Der Iran Job

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Denkt man an den Iran, ist der erste Gedanke ganz gewiss nicht Basketball. Doch genau um diesen Sport auszuüben kam ausgerechnet der Amerikaner Kevin Sheppard 2008 in das islamische Land. Was er dort auf, aber vor allem auch jenseits des Sportfelds erlebte, schildert Till Schauder in seiner bemerkenswerten Dokumentation „Der Iran Job.“

Webseite: www.realfictionfilme.de

USA/ Iran 2012 - Dokumentation
Regie: Till Schauder
Länge: 91 Minuten
Verleih: Real Fiction
Kinostart: 21. Februar 2013

PRESSESTIMMEN:

„Schon allein das macht den Film lohnenswert – die vielen Szenen, in denen der große Witz der Kleinen die kleinliche Politik der Großen konterkariert.“
Süddeutsche Zeitung

„Mit dem Blick des Neulings (…) lotet er genau und am konkreten Fall diese Räume zwischen Freiheit und Beschränkung, Modernität und Traditionalismus aus...
Ausgehend vom konkreten Einzelfall weitet Schauder so den Film zum gesellschaftlichen Panorama. Wer hätte gedacht, dass Basketball so brisant sein kann?“
Kölner Stadtanzeiger

„Kevin Sheppard ist die Hauptfigur in dem großartigen Dokumentarfilm der Iran Job(…) ein erstaunlicher Film über ein erstaunliches Land, betrachtet aus der Perspektive eines erstaunlichen Basketballspielers.“
Frankfurter Runschau

„Till Schauder (…) ist ein wunderbarer Film gegen Vorurteile gelungen. Unerwartet cool auch der Soundtrack: persischer Hip Hop vom Feinsten.“
Zitty

FILMKRITIK:

Basketballspieler gibt es in Amerika wie Sand am Meer. Die Besseren schaffen es in die amerikanische Profiliga, die weniger Guten verdienen ihr Geld als Basketballsöldner und ziehen durch die Profiligen der Welt: Deutschland, Türkei oder Griechenland sind beliebte Ziele. Kevin Sheppard, ein 1979 auf den amerikanischen Virgin Islands geborener Athlet, spielte im Laufe seiner Karriere in China, Südamerika und Israel, bis er 2008 ein Angebot aus der Iranian Super League erhielt. In Shiraz, einer Millionenstadt gut 700 Kilometer südlich von Teheran, soll Sheppard das heimische Team aus den Niederungen der Tabelle führen.

Eine glückliche Fügung für das mittelmäßige Team, aber auch für Regisseur Till Schauder, der schon lange nach einem Subjekt für seine Dokumentation suchte. Schauder, in Amerika geboren, in Göttingen aufgewachsen und bislang vor allem mit der Independent-Komödie „Santa Smokes“ aufgefallen, ist mit einer Iranerin verheiratet und stieß so auf einen Artikel über amerikanische Basketballspieler im Iran. Der Entschluss, einen Film über dieses Thema zu drehen war schnell gefasst, erwies sich aber aus verschiedenen Gründen als schwierig.

Kaum ein Spieler war bereit, sich vor der Kamera zu äußern, weniger aus Sorge vor iranischen Behörden, als denen in Amerika! Denn aus Sicht der USA verletzt ein Basketballspieler, der im Iran arbeitet, die seit Jahren bestehenden Wirtschaftssanktionen. Kevin Sheppard hatte diesbezüglich jedoch keine Bedenken und erwies sich auch in anderen Bereichen als Glücksfall für den Film. Denn weniger der Sport ist es, der den Film interessant macht, als das normale Leben.

Und wie normal das Leben im Iran abläuft, mag angesichts der auch in Deutschland nicht immer differenzierten Berichterstattung über den Iran überraschen. Zwar war es Schauder nicht möglich, seinen Film mit offizieller Drehgenehmigung zu realisieren, dennoch gelingt es ihm, einen komplexen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Als Tourist reiste er immer wieder in den Iran, filmte mit einer kleinen Digitalkamera und agierte möglichst unauffällig. Dass diese Art des Guerillafilmemachens dennoch nicht ganz unproblematisch gewesen sein muss, zeigt sich dadurch, dass ein erheblicher Teil des Films in geschlossenen Räumen spielt. In der privaten Atmosphäre von Sheppards Wohnung können auch die Iraner, mit denen sich der Amerikaner anfreundet, frei sprechen, haben keine Scheu über ihr Leben, aber auch ihre Kritik am System zu berichten. Besonders erstaunlich ist dabei, dass sich Sheppard mit einem Trio iranischer Frauen anfreundet, die zur gebildeten Mittelschicht des Landes zählen.

Dennoch bleibt „Der Iran Job“ dezidiert unpolitisch, doch allein das Aufzeigen des ganz gewöhnlichen Lebens, in einem von Außen betrachtet so ungewöhnlichen Land, wird zu einem politischen Akt. Zumal im Januar 2009 die Amtseinführung Barack Obamas auch im Iran für Aufmerksamkeit sorgt und besonders der ebenfalls Schwarze Sheppard nach seiner Meinung zum neuen Hoffnungsträger gefragt wird. Dass der Amerikaner in solchen Situation eher zurückhaltend antwortet und sich auch sonst als alles andere als typisch erweist, macht „Der Iran Job“ so spannend. Für Sheppard ist sein Engagement im Iran nur ein Job, bei dem er zwar im Laufe einer Basketball-Saison auch einiges über das lokale Leben erfährt, langsam auch ein Bewusstsein für die oft subtilen Repressionen entwickelt, aber stets seinen unvoreingenommen Blick behält.

Wie in einem guten Sportfilm dreht sich auch in Till Schauders Sport-Dokumentation „Der Iran Job“ nur vordergründig alles um den Sport. Die Saison, die für Sheppards Verein eher enttäuschend verläuft, ist zwar strukturierendes Element, doch viel interessanter und auch viel aufschlussreicher ist anderes. Den Film als Beitrag zur Völkerverständigung zu bezeichnen, würde sicherlich etwas weit gehen, einen spannenden, vorurteilslosen Blick auf ein Land, dass meist viel zu einseitig dargestellt wird, liefert Till Schauder mit seinem Film in jedem Fall ab.

Michael Meyns