Geisterschiffe – Der wahre Preis für unseren Fisch

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Im Grunde ist es erstaunlich, dass ein Film wie „Geisterschiffe – Der wahre Preis für unseren Fisch“ erst mit gleich mehrjähriger Verspätung auch hierzulande zum Einsatz kommt – abgesehen von seinem hiesigen Debüt auf der Berlinale im Jahr 2019. Denn das Thema ist nicht nur brandaktuell, es wirft auch einen Blick auf gleich mehrere Missstände – auf Überfischung in der Region rund um Thailand, aber auch um moderne Sklaverei. Vor allem aber zeigt der Film, dass der Fisch, der tagtäglich in den Supermärkten landet, mit Problemen behaftet ist.

Webseite: https://www.wfilm.de/de/ghost-fleet/story/

Ghost Fleet
USA 2018
Regie + Buch: Shannon Service, Jeffrey Waldron
Darsteller: Tun Lin, Patima Tungpuchayakul

Länge: 90 Minuten
Verleih: W-Film
Kinostart: 8. Dezember 2022

FILMKRITIK:

Meeresfrüchte aller Art werden, das stellt dieser Film ziemlich gut klar, von Sklaven gefangen. Thailand ist einer der größten Umschlagsplätze für Meeresfrüchte. Von hier aus sticht eine gigantische Fischereiflotte in See. Doch wegen der jahrzehntelangen Überfischung sind die Fischbestände stark geschrumpft, weswegen die Flotten immer weiter hinausmüssen – teils Tausende Seemeilen. Kaum jemand möchte auf diesen Kuttern arbeiten, weswegen Menschenhändler begonnen haben, für wenige hundert Dollar Menschen aus Laos, Kambodscha und anderen armen Ländern an die Fischereibetriebe zu verkaufen. Diese Menschen arbeiten dann monate-, manchmal auch jahrelang auf See, ohne einen Fuß auf Land zu setze – und werden mit Hungerlöhnen abgespeist.

Der Film von Shannon Service und Jeffrey Waldron folgt einer Gruppe von Aktivisten und dokumentiert deren Kampf gegen diese Form der Ausbeutung. Den Fokus richtet man dabei auch auf Patima Tungpuchayakul aus Thailand, die sich mit ihrer Arbeit den Groll der Fischereibetriebe zugezogen hat und auch mit Morddrohungen bedacht wurde.

Natürlich weiß man, dass bei so manchen Lebensmitteln eine fragwürdige Produktion im Hintergrund steht, aber die meisten Menschen haben es sich angewöhnt, das nicht zu hinterfragen. In Hinblick auf Meeresfrüchte wird wohl auch keiner darüber nachgedacht haben, der Film zeigt aber, was wirklich dahintersteckt. Wenn man erfährt, dass Tungpuchayakul und ihre Kollegen bereits mehr als 5.000 dieser modernen Sklaven befreit und wieder in ihre Heimat gebracht haben, dann werden die Dimensionen erst klar. Darüber, wie viele mehr es bei dieser gigantischen Fischereiflotte eigentlich geben muss.

Das ist ein Teil der Gleichung. Es ist auch der Fokus dieser Dokumentation. Aber ebenso geht man darauf ein, dass die Überfischung das Ökosystem kollabieren lässt. Immer weiter fahren die Fischer hinaus, und es ist bezeichnend, wenn man in diesem Film sieht, dass jeder Zufallsfang, der auf dem Weltmarkt nichts wert ist, einfach achtlos wieder weggeschmissen wird.

Die Fischerei ist in Ländern wie Thailand natürlich eine Arbeit mit Tradition, aber nicht in der Form, wie sie heutzutage stattfindet. Sie ist überproportional gewachsen, nur wenige werden reich, die Arbeiter bleiben verarmt und rechtelos.

In Hinblick auf den Anbau von Kaffeebohnen und ähnlichen hat beim Konsumenten längst ein Umdenken in Sachen Fair Trade stattgefunden, was Meeresfrüchte betrifft, fehlt dieses noch vollständig. Ein Film wie „Geisterschiffe – Der wahre Preis für unseren Schiff“ kann aber zumindest helfen, dass Denkanstöße gegeben werden.

 

Peter Osteried