Vogelfrei – Ein Leben als fliegende Nomaden

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Reisefilme aus eigener Produktion boomen: Egal ob es im Auto oder im Motorrad durch Afrika, Asien oder gleich um die ganze Welt geht, kaum ein Ziel wurde noch nicht abgefilmt. Das Duo Andreas Zmuda und Doreen Kröber ergänzt dieses Genre mit „Vogelfrei – Ein Leben als fliegende Nomaden“ auf ungewöhnliche Weise: Mit einer Art fliegendem Motorrad geht es in über vier Jahren durch 33 Länder des amerikanischen Kontinents.
(Eine LIVE-KINO-TOUR von Ende Mai bis September ist geplant)

Website: trike-globetrotter.de

Deutschland 2019
Regie: Andreas Zmuda & Doreen Kröber
Dokumentation
Länge: 112 Minuten
Verleih: Trike-Globetrotter-Project, Vertrieb: Die Filmagentinnen
Kinostart: 3. Juni 2021

FILMKRITIK:

An Reisen ist in Corona-Zeiten bekanntermaßen noch nicht wieder zu denken, da kommt eine Dokumentation wie „Vogelfrei – Ein Leben als fliegende Nomaden“ gerade recht, um das Fernweh ein wenig zu stillen. Nachmachen möchte man die Art des Reisens, mit dem das Berliner Paar Andreas Zmuda und Doreen Kröber sich im Juni 2012 auf den Weg gemacht hat, allerdings nicht unbedingt: Denn das Fortbewegungsmittel ist weder ein Auto, noch ein Motorrad, auch kein Fahrrad oder die eigenen Füße. Mit einem so genannten Trike macht sich das Duo auf die Reise, einer Art Motorrad mit drei Rädern und einem großen Segel. Gut 100 km/h schnell ist das Gefährt, zwei, drei Stunden am Stück wird geflogen, meist möglichst früh am morgen, um Wind und Thermik zu entgehen.

518 Tage – 36.042 Flugkilometer – 33 Länder – 1 Kontinent – 197 Starts – 1 Crash – 1 Notlandung. Das sind die Rohdaten einer Reise, die nur der erste Teil eines viel größeren Abenteuers ist. Um die ganze Welt will das Paar in den nächsten Jahren reisen, für Nord- und Südamerika waren ursprünglich nur ein Jahr geplant, am Ende wurden es vier. Bevor sie sich auf die Weltreise machten, führte zumindest Doreen Kröber ein relativ konventionelles Leben in Berlin, bis sie bei einer Reise in Südamerika den Weltenbummler Andreas Zmuda kennenlernte. Der war dort ihr Reiseleiter, hatte sein Leben in den unterschiedlichsten Ländern verbracht und vor allem schon einen Flugschein gemacht. Nach kurzer Zeit des häuslichen Lebens in der deutschen Hauptstadt fällte das Paar den Plan, sich mit dem Trike auf den Weg zu machen.

In den USA ging die Reise los, führte über mittelamerikanische Länder wie Belize, Honduras und Kolumbien nach Südamerika, Peru und Chile, Argentinien und Brasilien, etliche karibische Inseln und übers Meer zurück nach Nordamerika. Viele unterschiedliche Kulturen, viele unterschiedliche Menschen lernten die beiden auf ihrer Reise kennen, hatten mit schlechtem Wetter und undurchschaubaren Bürokratien zu kämpfen. Immer dabei: Die Kamera. Wie es sich für Weltenbummler der Gegenwart gehört, haben Zmuda und Kröber ihre Reise gefilmt, in einem Blog spontane Eindrücke geteilt, im Selbstverlag Bücher veröffentlicht, halten bei regelmäßigen Rückkehren in die Heimat Multimediavorträge, nun also ein Dokumentarfilm.

Zwangsläufig mutet „Vogelfrei – Ein Leben als fliegende Nomaden“ oft wie ein Heimvideo an, ist stilistisch meist spartanisch, vor allem die Flugaufnahmen ragen heraus. Vor allem aber gelingt es dem Reise- und Autoren-Duo, die Lust am Reisen einzufangen, die Lust am fortdauernden Entdecken und nicht zuletzt, die Lust daran, die eigenen Grenzen auszuloten. Ein wenig neidisch kann man angesichts der vielen bereisten Länder, der unzähligen erlebten Abenteuer, von denen diese Dokumentation fraglos nur einen Bruchteil andeutet, schon werden; bis das eigene Reisen wieder möglich ist, bietet das Kino Ersatz.

Michael Meyns