal die Hände desinfiziert – und das schon lange vor Corona. Keyboarder Magne Furuholmen hadert wiederum mit Gitarrist, Hauptsongschreiber und Egomane Pål Waaktaar-Savoy, weil er zwar das legendäre Riff zu „Take on Me“ geschrieben hat, aber Waaktaar-Savoy als Hauptautor des Songs gilt. Waaktaar-Savoy dagegen scheint mit dem Ruhm als Popstar zu kämpfen, denn er sieht sich als ernstzunehmenden Musiker, der mehr kann als Hits schreiben.

50 Millionen Platten haben a-ha verkauft, so heißt es zu Beginn des Films, Wikipedia spricht sogar von 100 Millionen, so oder so waren es sehr viele. Dass der größte Erfolg gleich am Anfang der Karriere stand machte es sicher nicht einfacher, sich musikalisch zu entwickeln, sich von den Mustern zu emanzipieren, die sich als so überaus erfolgreich erwiesen hatten. Von dieser Entwicklung berichtet der Film in einer rasanten Collage aus Archivmaterial und Musikvideos, doch das eigentlich faszinierende sind die aktuellen Interviews mit den Musikern, Aufnahmen hinter den Kulissen, die oft verkrampft und doch innig wirken.

Im Gegensatz zu vielen Dokumentarfilmen über Berühmtheiten, die sich in hagiographischen Huldigungen verlieren, erlauben die Regisseure, vor allem aber auch die Musiker, dass Konflikte und Animositäten deutlich zu Tage treten. Ob das Trio sich noch als Freunde bezeichnen würde darf man getrost bezweifeln, aber auch wenn sie nicht mehr regelmäßig abseits der Bühne Zeit miteinander verbringen, wird im Laufe von „a-ha – The Movie“ vor allem deutlich, dass mehr die drei Musiker verbindet. Ein tiefer Respekt vor dem jeweiligen Talent, die Lust, gemeinsam die Songs zu spielen, die sie zu den Weltstars gemacht haben, die sie auch 40 Jahre später noch sind.

Michael Meyns