Companion – Die perfekte Begleitung

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Sophie Thatcher scheint sich im Thriller- und Horrorgenre wohlzufühlen. In ihrer noch nicht allzu üppigen Filmografie stehen die Gruselserie „The Exorcist“, die Survivalserie „Yellowjackets“, das Schauerstück „The Boogeyman“, die Slasher-Hommage „MaXXXine“ und der Kammerspielschocker „Heretic“, in dem sie es Ende 2024 mit einem finsteren Hugh Grant zu tun bekam. Zur Liste hinzufügen kann man nun auch Drew Hancocks Kinodebüt „Companion - Die perfekte Begleitung“, das die US-Schauspielerin in einer herausfordernden Rolle zeigt. Gleichzeitig gehört das Werk zu der Sorte Film, über die man vorab so wenig wie möglich wissen sollte. Einer der beiden veröffentlichten Trailer und das Kinoplakat verraten allerdings schon einen zentralen Twist, den uns der Regisseur nach rund 25 Minuten auftischt. In dieser Kritik kommen wir, um abstraktes Gefasel zu vermeiden, nicht daran vorbei, auf die betreffende Offenbarung einzugehen. Wer sich also überraschen lassen möchte, sollte den folgenden Text erst nach der Sichtung lesen.

Webseite: https://www.warnerbros.de/de-de/filme/companion-die-perfekte-begleitung

Companion
USA 2025
Regie: Drew Hancock
Drehbuch: Drew Hancock
Cast: Sophie Thatcher, Jack Quaid, Lukas Gage, Megan Suri, Harvey Guillén, Rupert Friend, Marc Menchaca u. a.

Länge: 97 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Verleih/Vertrieb: Warner Bros. Germany
Kinostart: 06. Februar 2025

FILMKRITIK:

Hancock greift für seinen Erstling auf eine Prämisse zurück, die im Spannungs- und Horrorkino geradezu inflationär verbreitet ist. Iris (Sophie Thatcher) und ihr Lebensgefährte Josh (Jack Quaid, Sohn von Meg Ryan und Dennis Quaid) lassen sich von Joshs Hightech-Wagen durch die Pampa zu einem schmucken Haus an einem See leiten, wo sie mit Freunden abhängen wollen. Unwohl fühlt sich Iris vor allem deshalb, weil Kat (Megan Suri) sie nicht wirklich ausstehen kann. Ausgerechnet ihrem aktuellen Liebhaber Sergey (mit Vokuhila und dickem Schnauzer wie eine Karikatur wirkend: Rupert Friend) gehört die Villa, um die sich kilometerweit nichts als Wald erstreckt. Ebenfalls anwesend sind Eli (Harvey Guillén) und sein Ken-artiger Partner Patrick (Lukas Gage).

Die unvermeidliche Wendung in den Eskalationsmodus nimmt der Trip, als Sergey Iris am See zunächst plump anbaggert und sich dann ungeniert auf sie stürzt. Mit einem in ihrer Tasche steckenden Messer tötet die junge Frau den Angreifer und stapft anschließend blutüberströmt zu den anderen. Die Konsequenz: Helle Aufregung. Und siehe da: Iris ist kein Mensch, sondern ein hochentwickelter „emotionaler Begleitroboter“, wie es euphemistisch heißt. Eine Maschine, mit der man auch und vor allem Sex haben kann.

Dass irgendetwas anders ist, als es auf den ersten Blick scheint, legen im ersten Drittel nicht nur einige Dialoge nahe, die verklausuliert auf Iris‘ künstliche Beschaffenheit anspielen. Auch in der Inszenierung und in Thatchers Performance gibt es verräterische Hinweise. Besonders einprägsam: der gelackte Einstieg, bei dem wir angeblich beobachten, wie Iris und Josh sich zum ersten Mal im Supermarkt begegnen und sofort verlieben. Die Farben leuchten kräftig, die Regale sind fein säuberlich sortiert, und die Musik klingt verträumt. Alles eine Spur zu perfekt und zu kitschig, um wahr zu sein. Sicherlich spielt Drew Hancock hier bewusst auf ähnliche Passagen aus der Romanverfilmung „Die Frauen von Stepford“ an, einer gruseligen Satire auf das Patriarchat. In Wahrheit handelt es sich bei der Einkaufsszene aus „Companion - Die perfekte Begleitung“ nicht um das Kennenlernen, sondern um eine simulierte Erinnerung, die Iris‘ eine Vorgeschichte vorgaukeln soll. Immerhin hat sie selbst keine Ahnung, dass sie „bloß“ ein Roboter ist.

Allmachtsfantasien, besonders männlicher Natur, Frauenfeindlichkeit, Sexismus und toxisches Selbstmitleid verbindet der Film mit technischen Ideen und schlägt dadurch eine Brücke zu thematisch verwandten Kinoarbeiten wie „Ex Machina“ und „Don’t Worry Darling“. Iris ist für Josh ein Objekt, mit dem sich all seine Sehnsüchte befriedigen und all seine Unsicherheiten kaschieren lassen. Dinge wie Augenfarbe und Intelligenz kann er per Knopfdruck verändern. Ganz so, wie es ihm beliebt. Für Menschen mit Gottkomplex gibt es wahrscheinlich nichts Schöneres.

Nach dem Tod Sergeys beginnt Iris jedoch, sich ihrer Verfassung und ihrer Situation bewusst zu werden – was der von Minute zu Minute verachtenswerter agierende Josh wiederum verhindern will. Das Katz-und-Maus-Spiel schlägt durchaus Haken und hat einige herrlich schwarzhumorige Momente zu bieten. In Erinnerung bleibt auf jeden Fall eine der wohl lustigsten Cop-kontrolliert-Auto-Szenen der jüngeren Vergangenheit. Allein wegen dieser Begegnung lohnt es sich, die Originalfassung anzuschauen. Hancock nutzt an dieser Stelle geschickt die vielfältigen Möglichkeiten, die dem weiblichen Roboter zur Verfügung stehen.

Die Abgründe der Geschichte hätte man sicherlich noch konsequenter ausloten können. Ein kleiner Vorausblick ganz am Anfang nimmt dem Ende etwas die Spannung. Und mittendrin hängt „Companion - Die perfekte Begleitung“ vielleicht ein bisschen durch. Insgesamt macht Drew Hancock in seinem Thriller, Science-Fiction, Romanze und Gesellschaftssatire mixenden Kinodebüt aber deutlich mehr richtig als falsch. Schon die Tatsache, dass das Junge-Leute-in-der-Walachei-Motiv auf pfiffige Weise abgewandelt wird, steht dem Film gut zu Gesicht.

 

Christopher Diekhaus