fantastische Mr. Fox, Der

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Animationskino der besonderen Art: Wes Andersons Fabel ist die analoge Antwort auf die digitalen Wunderwerke aus dem Hause Pixar. Basierend auf Roald Dahls gleichnamigem Kinderbuch visualisiert er die sonderbare Welt einer Fuchsfamilie, die vor drei wild gewordenen Bauern fliehen muss. Eine liebevolle Abenteuergeschichte, an der man sich wahrhaft berauschen kann.

Webseite: www.fantasticmrfoxmovie.com

OT: Fantastic Mr. Fox
USA 2009
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson (basierend auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Roald Dahl)
Originalsprecher: George Clooney, Meryl Streep, Bill Murray, Jason Schwartzman, Owen Wilson, Willem Defoe, Jarvis Cocker, Helen McCrory
Länge: 87 Minuten
Verleih: Fox
Kinostart: 13.5.2010

PRESSESTIMMEN:

Ein Trickfilm von 90 Minuten Länge: randvoll mit verspielten Details, parodistischen Schnörkeln, randvoll mit Frechheit und Phantasie. ...Wer nur ein- oder zweimal im Jahr in einen Animationsfilm geht, sollte nicht auf einen besseren warten.
DER SPIEGEL

FILMKRITIK:

Der amerikanische Regisseur Wes Anderson ist der Mann für spezial gelagerte und sonderbare Filme, die stets von der abstrusen Dynamik scheinbar dysfunktionaler Familien handeln. Nach seinem spirituellen und poetischen Brüder-Porträt „Darjeeling Limited“, wo man im Zug durch die unendlichen, landschaftlichen Weiten Indiens rumpelte, vergräbt er sich nun sprichwörtlich in den Untergrund und zeigt in konservativer und liebevoller Stop-Motion-Technik die Abenteuer einer Fuchsfamilie in ihrem Bau.

Mr. Fox (im Original gesprochen von George Clooney), adretter Jungsenior und umtriebiger Familienvater, hadert mit dem Leben: Soll er tatsächlich die Tradition aufrecht erhalten und wie all seine Vorfahren die restlichen Jahre des Lebens im heimatlichen Höhlensystem verbringen? Natürlich nicht. Entgegen der Ratschläge seines Anwalts kauft er einen prächtigen Baum auf einem bezaubernden Grundstück, das allerdings in unmittelbarer Nachbarschaft zu den drei Bauern Grob, Grimm und Gräulich liegt. Ein gewagtes Unterfangen, denn Mr. Fox – ein leidenschaftlicher Hühnerdieb – zieht schnell den Zorn der neuen Nachbarn auf sich. Ihnen ist nämlich längst aufgefallen, dass sich ihr Bestand an Federvieh stets über Nacht verringert. Und daran ist natürlich der Fuchs schuld. Fortan wird allerlei technisches Gerät aufgefahren, um den Fuchs mitsamt seiner Familie auszuräuchern.

Philosophisch, fintenreich und voller kindlicher Fantasie: Die Verfilmung von Roald Dahls Bilderbuch-Märchen ist viel mehr als nur ein Animationsfilm – es ist eine Fabel über den Jahrhunderte alten Konflikt zwischen Mensch und Tier. Mit der Aussage, dass animalische Instinkte ausnahmsweise über menschliches Kalkül siegen. Zumindest in der fantasievollen Welt von Wes Anderson – wo es keine Nahrungsketten gibt, sondern nur pure Poesie. Im Vergleich zum visionären und perfektionistischen Animationskino von Pixar („Oben“, „Wall-e“), welches digitale Bildergeschichten immer wieder aufs Neue revolutioniert, ist „Der fantastische Mr. Fox“ genau das Gegenteil: eine analoge und wunderbar entschleunigte Puppentrick-Erzählung. Mit anderen Worten: Wenn Pixar eine neue Playstation-Konsole wäre, dann ist dieser Film ein altes, hölzernes Backgammon-Spiel.

„Der fantastische Mr. Fox“ ist somit die Rückkehr zur aufwendigen Filmkunst, die ähnlich wie Basteln mit Schere, Papier und Klebstift funktioniert. Alle Figuren wurden von Hand gefertigt (man benutzte sogar echte Tierhaare), für 30 Sekunden Film drehte man einen ganzen Tag. Trotz der konservativen Technik wirkt Wes Andersons Version von Roald Dahls Fabel alles andere als altbacken: Die Akribie und die Fantasie, die der Autor im Kopf gehabt haben muss, als er das Buch schrieb, spürt man hier in jeder Filmsekunde. Frei von der oft etwas bemüht wirkenden Pädagogik digitaler Animationsfilme kann man sich bei Wes Anderson zurücklehnen und den Lebensfragen einer Fuchsfamilie lauschen, die auf den ersten Blick etwas verkorkst, aber gerade deswegen so sympathisch wirkt, weil sie nicht nach Perfektion strebt. Sondern einfach nur nach einem gemütlichen Leben in ihrem Bau.

David Siems

Wes Anderson macht Filme mit eigener Note. So hält er es auch dieses Mal und schert sich bei seiner Adaption des Animations-Bestsellers von Roald Dahl keineswegs um die Machart, die die Majors Filmen dieses Genres angedeihen lassen.

Der vom früheren Hühnerdieb zum Zeitungsmann gewordene Mr. Fox zieht mit Mrs. Fox und dem Söhnchen Hash um in eine neue Baumhöhle und will überhaupt sein Leben ändern. Das heißt in dem Falle: keine Hühner mehr rauben. Doch so ganz kann er es nicht lassen. Mit seinem Kumpel, dem Oppossum Kiley, unternimmt er noch einmal einen Fangzug. Die drei Bauern, die oft genug Foxens Opfer waren, bleiben nicht untätig, ja sie entführen gar den kleinen Neffen Kristofferson, der bei der Familie Fox zu Besuch ist. Das geht nun ganz und gar nicht. Mr. Fox geht mehrfach, gezielt und gut ausgerüstet, zum Angriff über, aber nicht allein, sondern mit der halben Tierwelt. Und mit Explosionsböllern, die es in sich haben.

Die Handlung ist vorhersehbar und nicht sonderlich aufregend, wenn auch kleine Episoden, etwa die mit der als Wächterin eingesetzten Ratte, ganz gelungen sind. Der eigentliche Reiz des Films liegt in den hübschen Tierfiguren, in deren altklugem Geplapper, in den die einzelnen Kapitel ankündigenden Zwischentiteln, in der liebevollen und detailfreudigen Ausstattung, in den Örtlichkeiten und überhaupt in dem Anderson-eigenen Stil, sowohl dem ästhetischen als auch dem technischen (teilweise Stop-Motion-Technik).

Natürlich kann man einwenden – und das geschieht bei Filmen, bei denen Tiere direkt in die Handlung einbezogen sind, immer – dass im Vordergrund nicht die tierischen Eigenarten stehen, sondern dass man lediglich die Tiere menschliches (amerikanisches) Verhalten an den Tag legen ließ. Aber wenn man auf diesen nicht ganz unberechtigten Einwand verzichtet, kann man einen teilweise entzückenden Animationsfilm goutieren, der kind- und familiengerecht erscheint.

Thomas Engel