Fraktus

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Achtung, Warnung: Dieser Film könnte Ihren Sinn für alles, was seriös und ernsthaft ist, auf Dauer beschädigen! Lesen Sie bitte nur weiter, wenn Sie eine reife und gefestigte Persönlichkeit sind, die sich ihren Sinn für Albernheiten bewahrt hat. Denn hier kommt – made in Germany – ein verrückter Spaß um die Geschichte und Wiederentdeckung einer Rockgruppe, die niemals existiert hat: Fraktus – die Wegbereiter des Techno aus dem kühlen Norden und vermutlich einer der Kinohits des Herbstes. Besonders geeignet für brav gewordene Punks, Fans der deutschen Rock- und Indiepop-Szene und natürlich für alle, die Musik, Parodien und Studio Braun mögen!

Webseite: www.fraktus.de

Deutschland 2012
Regie: Lars Jessen
Drehbuch: Ingo Haeb, Sebastian Schultz, Heinz Strunk, Rocko Schamoni, Lars Jessen
Darsteller: Heinz Strunk, Devid Striesow, Rocko Schamoni, Jaques Palminger, H. P. Baxxter, Stephan Remmler, Jan Delay, Marusha, Westbam, Blixa Bargeld und viele andere, die voll Checkung haben!
Musik: Fraktus
90 Minuten
Verleih: Pandora
Kinostart: 8. November 2012

PRESSESTIMMEN:

Das lustigste deutsche Kinowerk des Jahres!
Der Spiegel

Der verrückteste deutsche Film des Jahres, superlustig!
BRIGITTE

Eine grandios komische Mockumentary, in der ganz neben­bei die Kommerzmühle der Musik­indus­trie köstlich veralbert wird. Diese rustikal-anarchische Parodie auf das Musikbusiness und seine Eitel­keiten ist ein potenzieller Kultfilm.
Cinema

FILMKRITIK:

Die Geschichte des Deutschrock muss neu geschrieben werden, denn Fraktus ist wieder da – drei Jungs, die einst angetreten waren, jenseits von Kommerz und Kalkül ihre eigenen Vorstellungen von experimentieller Rockmusik zu präsentieren. Damals in den 80ern waren sie ihrer Zeit so weit voraus, dass kaum jemand ihre Qualität erkannte. Nur kurz war ihr schneller Ruhm, und erst in den letzten Jahren wurde immer klarer, was Fraktus für die Entwicklung von Techno geleistet haben.

Drei Namen, die damals niemand kennen wollte und die heute von den Größten in der Musikszene nur mit Ehrfurcht gewispert werden: Torsten Bage, Bernd Wand und Dickie Schubert. Was machen diese drei Helden des Elektropop heute? Ein Filmteam unter der Leitung des rührigen Musikmanagers Roger Dettmer hat sich vorgenommen, Fraktus wiederzufinden. Wird es Roger Dettmer gelingen, sie wieder zu vereinen?

Das ist die Vorgabe für eine schrille Parodie, die gleichzeitig eine herrlich böse Satire aufs Musikgeschäft ist. Lars Jessen, der seinen Sinn für – je nach Betrachtungsweise – Edelklamauk oder schrille Komödien schon öfter unter Beweis stellen durfte (siehe HOCHZEITSPOLKA und DORFPUNKS), hat hier einen Rundumschlag geliefert, der praktisch jede Form von Witz und Komik be- und verarbeitet. Wer sich ein bisschen mit Punk und Deutschrock auskennt, kann sich über zahlreiche Anspielungen schlapplachen und wird die Beteiligung von prominenten Musikern wie Stephan Remmler, Blixa Bargeld und Westbam schätzen, die mit viel Bereitschaft zur Selbstironie beim lustigen Spiel mitmischen.

Rocko Schamoni scheint hier endlich seine Traumrolle gefunden zu haben. Er spielt Dickie Schubert, wunderbar ernsthaft, als soundbesessenen Knalldeppen. Heinz Strunk – mit einem wirklich brutal furchtbaren und daher komischen Arschgeweih – darf als inzwischen arrivierter Producer Torsten Bage mal so richtig auf die Pauke hauen, und Jaques Palminger (Bernd Wand) gibt den verquasten Edel-Punker, der im Keller mit seinen Eltern an Fraktus II baut. Allen voran hat Devid Stresow als Roger Dettmer die eigentlich undankbare Aufgabe, den Laden zusammenzuhalten. Er verleiht dem Musikmanager und angeblichen Filmemacher eine gelegentlich gespenstische Glaubwürdigkeit mit beinahe psychologischem Tiefgang, um im nächsten Moment wieder lustvoll und unmäßig zu übertreiben. Nicht nur ihm möchte man manchmal zurufen: Parodie der Parodie geht nicht, Leute! Doch weitestgehend funktioniert der Plot vom Suchen und Finden einer vergessenen Rockband, die Rockgeschichte geschrieben hat.

Himmlisch komisch sind die Videoclips und die (angeblichen) Aufnahmen aus den 80ern. Die Songs sind angemessen beknackt und begeistern zwar nicht unbedingt mit aufwendiger Polyrhythmik, aber sie wummern ordentlich und sind ebenfalls sehr witzig. Für viele werden sie Erinnerungen an die seligen Zeiten der Neuen Deutschen Welle wecken, deren Humorpotential seinerzeit noch lange nicht ausgereizt war.

So ist dieses Mockumentary, das nicht nur peripher an das legendäre fiktive Bandporträt THIS IS SPINAL TAP erinnert, ein kurzweiliges Vergnügen – eher rustikal komisch als feinsinnig. Aber das macht ja nix!

Gaby Sikorski

„Fraktus“, das war in den 80er Jahren eine Band. Und zwar eine Techno-Band. Nur war damals die Zeit anscheinend noch nicht reif, obwohl die drei, die die Band bildeten, etwas Genialisches hatten. Der Erfolg war nur mäßig. Dann brannte während eines öffentlichen Auftritts mit vielen Zuhörern die Bude ab. Die drei trennten sich, kamen 20 Jahre nicht mehr zusammen.

Ein Produzent versucht das Unmögliche: Dickie Schubert, Bernd Wand und Torsten Bage wieder zusammen zu bringen. Schubert hat inzwischen ein Internet-Café aufgemacht, Wand bildete mit seinen Eltern (und seinen ausgefallenen musikalischen Ideen) „Fraktus II“, Torsten Bage widmete sich der Massenmusik und etablierte sich sehr erfolgreich (mit einer Traumvilla auf Ibiza).

Wie soll das gehen, die unterschiedlichen Charaktere und Auffassungen noch einmal zu mobilisieren? Sowieso ist jeder der drei überzeugt, er sei damals der geistige Führer der Band gewesen.

Devid Striesow spielt nun den Produzenten Roger Dettner, der alles ankurbelt. Hier wird alles aufgezeigt, von der anfänglichen Suche bis zum erneuten gemeinsamen Auftreten: teils inszeniert, teils dokumentiert, teils wiederholt, teils gespielt.

Man diskutiert, macht Versuche, streitet sich, trennt sich, rauft sich erneut zusammen. Im ersten Studio klappt nichts, der folgende Auftritt wird zum totalen Fiasko. Ein halbes Dutzend Fachleute kommentieren Wesen und Arbeit der Band. Wie gesagt halb völlig künstlich in Szene gesetzt, halb wirklich reines Dokument.

Schließlich doch Gutes zu vermelden: Aus Anlass dieses Films wieder eine kleine Konzert-Tour von „Fraktus“.

Gemacht ist das gut, unterhaltsam, für Interessierte lehrreich, zum Teil witzig, vom Zusammenspiel der drei unterschiedlichen Typen her gesehen menschlich äußerst interessant, sehr gut gespielt.

Thomas Engel