Dating Queen

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Als Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin in Personalunion gilt Amy Schumer in Amerika als neue Hoffnung am Comedy-Himmel. In „Dating Queen“ spielt sie nun ihre erste Kinorolle und fügt sich nahtlos in den Judd Apatow-Kosmos ein, der mit Filmen wie „Jungfrau (40), männlich, sucht“ oder „Wie beim ersten Mal“ zum Mastermind einer ganzen Comedy-Generation wurde.

Webseite: www.trainwreck-film.de

Trainwreck
USA 2015
Regie: Judd Apatow
Buch: Amy Schumer
Darsteller: Amy Schumer, Bill Hader, Tilda Swinton, Brie Larson, LeBron James, Colin Quinn
Länge: 125 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 13. August 2015

FILMKRITIK:

In den letzten Jahren war Apatow vor allem als Produzent aktiv und förderte die Karrieren vieler männlicher, aber auch weiblicher Komödianten. Letztere im Erfolgsfilm „Brautalarm“ oder der Fernsehserie „Girls“, ein Engagement, dass er nun mit der Verfilmung von Amy Schumers semiautobiographischem Drehbuch „Dating Queen“ fortsetzt. Dass Ergebnis ist ein typisches Produkt aus dem Apatow-Kosmos, dass von derben Humor lebt, der oft weit unter die Gürtellinie zielt, bewusst jeglichen guten Geschmack vermissen lässt und Grenzen überschreitet, im Kern aber das dezidiert konservative Wesen der romantischen Komödie hochhält.
 
Bei Apatow und seinen Proteges dürfen auch Frauen all das tun, was zumindest im Kino lange den Männern vorbehalten war: Sich danebenbenehmen, exzessiv Trinken, wahllos Sex haben, geschmacklos sein. Ob man dies als wichtigen Beitrag zur Gleichstellung betrachten sollte oder als Zeichen, dass nun auch die andere Hälfte der Menschheit jeglichen Stil verloren hat, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass Filme wie „Brautalarm“ oder „Taffe Mädels“ in den letzten Jahren zunehmend erfolgreich waren. In diese Reihe dürfte sich bald auch „Dating Queen“ einfügen, in dem die bislang durch ihre Fernsehserie „Inside Amy Schumer“ bekannte Komödiantin eine Frau Namens Amy spielt, die mehr oder weniger eine Variation ihrer selbst ist.
 
Diese Amy ist geprägt von einem Satz, den ihr Vater ihr nach der Trennung von der Mutter auf den Weg gegeben hat: „Monogamie ist unrealistisch.“ Auf dieser Prämisse hat Amy ihr Leben aufgebaut und scheint damit auch recht zufrieden zu sein. Sie feiert, nimmt sich wechselnde Liebhaber, die sie meist nach einer Nacht abschiebt, hat einen guten Job als Autorin bei einem Lifestyle-Magazin und amüsiert sich königlich über das in ihren Augen absurd bürgerliche Leben ihrer Schwester. So könnte es wohl weitergehen, doch dann bekommt sie den Auftrag, den Orthopäden Aaron (Bill Hader) zu interviewen, der Starathleten wie den Basketballspieler LeBron James wieder auf die Beine hilft. Wie es Amys Art ist, geht sie mit Aaron ins Bett, doch der lässt sich nicht so einfach abschieben wie all die anderen Männer vor ihm. Und je beharrlicher er an Amy dranbleibt, um so mehr realisiert diese, dass es ihr in einer monogamen Beziehung gar nicht so schlecht geht.
 
An männlichen Figuren hat man diese Entwicklung schon oft erzählt bekommen, doch dass diesmal eine Frau ihren libertären Lebenswandel zugunsten einer klassischen Paarbeziehung an den Nagel hängt ist das originellste Element von „Dating Queen“. Allzu oft wirkt die lose Erzählung mit ihrer episodischen, von langen Dialogpassagen geprägten Struktur wie eine Sketchshow. Manche dieser Szenen sind dabei ausgesprochen gelungen, andere nur Variationen des heutzutage üblichen Fäkalhumors. Am Ende ist „Dating Queen“ nicht wirklich die Comedy-Revolution als der die Zusammenarbeit von Judd Apatow und Amy Schumer angekündigt wurde, sondern nicht mehr als eine Variation der inzwischen leidlich bekannten Muster.
 
Michael Meyns