Sunshine

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Während aktuell heiße Diskussionen über das Problem der Klimaerwärmung geführt werden, hüllen Regisseur Danny Boyle und sein Drehbuchautor Alex Garland die Erde als Folge einer erkaltenden Sonne in einen Schnee- und Eismantel. „Sunshine“ erzählt von der Reise eines Raumschiffs, dessen Besatzung explosive Brickets in den Schlund der sterbenden Sonne legen soll. Ungeplante Vorkommnisse bringen die Mission in Gefahr – was „Sunshine“ in seiner zweiten Hälfte zu einem funkensprühenden, wilden Science-Fiction-Thriller macht. Die Besatzung verliert der Film dabei fast aus den Augen.

Webseite: www.sunshine-derfilm.de

GB 2007
Regie: Danny Boyle
Darsteller: Cillian Murphy, Chris Evans, Michelle Yeoh, Rose Byrne, Cliff Curtis, Hiroyuki Sanada, Troy Garity, Benedict Wong
108 Minuten
Verleih: Fox
Start: 19.4.2007

PRESSESTIMMEN:

Spannend und sehr gut besetzt.
Brigitte

FILMKRITIK:

Gemütlich und fast wie daheim haben sie’s an Bord ihres Raumschiffs: da wird fettspritzend im Wok gekocht, frische Kräuter fürs tägliche Mahl gibt’s aus dem bordeigenen Sauerstoffgarten – eine grüne Oase unterwegs im Weltraum. Auch sehen die acht Männer und Frauen aus unterschiedlichen Nationen eher wie Zivilisten denn Astronauten aus. Als der Film einsetzt, sind sie bereits 16 Monate unterwegs und ein gewisser Lagerkoller spürbar, was vor allem mit Blick auf die drohenden Gefahren zu knisternder Konflikten zwischen den Crewmitgliedern führen wird. Wird es gelingen, die Sonne mit einer Nuklearbombe zu beschießen, um sie damit vor dem Erkalten zu retten und den Sonnenofen wieder anzufachen? 
 

Als ob dem bereits zum dritten Mal nach „The Beach“ und „28 Days Later“ mit Danny Boyle zusammenarbeitenden Alex Garland die griechische Mythologie nicht bekannt wäre, nennt der das Raumschiff „Ikarus II“. Und wie das Mutterschiff zuvor wird sich auch diese Mission ihre Flügel an Sonne und Feuer ordentlich verbrennen. Mit Eintreten in die sogenannte Todeszone, in der wegen der Sonnenwinde kein Funkkontakt zur mittlerweile im ewigen Winter befindlichen Erde mehr möglich ist, verändert sich der ursprünglich noch von missionarischem Eifer bestimmte Ton zusehends in Richtung einer dramatischen, weil lebensbedrohlichen Untergangsstimmung.

Schuld daran ist ein aus Unachtsamkeit entstandenes Feuer an Bord, das bald schon den Gemüsegarten zerstört und damit die Gewinnung des für alle Passagiere notwendigen Sauerstoffs unmöglich macht. Weil ein Unglück selten allein kommt, werden die in einem Boot sitzenden Astronauten zu Konkurrenten, beginnt auf den langen Korridoren und in den unübersichtlichen und verwinkelten Bereichen des immer wieder auch aus der Außenperspektive gezeigten Raumschiffs ein Wettlauf um Leben und Tod – außerbordige Reparaturaufträge im Raumanzug inklusive. Bei all diesen Spaziergängen geht indes die Orientierung über die einzelnen Schauplätze in und um das Raumschiff ordentlich verloren.

So ambitioniert die Mission und mit ihr der Film beginnen, so sehr verabschiedet sich der von Technosounds untermalte „Sunshine“ recht schnell Richtung wildem Actionspektakel – und ist hier Filmen wie „Armageddon“ weitaus näher als der Entwicklung eines intelligenten Zukunftsszenarios à la „2001 – Odyssee im Weltraum“ oder wie Boyle es noch in seinem Zombiemovie „28 Days Later“ hinbekam. Selbst zum Horrorfilm fehlt nicht mehr viel, nachdem sich einzelne Crewmitglieder gegenseitig an die Gurgel gehen. Die sicherlich atemberaubenden Bilder von der Oberfläche des passierten Merkur, aus entfernten Lichtjahren empfangenen Bildsignalen der Vorgängermission oder Aufnahmen der enormen Dimensionen der Sonne entschädigen da nur bedingt, die von Cillian Murphy („Breakfast on Pluto“, „The wind that shakes the barley“) angeführten Darsteller bleiben blass. Auch wundert man sich über Ungenauigkeiten wie billigen, dafür cool aussehenden Sonnenbrillen auf der Nase, die beim direkten Blick ins Sonnenlicht kaum Schutz versprechen dürften. Futter fürs Auge aber sind die Sonnenansichten allemal – fanden übrigens auch Wissenschaftler des Astrophysikalischen Instituts Potsdam, die sich „Sunshine“ ebenfalls schon ansehen durften. Sie weisen allerdings darauf hin, dass mit dem geschilderten Phänomen nicht wie hier angenommen in 50, sondern erst in fünf Milliarden Jahren zu rechnen sein wird. Für die Menschheit heißt es also weiterhin, sich zunächst mit den Ursachen der Erderwärmung auseinander zu setzen.

Thomas Volkmann

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Die Erde wird nicht mehr lange existieren, denn es ist angekündigt, dass die Sonne in 50 Jahren sterben wird. Da gibt es nur eines: Das Raumschiff Icarus II muss sich auf den Weg machen und versuchen, die Sonne gewissermaßen neu anzuzünden.

Icarus II ist ein gigantischer Transporter. Eine riesige Mechanik, viele Einzelabteilungen, große Hallen, komplizierte Computer-Arrangements, sogar Versuchspflanzungen, natürlich auch Aufenthalts- und Schlafräume für die achtköpfige Besatzung. Das Raumschiff ist so weitläufig, dass die einzelnen Teile sich nur per Funk verständigen können. 

Da wird in der Berechnung, in der Steuerung und im Koordinatensystem ein folgenschwerer Fehler gemacht. Das ist der Beginn der Katastrophe. Von da an gibt es nur noch Explosionen, Feuer, Wassereinbrüche, Überschwemmungen, geglückte und missglückte Außenbordeinsätze, einen Selbstmord, mehrere Tote, ja sogar Geistergestalten an Bord. Es erscheint unmöglich, dass die geplante Mission gelingen kann.

Einheit von Zeit und Ort. Die einzige Location ist die Raumfähre. Hier spielt sich alles ab: die Diskussionen, die Streitigkeiten, die Beschlussfassungen, die technischen Vorgänge, die Pannen. So gut wie alles geht digital vor sich. Die Ausleuchtung ist gut. Sogar eine gewisse Spannung wird aufgebaut. Doch an interessanter Handlung fehlt es. Das als dramatisch gedachte Geschehen füllt die 135 Minuten Filmlänge keineswegs aus. 

Anders mögen das die Elektronik- und Computer-Freaks sehen. Sie werden gefüttert mit virtueller Technik, mit Daten, mit Weltraumbildern, mit Sonnenaufnahmen. Vieles wurde dabei einfach der realen Raumfahrt abgeschaut und nachgeahmt. Der oft zu langatmige und verspielte Film schwelgt in diesen Sphären. Der waghalsigen Icarus-Mission sind die ernsthaften bis finsteren Mienen der Schauspieler angepasst.

Thomas Engel