Terkel in Trouble

Dänemark 2004
Regie: Stefan Fjeldmark, Kresten Vestbjerg Andersen, Thorbjörn Christoffersen
Drehbuch: Mette Heeno
Synchronsprecher: Bela B. Felsenheimer (alle Rollen)
Länge: 78 Minuten
Verleih: Movienet
Start: 22.12.2005

Gemeinheiten und Fiesitäten aus Dänemark: Der Computeranimationsspielfilm „Terkel in Trouble“ kreist um den Alltag des Siebtklässlers Terkel und zieht betont pädagogisch und politisch unkorrekte Seiten auf. „Ärzte“-Schlagzeuger Bela B. Felsenheimer spricht alle Rollen des kaputten, angeschrägten Personals in der deutschen Fassung dieser Aneinanderreihung von kleinen sadistischen Einfällen, allerlei Derbheiten und Horrorfilmzitaten. Der anarchische Witz von „Terkel in Trouble“, der in Dänemark ein beachtlicher Kassenerfolg war, pendelt dabei zwischen unterhaltsam-frech und angestrengt.

Dänischen Radiohörern ist Terkel schon länger bekannt. Der Stand-up-Comedian Anders Matthesen feuert schon seit Jahren seine kleinen gemeinen Episoden aus dem Leben des Siebtklässlers auf seine Zuhörer ab. Die haben es jetzt im dänischen Computeranimationsspielfilm  „Terkel in Trouble“, der manchmal so aussieht, als stamme er aus der Zeit, als die Computeranimationsrevolution mit „Toy Story“ gerade erst begann, auch auf die große Leinwand geschafft und entwickelten sich zumindest im Entstehungsland zum anarchischen Kassenschlager.

Auch im Film lieh Matthesen sämtlichen Figuren seine Stimme, ein Synchronkonzept, das jetzt auch auf die deutsche Version übertragen wurde: Hier spricht „Ärzte“-Schlagzeuger Bela B. Felsenheimer sämtliche Charaktere, was bei den Frauen immer transvestitisch klingt, aber besonders bei den zahlreichen Songs recht gut gelungen ist. Dass der Wortwitz im teutonisierten Terkel dabei bisweilen auf der Strecke bleibt, kann man allerdings nicht unbedingt Felsenheimer ankreiden. Schließlich gelingt es dem Musiker mit Filmambitionen doch jedem Charakter dieses dänischen Gruselkabinetts stimmlich ein eigenes Profil zu geben. 

Allen voran ist da natürlich Terkel, der schüchterne Zahnspangenträger, der von zwei sadistischen Mitschülern ins schulhofterroristische Visier genommen wird. Seine Mutter ist Kettenraucherin, sein Vater schaut nur selten über seiner Zeitung auf und Schwesterchen Rita nervt so, dass es ihn nicht einmal stört, wenn plötzlich eine Gabel in ihrem Auge steckt. Rettung vor und Anerkennung von den schulischen Übeltätern bekommt Terkel nicht durch seinen derben, wie dauerabgefüllten Seemannsonkel, sondern als sich die dicke Mitschülerin seinetwegen aus dem Fenster stürzt – was sonst weder Lehrer, noch Mitschüler aufregt. Die eine Sorge ausgeräumt, wird Terkel beim Klassenzeltausflug von einem kleinen, vergangenen Zwischenfall eingeholt: Weil er sich einst mit tödlichen Konsequenzen auf eine Spinne setzte, bekommt er plötzlich die Rache des tierlieben, Panda-Pulli-tragenden Ersatzlehrers zu spüren.

Immer wieder, und dann macht der Film eigentlich am meisten Spaß, zitiert sich „Terkel in Trouble“ in seiner losen Handlung durch die Filmgeschichte. Doch anders als etwa die ebenso zitierfreudigen Werke von Pixar plündert Terkel erwartungsgemäß eine Reihe blutig düsterer Werke. Schon die Titelsequenz ist an den Thriller „Sieben“ angelehnt, dann folgen in regelmäßigen Abständen willkürliche Anspielungen auf Horrorklassiker von „Freitag, der 13.“ bis zum Kettensägenmassaker und zum Schluss wird noch ein kleiner Thrillerplot mit splatterig-blutigem Showdown eingebaut.

Oft wird die politische Unkorrektheit dabei allerdings zur Anstrengung, hängt der forcierte schwarze Humor im Schwitzkasten dieses Films. Dabei bleibt der freche Blick auf den etwas anderen Siebtklässler-Alltag überwiegend Unterhaltung für schocksichere, pubertäre Jungs. Sich über die Gesellschaft und die Bigotterie auf höchst ätzende Weise herzumachen, wie es etwa in der amerikanischen Trickserie „South Park“ geschieht, bleibt hingegen aus. So ist „Terkel in Trouble“ in seinen 78 Minuten vor allem eine Aneinanderreihung sarkastischer Fiesitäten – mal lustig, mal nicht.

Sascha Rettig