I Wanna Dance With Somebody

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Vor zwölf Jahren starb Whitney Houston, eine der spektakulärsten Stimmen der Gegenwart. Mehrere Dokumentarfilme haben das Leben der Sängerin schon beschrieben, nun hat Kasi Lemmons ein klassisches Biopic gedreht, das Leben und Leiden Houstons in konventioneller, aber oft mitreißender Form erzählt, getragen von einer starken Hauptdarstellerin und der unvergesslichen Musik Whitney Houstons.

USA 2022
Regie: Kasi Lemmons
Buch: Anthony McCarten
Darsteller: Naomi Ackie, Stanley Tucci, Ashton Sanders, Tamara Tunie, Clarke Peters, Nafessa Williams

Länge: 146 Minuten
Verleih: SONY
Kinostart: 22. Dezember 2022

FILMKRITIK:

Mit über 200 Millionen verkauften Tonträgern zählt sie zu den erfolgreichsten Musikern aller Zeiten, hat zahlreiche Grammys gewonnen und mehr Nr. 1 Songs hintereinander gehabt als die Beatles. Der Erfolg von Whitney Houston war ebenso steil, wie ihr anschließender Absturz, was für einen biographischen Film ein dramaturgisches Problem aufwirft: Wie soll man über das Leben einer Sängerin erzählen, die praktisch ohne Hindernisse von der Backgroundsängerin ihrer Mutter zum weltweit geliebten Superstar wurde, den Höhepunkt ihrer Karriere aber schon Anfang der 90er Jahre erlebte, 20 Jahre vor ihrem Tod?
Vor einigen Jahren hatte es Drehbuchautor Anthony McCarten leichter, als er das Queen-Biopic „Bohemian Rhapsody“ mit dem legendären Auftritt der Band beim Live Aid-Konzert enden ließ. Bei „I Wanna Dance With Somebody“ muss er nun einige dramaturgische Volten schlagen, um zu vermeiden mit dem traurigen, viel zu frühen Tod der Sängerin zu enden: Als Rahmen des ansonsten streng linear erzählten Film dient ein Auftritt Whitney Houstons bei den American Music Awards im Jahre 1994, der als einer der Höhepunkte in ihrer Karriere gilt.

Was vorher erzählt wird ist eine klassische Geschichte von Aufstieg und Fall: In schwierigen Verhältnissen wuchs Whitney Houston (Naomi Ackie) in Newark, New Jersey auf, trat in der Band ihrer Mutter als Backgroundsängerin auf und wurde Anfang der 80er Jahre vom legendären Musikproduzenten Clive Davis (Stanley Tucci) entdeckt, einer Ikone im Musikgeschäft, die vorher unter anderem Janis Joplin, Santana oder Bruce Springsteen entdeckt hatte.

Schnell stellte sich der Erfolg ein, ein Hit folgte auf den anderen, den Höhepunkt ihrer Karriere erlebte Houston Anfang der 90er Jahre, als sie beim wichtigsten Sportereignis der USA, dem Super Bowl, die Nationalhymne singen durfte und kurz darauf mit dem Film „The Bodyguard“ nicht nur als Schauspielerin Erfolg hatte, sondern mit „I Will Always Love You“ auch den größten Hit ihrer Karriere hatte.

Doch so erfolgreich sie war, so schwierig war ihr Privatleben: Ihre lesbische Beziehung zu ihrer Jugendfreundin Robyn Crawford (Nafessa Williams) wurde von ihrem besitzergreifenden Vater (Clarke Peters) als Hindernis auf dem Weg zum Ruhm betrachtet, zudem verprasste er ihre Millionen. Später heiratete Houston den Sänger Bobby Brown (Ashton Sanders), der wenig treu und den Drogen ebenso zugetan war wie Houston selbst.

Ein unvermeidlicher Abstieg folgte, Alkohol, Tabak und Drogen ließen Houstons legendäre Stimme schwächeln, Entzugskuren scheiterten, im Februar 2012 ertrank Houston schließlich in der Badewanne, vermutlich unter Drogeneinfluss.

Kaum ein Moment des Auf und Abs lässt Kasi Lemmons Film aus, hakt penibel die wichtigsten und tragischsten Momente der Karriere Whitney Houstons ab. Unterhaltsam ist das immer und wird in Phasen mitreißend: Durch die überzeugende Darstellung der Newcomerin Naomi Ackies, vor allem aber natürlich durch die unvergessliche Stimme Whitney Houstons, völlig zurecht. Wenn da Houston im Trainingsanzug im Stadion steht und voller Inbrunst die amerikanische Nationalhymne singt, dann ist das zwar kitschig, hat aber auch Pathos und Kraft, dem man sich kaum entziehen kann.

 

Michael Meyns