Nowhere Special

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Uberto Pasolini erzählt in seinem Film „Nowhere Special“ von einem alleinerziehenden Vater, der nur noch wenige Monate zu leben und damit begonnen hat, für seinen dreijährigen Sohn die perfekte Familie zu finden, wenn er nicht mehr da ist. Dies ist ein authentisch anmutender, über echtes Gefühl verfügender Film, den man so schnell nicht vergisst.

Website: http://www.piffl-medien.de

Nowhere Special
Großbritannien / Italien / Rumänien 2021
Regie + Buch: Uberto Pasolini
Darsteller: James Norton, Daniel Lamont, Eileen O'Higgins
Länge: 95 Minuten
Verleih: Piffl Medien
Kinostart: 7.10.2021

FILMKRITIK:

Seit Jahren kümmert Michael (James Norton) sich um seinen kleinen Sohn, den dreijährigen Michael (Daniel Lamont), nachdem die Mutter sie beide verlassen hat. Aber Michael ist krank. Ihm bleiben nur noch wenige Monate zu leben, weswegen er mit Hilfe der Adoptionsstelle nach einer neuen Familie für seinen Sohn sucht, derweil er alles daransetzt, Michael von dem abzuschirmen, was gerade passiert.

„Nowhere Special“ ist kein leichter Film. Vor allem Eltern wird er an die Nieren gehen, da er mit seiner authentischen Stimmung direkt ins Herz zielt. Die Chemie zwischen Vater und Sohn ist hervorragend. Das kam auch zustande, weil James Norton im Vorfeld der Dreharbeiten den kleinen Daniel immer wieder zu Hause besucht und mit ihm gespielt hat, so dass dieser sich darauf freute, ihn am Set zu sehen. Daraus ergibt sich ein sehr natürliches Spiel. Man hat nie das Gefühl, Schauspieler vor sich zu sehen. Das wiederum potenziert die Tragik der Geschichte noch.

Ein Happyend kann ein Film mit solcher Geschichte nicht haben. Aber er ist dafür in seiner Erzählweise wahrhaftig. Er kombiniert die traurigen Momente mit den schönen und schafft, was den besten Filmen gelingt: Er gibt dem Zuschauer ein Verständnis nicht nur für Figuren, sondern für das Leben anderer Menschen. Und er führt vor Augen, wie kostbar jeder Moment ist.

„Nowhere Special“ ist ein trauriger Film, einer, in dem es um die Opfer geht, die ein Vater bereit ist zu erbringen, damit sein Sohn eine bessere Zukunft haben kann. Aber es geht auch um das moralische Dilemma, die Entscheidung treffen zu müssen, wo sein Sohn am besten aufgehoben sein wird. Ein Fehler könnte fatal sein, auch wenn er es nicht mehr mitbekommen wird.

Dies ist ein bittersüßer Film. Einer, den man mit dem Herzen erfasst, der einen nicht mehr loslässt. Aber auch einer, der es dem Zuschauer nicht leicht macht, weil man mit James Nortons Figur mitfühlt – den emotionalen Schmerz, die Trauer, die Pein, aber auch die Hoffnung, die mit jedem Treffen einer neuen Familie einhergeht. Leicht anzusehen ist „Nowhere Special“ nicht, aber er ist etwas Besonderes. Ein kleines Juwel.

Peter Osteried