Love happens

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Regie-Debütant Brandon Camp scheint auf Erwartungen keine Rücksicht nehmen zu wollen. Titel, Plakat und Besetzung seines Erstlings „Love Happens“ künden von einer vorhersehbaren, romantischen Komödie. Dabei handelt sein Film in Wahrheit von schmerzhafter Trauerarbeit und der schwierigen Rückkehr ins Leben. Soviel Mut der Regisseur mit der Wahl seines Themas auch beweist, am Ende ordnet sich die Geschichte brav dem Mechanismus eines manipulativen Mainstream-Melodrams unter.

Webseite: www.lovehappens-derfilm.de

Love Happens
USA 2009
Regie: Brandon Camp
Drehbuch: Brandon Camp, Mike Thompson
Darsteller: Aaron Eckhart, Jennifer Aniston, John Carroll Lynch, Dan Fogler, Judy Greer, Martin Sheen
Laufzeit: 109 Minuten
Kinostart: 12.11.2009
Verleih: Tobis
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Dieser Film ist paradox. Auf der einen Seite sieht es ganz danach aus, als wäre es Regisseur Brandon Camp herzlich egal, mit welchen Erwartungen sich das Publikum sein Debüt ansieht, auf der anderen Seite beugt sich die Geschichte in vorauseilendem Gehorsam den Vorgaben eines von sämtlichen Ecken und Kanten befreiten Hollywood-Melodrams. Das Filmplakat zu „Love Happens“ zeigt ein scheinbar glückliches Paar, das sich liebevoll umarmt. Dieser Umstand zusammen mit dem Titel und dem Namen Jennifer Aniston lässt vermuten, dass wir es hier mit einer dieser locker-leichten romantischen Komödien zu tun haben, wie sie Hollywood praktisch am Fließband produziert. Doch weit gefehlt: Tatsächlich dient die Romanze nur als Köder. Einmal angebissen serviert uns Camp schließlich ein tränenreiches Trauerbewältigungs(rühr)stück.

Für den erfolgreichen Selbsthilfe-Guru Burke Ryan (Aaron Eckhart) gibt es für jedes Problem eine Lösung und auf jede Frage eine Antwort. Auf seinen Seminaren verkauft er eine pseudowissenschaftliche Populär-Therapie, die es den Teilnehmern ermöglichen soll, mit ihren Ängsten und ihrer Trauer besser umzugehen. Er selber kann und will sich hingegen nicht helfen lassen. Seitdem vor drei Jahren seine Frau bei einem Autounfall verstarb, wird er immer mehr zu einem verschlossenen Einzelgänger. Sogar sein Manager und bester Freund Lane (Dan Fogler) kann Burke aus seiner inneren Immigration nicht zurückholen. Das vermag erst die schöne Floristin Eloise (Aniston), in die er sich Hals über Kopf verliebt.

Für Burke ist die zarte Romanze mit der von den Männern enttäuschten Blumenladenbesitzerin der ausschlaggebende Grund, über sich und seine Trauer ehrlich nachzudenken. Die Selbstreflexion gipfelt in einem aus zahlreichen Hollywoood-Filmen bekannten Finale, bei dem sich die Hauptfigur vor großem Publikum erklären, Buße tun und Besserung geloben darf. Dass dabei kein Auge trocknen bleibt und Camp mit aller Gewalt auf die ganz großen Emotionen zielt, weist nur auf einen von vielen Missgriffen des Drehbuchs hin. So wirkt bereits die gesamte Rollenanlage arg konstruiert. Die Schizophrenie von Eckharts Charakter, der öffentlich als Motivations-Trainer und Seelentherapeut auftritt, privat aber an der eigenen Ansprüchen scheitert, dient allein der späteren vorhersehbaren Katharsis.

Camps schematisches Verständnis von Trauer zeigt sich auch am Subplot um einen verzweifelten Vater (John Carroll Lynch), der sich den Unfalltod seines Sohnes nicht verzeihen mag. Der Film macht es sich hier zu leicht, wenn er uns vorgaukelt, man könne tiefe seelische Narben mit einigen geschickten Handgriffen und einer Shopping-Tour (!) im örtlichen Baumarkt „kurieren“. Glatt und durchweg unglaubwürdig erscheint das, was „Love Happens“ zu erzählen hat. Wie eingangs erwähnt dürften selbst treue Jennifer-Aniston-Fans nur wenig Gefallen an einer Geschichte finden, die ihr romantisches Potenzial zu keiner Zeit überzeugend ausspielt. Eckhart und Aniston entwickeln zusammen keinerlei Esprit und ihren Dialogen merkt man viel zu oft an, dass sie Wort für Wort einstudiert sind. Zu allem Überfluss meint „Love Happens“, altkluge Weisheiten über das Leben und den Tod verkünden zu müssen. „When life gives you lemons, you can either make a sour face or lemonade!“ ist da bereits eine der besseren.

Marcus Wessel

Eloise hat sich einen Traum erfüllt: einen eigenen Blumenladen. Von den Männern scheint sie im Augenblick genug zu haben, vor allem seit sie entdeckte, dass ihr Musikerfreund sich wieder ein Groupie anschaffte.

Burke Ryan ist als – wahrscheinlich selbsternannter – Psychologe tätig. Er schreibt erfolgreiche Bücher, leitet Selbsthilfegruppen, hält Seminare ab, kümmert sich um Menschen, die mit ihren Schicksalsschlägen nicht fertig geworden sind. Das hat ihn berühmt und beliebt gemacht.

Doch mit sich selbst wird er ganz und gar nicht fertig. Denn auch er hat an einer schweren Vergangenheit zu knabbern. Er saß am Steuer, als er eines Nachts auf regennasser Straße einen Unfall baute. Seine Frau war sofort tot. Seither ist er innerlich verstört, nahm nicht einmal am Begräbnis seiner Frau teil und ließ auch seine Schwiegereltern im Stich. (Nach langer Zeit Martin Sheen, der Schwiegervater, wieder einmal zu sehen.)

Anderen hilft Burke sehr wohl über den Berg: Walter zum Beispiel, ein Riesenkerl, aber ein gebrochener Mann, seit er seinen kleinen Sohn durch einen Unfall verloren hat.

Eloise und Burke treffen aufeinander. Doch es scheint kein günstiger Zeitpunkt zu sein.

Sie ist zuvorkommend zu ihm, aber im Grunde ist er ihr gleichgültig. Später, als sie merkt, dass etwas mit ihm nicht stimmt und sich deshalb bemüht, ihm zu helfen, bleibt sie lange relativ erfolglos.

Er ist viel zu erschüttert, zu belastet, zu unsicher, trotz guten Zuredens seitens seines Managers Lane im „Beruf“ viel zu unentschlossen, um mit ihr eine brauchbare Beziehung aufzubauen.

Kurze Zeit geht es gut, dann setzt das Drama wieder ein. Bis aus Burke, der vielen das Leben erleichtern konnte, vor versammelter Menge endlich alles heraus bricht und er mit seiner Unglücksvergangenheit abschließen kann.

Zu Eloise ist es jetzt nicht mehr weit.

Ein Drama, letztlich wie meistens eine Liebesgeschichte, unter der es jedoch zunächst wie beschrieben ganz schön brodelt. Aufgebaut und inszeniert ist das flüssig und so ziemlich ohne Mängel. Denn Hollywood lässt sich da nicht lumpen. Dem Ende zu werden allerdings die Tränendrüsen zu sehr beansprucht. Da muss man von übersteigerter Sentimentalität sprechen. Der Kitsch ist ebenfalls in gefährlicher Nähe.

Sehr ansprechend dagegen die schauspielerischen Leistungen. Jennifer Aniston (Eloise) und Aaron Eckhhart (Burke) spielen sich in den heiteren wie in den problematischen Wortwechseln und Situationen die Bälle zu, dass man es als Zuschauer genießt. Dazu ein bewegender Auftritt von John Carrol Lynch in der Rolle des Walter.

Psychodrama und Liebesstory plausibel verquickt.

Thomas Engel