Bros

Zum Vergrößern klicken

„Bros“ ist der erste große amerikanische Studiofilm, in dem nur LGBTQ+-Mitglieder mitspielen – auch in den heterosexuellen Rollen, von denen es hier aber nicht viele gibt. Nicholas Stoller und Billy Eichner haben mit ihrem Film eine fast schon typische Romcom produziert, nur eben mit zwei Männern in den Hauptrollen. Das verleiht dem Film eine gewisse Form von Einzigartigkeit, auch wenn die Geschichte konventionellen Erzählmustern folgt.

Webseite: https://www.upig.de/micro/bros

USA 2022
Regie: Nicholas Stoller
Buch: Billy Eichner, Nicholas Stoller
Darsteller: Luke Macfarlane, Billy Eichner, Debra Messing

Länge: 115 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 27. Oktober 2022

FILMKRITIK:

Bobby (Billy Eichner) ist ein Podcaster, ein Autor und ein schwuler Aktivist, dessen Traum in Erfüllung zu gehen scheint. Er will ein LGBTQ+-Museum eröffnen, das sich mit amerikanischer Historie befasst und das Augenmerk auf den queeren Aspekt legt. Verliebt war er noch nie, aber nun könnte sich auch das ändern. Denn in einem Club lernt er Aaron (Luke Macfarlane) kennen, der das genaue Gegenteil zu ihm ist – aber beide fühlen sich voneinander angezogen und genießen die Gesellschaft des andern. Bobby fürchtet jedoch, dass er nicht das ist, was Aaron will, und diese Furcht droht, ihrer beider Glück zu zerstören.

Der Film nimmt die eigene Entstehung am Anfang etwas aufs Korn, als Bobby erzählt, wie er sich mit einem Produzenten traf, der eine schwule Romcom machen wollte. Geschrieben ausgerechnet von ihm, der keine Ahnung von Beziehungen hat, aber eines weiß: Schwule Liebesgeschichten sind eben anders als die von heterosexuellen Paaren. Liebe ist nicht gleich Liebe, meint er. Und könnte damit nicht mehr irren, wie die nächsten knapp zwei Stunden zeigen.

Bobby ist der selbstbewusste, der etwas überdrehte, der laute Teil dieses Duos, Aaron der zurückhaltende, aber auf seine Fitness achtende Part. Es sind Stereotypen, mit denen hier gearbeitet wird, aber nicht mehr oder weniger, als das bei einer Romcom mit einem gemischtgeschlechtlichen Paar auch gewesen wäre. Denn die Stärke des Films ist, dass er sehr genau weiß, wie er die Klaviatur der Gefühle bedienen muss. Er folgt dem etablierten Muster, nachdem das Glück irgendwann bricht und der Moment kommt, in dem beide Partner sich noch einmal aufraffen müssen. Hier geschieht das in einer wunderschönen Sequenz – und mit einem tollen Song.

„Bros“ hebt sich dennoch von heteronormativen Romcoms ab, weil er eben auch das Augenmerk auf einen anderen Lebensstil wirft. Die Art, wie schwules Anbandeln aussieht, wird hier liebevoll persifliert. Vor allem aber geht es darum, dass zwei Menschen, die sich emotional bisher abgekapselt haben, einander öffnen. Die Figur des Bobby wirkt etwas offensiv, weil sie ihr ganzes Leben durch den Aspekt des Schwulseins definiert, aber es gibt eine Szene am Strand mit einem langen Monolog von Billy Eichner, der spürbar werden lässt, wieso das so ist. Der den Schmerz, der mit einer konstanten Form der Ablehnung des eigenen Lebensstils einhergeht, in den Fokus rückt und ihm auch einem Publikum begreifbar machen kann, das nicht über ähnliche Erfahrungen verfügt.

Natürlich wird „Bros“ ein homophobes Publikum nicht zum Umdenken bringen. Ein solches Publikum wird es im Kino aber wohl auch kaum geben. Aber dem Film ist gelungen, was er sich vorgenommen hat: Er ist eine Romcom, die sich nicht nur an ein queeres Publikum richtet. Denn die hier erzählte Geschichte ist universell – sie funktioniert für jeden.

 

Peter Osteried