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Die engagierte Doku porträtiert sechs junge Klimaaktivisten und ihren Kampf für eine lebenswerte Umwelt. Jim Rakete, der als Manager für Künstler wie Nina Hagen, Spliff und „Die Ärzte“ bekannt wurde und heute vor allem als Fotograf tätig ist, liefert mit seinem ersten Film eine beachtenswerte, seriöse Arbeit, die ebenso ehrenwert wie ehrlich ist: als Bekenntnis und als Appell.

Webseite: https://now.wfilm.de/

Dokumentarfilm
Deutschland 2020
Regie: Jim Rakete
Drehbuch: Claudia Rinke
Musik: Nils Strunk
Verleih: W-film
Kinostart: 26.8.2021

FILMKRITIK:

Auch wenn durch die Covid19-Pandemie das Thema Umwelt und die drohende Klimakatastrophe etwas aus dem Blickfeld geraten ist: Das Problem ist ebenso aktuell wie vor einem Jahr, als die „Generation Greta“ mit Schulstreiks, Großdemos und spektakulären Aktionen von sich reden machte. Zur Erinnerung: Weltweit und in großer Zahl protestierten junge Leute für eine Änderung der Umweltpolitik und für die Umsetzung der Beschlüsse des Pariser Klimaabkommens 2015. Doch neben Greta Thunberg gibt es noch viele andere junge Leute, die ihr Leben dem Kampf für eine bessere Umwelt gewidmet haben, die vielleicht weniger bekannt sind als die Schwedin, aber nicht weniger engagiert. Sechs von ihnen stellt Jim Rakete vor: Luisa Neubauer ist das Gesicht der Fridays for Future in Deutschland. Felix Finkbeiner gründete schon als Kind die Initiative „Plant for the Planet“. Die britische Autorin und Wissenschaftsjournalistin Zion Lights engagierte sich schon früh bei „Extinction Rebellion“. Vic Barrett kommt aus New York und gehört zu einer Gruppe von Umweltrebellen, die als Youth v. Gov gegen den Staat USA klagt. Marcella Hansch arbeitet an Systemen, mit denen sich der menschengemachte Müll aus den Weltmeeren beseitigen lässt, und hat mit „Pacific Garbage Screening“ eine gemeinnützige Organisation dafür gegründet. Nike Mahlhaus ist eine deutsche Umweltschützerin und Sprecherin für „Ende Gelände“, ein ebenso einfallsreicher wie radikaler Zusammenschluss von Gegnern des Kohleabbaus.

Jim Rakete spricht mit ihnen allen, er zeigt sie bei Protestveranstaltungen und vor allem in ihrem privaten Umfeld. Wie kamen sie dazu, schon als Kinder und Jugendliche aktiv zu werden und sich für die Umwelt zu engagieren? Warum haben sie sich dafür entschieden, Aktivisten zu werden? Was hat sie dazu bewegt, und wie motivieren sie andere? Felix Finkbeiner ist jetzt 23 Jahre alt und wurde schon als Zehnjähriger aktiv. Mit seiner Bewegung „Plant for the Planet“ sorgt der junge Wissenschaftler dafür, dass zerstörte Wälder wieder aufgeforstet werden. Ähnlich wie die übrigen Interviewpartner zeichnet er sich durch sein Engagement, seine extreme Ernsthaftigkeit und durch seinen Optimismus aus.

Allen gemeinsam ist außerdem der Projektgedanke. Da gibt es keine persönlichen Eitelkeiten, man arbeitet ganz selbstverständlich im Team. Während Marcella Hansch den Weg ins Unternehmertum wählte, um für ihre Ziele zu kämpfen, arbeiten Nike Mahlhaus und andere Aktivisten von „Ende Gelände“ ständig am Rand der Illegalität. Mit ihren Aktionen im und um den Hambacher Forst wurden sie bundesweit bekannt. Zusätzlich zu den jungen Aktivisten kommen weitere Stimmen zur Sprache, unter anderen Patti Smith, Wim Wenders. Greta Thunberg tritt ebenfalls in Erscheinung, allerdings eher am Rande. Insgesamt zeigt Jim Rakete einen repräsentativen Querschnitt durch die Klima-Bewegung, die sich als sehr vielfältig und flexibel präsentiert. Auch wenn er selbst nicht in Erscheinung tritt, wird doch der Appellcharakter seines Films deutlich. Die Sympathien liegen eindeutig auf der Seite der Klima-Aktivisten.

Junge Leute hatten und haben es niemals leicht. Noch vor wenigen Jahren hieß es, die Jugend würde sich zu wenig politisch engagieren, und nun engagiert sie sich und kann es doch nicht richtig machen. Die Generation Greta musste sich Aufmerksamkeit und Zuwendung von Seiten der Öffentlichkeit hart erkämpfen. Von Politikverdrossenheit kann bei diesen kämpferischen jungen Leuten jedenfalls keine Rede sein. Jim Rakete gibt ihnen die Aufmerksamkeit, die ihnen zusteht.

Gaby Sikorski