Megalomaniac

Zum Vergrößern klicken

Düstere Stimmung hat der belgische „Megalomaniac“ auf jeden Fall. Die Bilder sind frei von jeder Lebensfreude. Trist, farbarm, erdrückend – so wie das Leben der Hauptfigur, einer Frau, die immer drangsaliert wird, bis sie, die Tochter eines Serienkillers, beschließt, in die Fußstapfen ihres Vaters zu folgen. Das kleidet Autor und Regisseur Karim Ouelhaj in ansprechende Bilder, im Mittelteil wankt der Film jedoch zu sehr.

Webseite: https://dropoutcinema.org/archive/4271/

Megalomaniac
Belgien 2022
Regie: Karim Ouelhaj
Buch: Karim Ouelhaj
Darsteller: Eline Schumacher, Benjamin Ramon, Hélène Moor

Länge: 100 Minuten
Verleih: Drop-out Cinema
Kinostart: 16. November 2023

FILMKRITIK:

Martha und Felix sind die Kinder des Schlächters von Mons, eines berüchtigten Serienkillers. Während Felix schon lange seinem Vater nachfolgt, versucht Martha ein normales Leben zu führen. Doch nichts an ihrem Leben ist normal. Sie wird drangsaliert, schikaniert und gequält, bis sie es nicht mehr aushält. Ein Geist kann brechen, und das Ergebnis ist alles andere als schön. Denn Martha wird wie ihr Vater, auch wenn sie es (zuerst) nur auf die abgesehen hat, die ihr Leid zufügten.

Karim Ouelhaj versteht es, Stimmung aufzubauen. Sein Film ist in Hinblick auf die Kraft seiner Bilder eine Wucht, aber der Inhalt kann nicht ganz mithalten. Der Anfang und das Ende sind stark, der Mittelteil durchwachsen. Dabei gelingt es Ouelhaj durchaus, den Zuschauer in diese Welt des Grauens zu involvieren. Schon die ersten Bilder zeigen, dass dies kein Film für Zartbesaitete ist. Und dann, immer wieder, Bilder des Bösen, manifestiert in einer Halluzination – oder einer Vision? Der Film ist nicht übernatürlich angelegt, die nichtrealen Bilder, die er zeigt, sollen eher den mentalen Verfall der Hauptfigur illustrieren.

Der Film ist nicht explizit in dieser Aussage, aber man könnte ihn auch so lesen, dass Felix gar nicht existiert. Oder: Im Rahmen dieser Geschichte nicht existiert. Die narrative Struktur würde auch gelingen, wenn es immer Martha ist, die auch an seiner Statt handelt. Das ist eine Lesart, die vielleicht nicht beabsichtigt war. Oder eben schon. Auf jeden Fall funktioniert der Film in der Beziehung in zweierlei Hinsicht, denn egal, wie man ihn lesen will, eines ist immer klar: Es geht um den geistigen Verfall eines Menschen.

Ouelhaj arbeitet mit den Mitteln des Dramas, konterkariert dieses aber immer wieder mit deftigen Szenen, die so manchem Arthaus-Kinogänger wohl unangenehm berühren werden. Aber auch das muss Film leisten: Zuschauer herausfordern und sie in ihrer Rezeption auch an die eigenen Grenzen führen. Es gibt also viel, das für „Megalomaniac“ spricht, nur operiert der Film leider nicht immer auf derartigem Niveau. Im Mittelteil mäandert der Film, erst zum Ende findet er zu sich zurück. Darum: Interessant, aber doch mit einigen Schwächen versehen.

 

Peter Osteried