Vicious Fun

Zum Vergrößern klicken

Spätestens mit dem Erfolg der „Scream“-Reihe trat das Horrorgenre in seine selbstreflexive Phase ein, wurden auf fast alle erdenklichen Weisen die Arbeitsmethoden von Serienkillern und anderen Monstern thematisiert und ironisiert. Trotz aller Vorgänger findet Cody Calahan in seiner Komödie „Vicious Fun“ nun dennoch einen ungewöhnlichen, originellen Ansatz, der seinen Retro-Film lange trägt und gerade Fans des Genres gefallen dürfte.

Website: https://www.cinemaobscure.org/2021/07/viciousfun.html

Kanada 2020
Regie: Cody Calahan
Buch: James Villeneuve
Darsteller: Evan Marsh, Amber Goldfarb, Ari Millen, Julian Richings, Robert Maillet, Sean Beak, David Koechner
Länge: 101 Minuten
Verleih: Drop-Out Cinema
Kinostart: 4.11.2021

FILMKRITIK:

Anfang der 80er, der Videomarkt boomt und bringt einen schier endlosen Strom an billig produzierten Genrefilmen hervor. Fan dieser meist blutigen Filme ist Joel (Evan Marsh), selbsternannter Experte und Möchtegern Drehbuchautor, der zusätzlich eine Fanzine herausbringt. Doch vor allem ist Joel ein Nerd, was auch bedeutet, dass er seinen Freitagabend zu Hause verbringt und nicht den Hauch einer Chance hat, bei seiner Mitbewohnerin Sarah (Alexa Rose Steele) zu landen. Ganz im Gegensatz zum ebenso gutaussehenden wie eingebildeten Bob (Ari Millen), der Sarah zwar spät abends brav nach Hause bringt, aber nicht bevor er viel Zeit mit ihr im Auto verbracht hat. Kurzentschlossen folgt der eifersüchtige Joel Bob in eine Bar, beginnt ein Gespräch und landet bald völlig betrunken in einem Besenschrank.

Stunden später ist die Bar geschlossen, Joel eingesperrt, doch nur scheinbar allein: Im Hinterzimmer hat sich eine sehr ungewöhnliche Gruppe Menschen zu einem Selbsthilfetreffen versammelt, in das Joel aus Versehen, aber mit ungeahnten folgen stolpert: Denn nicht nur die harmlos wirkenden Fritz (Julian Richings) und Zachary (David Koechner), sondern auch der schon äußerlich etwas raubeiniger wirkenden Mike (Robert Maillet) und Hideo (Sean Baek) gehen einer besonderen Tätigkeit nach: Sie sind Serienkiller, die in trauter Runde über die Probleme ihres Jobs sprechen. Als letzter gesellt sich schließlich auch Bob zu seinen Kollegen und erweist sich als besonders perfider Vertreter seines Berufsstandes. Mit dabei ist auch Carrie (Amber Goldfarb), die ebenfalls tötet, allerdings nur Serienkiller und nun vor der Entscheidung steht, ihrem eigentlichen Ziel nachzugehen oder doch lieber Joel zu retten. Denn es dauert nicht lange, bis der Nerd sich verplappert und die Serienkiller frische Beute wittern.

Einen hübschen Ausgangspunkt hat sich der kanadische Regisseur Cody Calahan für seinen neuen Film ausgedacht, nicht sein erster in dem er sich auf ironische Weise mit den Mustern des Genres auseinandersetzt. Wobei sich die Auseinandersetzung in erster Linie auf die Grundidee beschränkt und mit der absurden Situation spielt, dass Serienkiller in einer Gesprächsrunde über ihre Arbeit, ihre speziellen Methoden und die Probleme reden, die sich da so ergeben.

Spätestens wenn Joels Identität aufgedeckt ist und die Jagd beginnt, wird „Vicious Fun“ zu einer klassischen Slasher-Komödie, in der es in erster Linie darum geht, möglichst ungewöhnliche, originelle Tötungsmethoden auszubreiten. Von der anfänglichen erzählerischen Originalität ist dann zwar nicht mehr viel zu spüren, aber Freunde des Genres und des sehr schwarzen Humors werden auf ihre Kosten kommen.

Michael Meyns