wilden Hühner und die Liebe, Die

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Deutschlands derzeit erfolgreichste Jugendbuchautorin Cornelia Funke schuf mit „Die wilden Hühner“ eine realistische Romanserie über eine aufgeweckte Mädchenbande. Nachdem die fünf Mädels in ihrem ersten Kinoabenteuer das andere Geschlecht noch als Zielscheibe für diverse Streiche erwählten, entdecken sie in Die wilden Hühner und die Liebe, dass Jungs noch für mehr gut sein können. Regie führte wie schon beim ersten Hühner-Film Vivian Naefe. Ihre mit vielen kleinen und großen Schauspielstars gespickte Adaption zeichnet sich durch eine vielschichtige Annäherung an das jugendliche Gefühlswirrwarr rund um die erste Liebe aus.

Webseite: www.huehner2.film.de

D 2007
Regie: Vivian Naefe
Drehbuch: Marie Graf, Uschi Reich, Vivian Naefe
Produktion: Uschi Reich, Peter Zenk
Mit Michelle von Treuberg, Paula Riemann, Jette Hering, Lucie Hollmann, Zsá Zsá Inci Bürkle, Jeremy Mockridge, Svea Bein, Veronica Ferres, Thomas Kretschmann, Oliver Stokowski, Jessica Schwarz
Kinostart: 5.4.2007
Verleih: Constantin

PRESSESTIMMEN:

Ein unterhaltsamer, phasenweise überraschend stiller und nachdenklicher Film nach dem Kinderbuch von Cornelia Funke, dem es weniger um weichgespülte Schwärmereien und andere Oberflächlichkeiten geht als um Mut, (Selbst-)Vertrauen, Charakterfestigkeit und Zivilcourage als Voraussetzungen im Engagement gegen erste aufkeimende Formen von Intoleranz, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit. - Sehenswert ab 10.
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FILMKRITIK:

Die Liebe hat die „Wilden Hühner“ schwer erwischt. Jede muss auf ihre Art mit den ersten Schmetterlingen im Bauch fertig werden, die nicht nur Glücksgefühle auslösen. Während Melanie (Paula Riemann) tief verletzt ist, weil ihr Freund Willi sie wegen eines anderen Mädchens verlassen hat, sehnt sich Frieda (Lucie Hollmann) nach ihrer Bekanntschaft aus den letzten Sommerferien. Wie auch die anderen Hühner Wilma (Jette Hering) und Trude (Zsá Zsá Inci Bürkle) arbeiten sie mit ihrer Lehrerin Frau Rose (Jessica Schwarz) zudem an der Aufführung von Shakespeares „Sommernachtstraum“, in dem sich auch alles um die Liebe dreht. „Oberhuhn“ Sprotte (Michelle von Treuberg) führt zwar eine glückliche Beziehung mit „Pygmäenboss“ Fred (Jeremy Mockridge), dafür überschlagen sich zu Hause die Ereignisse. Gerade als ihre Mutter (Veronica Ferres) den von Sprotte abschätzig „Klugscheißer“ genannten Fahrlehrer Thorben (Oliver Stokowski) heiraten will, taucht nach über zwölf Jahren Sprottes Vater (Thomas Kretschmann) wie aus dem Nichts auf.
 

So unübersichtlich eine Beziehung verlaufen kann, so durcheinander präsentiert sich der Story-Aufbau des zweiten „Hühner“-Abenteuers. Und das ist durchaus positiv zu verstehen. Das Drehbuch von Marie Graf, Uschi Reich und Regisseurin Vivian Naefe wechselt spielerisch zwischen den einzelnen Schauplätzen, zwischen den Proben des Theaterstücks, Sprottes Problemen mit ihrem zurückgekehrten Vater und den Liebesturbulenzen der Mädchenbande. Mit großer Aufrichtigkeit nimmt sich Die wilden Hühner und die Liebe den einzelnen Geschichten an. Besonders der Verzicht auf eine belehrende, pädagogische Einordnung der Geschehnisse weiß zu gefallen. Exemplarisch wird dies auch an der Episode um Wilma deutlich, die sich in eine neue Mitschülerin verliebt. Der gleichgeschlechtlichen Liebe – für einen Jugendfilm immer noch ein exotisches und tabuisiertes Thema – nähert sich Naefe mit äußerstem Fingerspitzengefühl. Wilmas Angst, offen zu ihren Gefühlen zu stehen, wird keineswegs ausgeblendet. Gleiches gilt für die ihr entgegengebrachte Ablehnung und Intoleranz.

Cornelia Funke, die sich selber einmal als „Spionin der Kinder in der Welt der Erwachsenen“ beschrieben hatte, verbindet in den Abenteuern der „Wilden Hühner“ den von Höhen und Tiefen geprägten Prozess des Erwachsenwerdens mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl einer Jugendclique. Dass sie sich dabei vorbehaltlos der Perspektive ihrer zumeist jungen Charaktere verbunden fühlt ohne die Erwachsenen als beschränkte Unsympathen zu diskreditieren, macht ihre besondere Qualität als Autorin aus. 

Vivian Naefes Filmversion der „Wilden Hühner“ fühlt sich Funkes Sichtweise in jedem Moment verbunden. Denn obwohl Sprottes Mutter Sybille mitunter etwas verloren und chaotisch zwischen zwei Männern und zwei Welten umherstolpert – sie also mit ähnlichen emotionalen Turbulenzen wie die „Hühner“ zu kämpfen hat – mangelt es nicht an Verständnis und Empathie auch für das Verhalten der Erwachsenen. Naefe und Funke machen klar, dass sich die Liebe nicht kontrollieren lässt. Und wie der von den Schülern aufgeführte „Sommernachtstraum“ beweist, ist niemand vor ihren Irrungen und Wirrungen sicher. Zum Glück.

Marcus Wessel