Der Effekt des Wassers

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Die französisch-isländische Koproduktion „Der Effekt des Wassers“ lief auf dem Filmfestival in Cannes und gewann bei den Französischen Filmtagen in Tübingen-Stuttgart den Publikumspreis. Die isländische Filmemacherin Sólveig Anspach (1960-2015) erzählt den holprigen Auftakt einer Liebesgeschichte, der vom französischen Montreuil in die bizarre isländische Landschaft führt, als unterhaltsame Komödie und setzt auf eine gelungene Mischung aus naturalistischen und märchenhaft-skurrilen Momenten.

Webseite: www.arsenalfilm.de

OT: L'effet aquatique
Frankreich, Island 2016
Regie & Drehbuch: Sólveig Anspach, Jean-Luc Gaget
Darsteller: Samir Guesmi, Florence Loiret Caille, Didda Jónsdóttir, Philippe Rebbot, Estéban, Olivia Côte, Frosti Runólfsson, Johanna Nizard, Ingvar Eggert Sigurðsson,
Laufzeit: 83 Min.
Verleih: Arsenal Filmverleih
Kinostart: 25. Mai 2017

FILMKRITIK:

Der Kranführer Samir (Samir Guesmi) verliebt sich in einer Kneipe auf den ersten Blick in eine junge Blondine, die sich patent gegen die Anmache eines Typen wehrt. Samir findet heraus, dass Agathe (Florence Loiret Caille) als Bademeisterin im Pariser Vorort Montreuil arbeitet, kauft eine Badehose und gibt sich als Schwimmanfänger aus, um seiner Flamme näher zu kommen.
 
Im ersten Teil ist „Der Effekt des Wassers“ ein Schwimmbadfilm, in dem Sólveig Anspach den Alltag im kommunalen Hallenbad fein beobachtet. Schon hier kippt das nüchterne Beobachten ab und an in märchenartige Momente, was im zweiten Teil noch stärker zum Tragen kommt. Samirs Schwindel fliegt auf, als er eine ertrinkende Frau rettet und sich als vollendeter Schwimmer outet. Agathe reist kurz darauf nach Island, Samir folgt ihr spontan, um die Situation zu klären – doch eine Reihe von Wendungen müssen die Liebenden noch überstehen.
 
Dass Samir so tut, als sei er Nichtschwimmer, ist nur die Spitze des Eisbergs. Im skurrilen Verlauf der Geschichte erleidet er durch einen Stromschlag einen Gedächtnisverlust, mit der Stadträtin Anna (Didda Jónsdóttir) kommt noch eine gemeinsame Freundin von Agathe und Samir ins Spiel, und eine Kaffeesatzleserin redet ebenfalls ein Wörtchen mit.
 
Mit lakonischem Humor zaubert die Isländerin Sólveig Anspach eine auf schöne Weise unbekümmerte Romantikkomödie mit zwei charmesprühenden „crazy people in love“, die der Geschichte einen eigenen Charakter verleihen. Sehr reizvoll ist die Mischung aus nüchternen Aufnahmen und verträumten Szenen, die punktuell von Filmmusik begleitet werden.
 
Noch bevor die Postproduktion an „Der Effekt des Wassers“ abgeschlossen war, ist die 1960 geborene Sólveig Anspach im Sommer 2015 früh verstorben. Das Team und der Mit-Drehbuchautor Jean-Luc Gaget stellten die romantische Komödie fertig, die nun eine Art Vermächtnis von Anspach ist – ein wahrhaft schönes, rundes, überraschendes Kleinod.
 
Christian Horn