Zoe und Sturm

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Autor und Regisseur Christian Duguay hat das Kinderbuch von Christophe Donner genommen und adäquat umgesetzt – als Film über ein Mädchen, das sich gegen Widerstände durchboxt, aber auch als eine Geschichte um eine Familie, die auf den Abgrund zuschlittert und sich doch wieder fängt. Vor allem aber zeigt Duguay, dass man einen „Pferdefilm“ auch so gestalten kann, dass nicht nur Kinder sich davon angesprochen fühlen.

Webseite: https://dcmstories.com/movie/zoe-und-sturm/

Tempête
Frankreich 2022
Regie: Christian Duguay
Buch: Christian Duguay
Darsteller: Mélanie Laurent, Pio Marmaï, Carmen Kassovitz

Länge: 109 Minuten
Verleih: DCM
Kinostart: 10. August 2023

FILMKRITIK:

Zoe wollte schon immer reiten. Ein Jockey zu werden, ist seit frühester Kindheit ihr Traum – vielleicht auch ihr Schicksal, ist sie doch in derselben Nacht wie ihre geliebte Stute Sturm auf die Welt gekommen. Doch als es zu einem Unwetter kommt, versucht Zoe, die Pferde aus den Ställen zu befreien und wird dabei so schwer verletzt, dass sie im Rollstuhl landet. Während Zoe mit ihrem Schicksal hadert, gerät das Gestüt immer mehr in Schieflage, doch das schweißt ihre Eltern und sie auch immer mehr zusammen – und ihr Traum, eines Tages auf Sturm als Jockey zu sitzen ist nichts, das sie aufgegeben hätte.

Mit „Jappeloup – Eine Legende“ hat Christian Duguay schon vor zehn Jahren einen Pferdefilm abgeliefert, der sich den typischen Konventionen dieser Genre-Spielart entzieht. Auch seinem „Zoe & Sturm“ muss man attestieren, dass er in einer anderen Liga als „Ostwind“ und Konsorten spielt. Weil er nicht nur die Figuren, sondern auch die Geschichte ernstnimmt. Vor allem aber, weil er auf einem Niveau erzählt, das ein älteres Publikum nicht wegstößt. Dies ist ein Drama, eines mit Pferden, eines mit einem Mädchen, aber zugleich ist dies auch ein gelungener, Grenzen überwindender Film.

Denn er hat schöne Momente mit dem Pferd. Und doch sind sie niemals so kitschig wie bei hiesigen Produktionen. Selbst die Inszenierung ist gediegener. Nicht nur erwachsener, sondern auch optisch reif. Die überbordende Helligkeit und das Fehlen jedweder Schatten schwächt die deutschen Produktionen, während Duguay vorführt, wie man einen Film dieses Schlages gekonnt und emotional mitreißend gestaltet und erzählt.

Er entzieht sich typischer Schwarzweißzeichnung und er brilliert darin, die Figuren dreidimensional zu gestalten – von den Eltern über den amerikanischen Investor, der bei einem geringeren Film einfach nur der 08/15-Schurke wäre, bis hin zu Zoe, deren Weg zurück ins Leben auch inspirierend ist.

Mit Mélanie Laurent und Danny Huston ist der Film hochkarätig besetzt, die Jungdarstellerinnen – Charlie Paulet für die zehn-, Carmen Kassovitz für die sechszehnjährige Zoe – sind auch gut gewählt. Sie strahlen eine Natürlichkeit aus, die der Rolle, aber auch dem Film sehr guttut. „Zoe & Sturm“ ist der Pferdefilm für alle, die eigentlich keine Pferdefilme mögen, aber Dramen zu schätzen wissen.

 

Peter Osteried