Abseits des Lebens

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In ihrem Regiedebüt in Sachen Langfilm spielt Robin Wright auch die Hauptrolle einer Frau, die einen großen Verlust erlitten hat und sich daraufhin in eine kleine Hütte in Wyoming zurückzieht, um für sich zu sein. Doch sie hat nicht mit der Unbill der Natur gerechnet und braucht die Hilfe eines Jägers, um zu überleben. Grandiose Landschaftsaufnahmen, ein stilles Spiel, ein beeindruckender Film.

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Land
USA / Kanada 2021
Regie: Robin Wright
Buch: Jesse Chatman, Eric Dignam
Darsteller: Robin Wright, Demian Bichir, Kim Dickens
Länge: 89 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 5.8. 2021

FILMKRITIK:

Edee (Robin Wright) hat einen großen Verlust erlitten, mit dem sie nicht zurechtkommt. Sie möchte sich aus dem Leben davonstehlen und kauft eine Hütte in der Wildnis von Wyoming. Dort möchte sie ganz alleine leben, doch wirklich darauf vorbereitet ist sie nicht. Sie ist dem Tode nahe, als ein einheimischer Jäger sie findet und beschließt, ihr beizubringen, was nötig ist, um alleine in der Wildnis überleben zu können.

Eigentlich sollte Robin Wright in „Abseits des Lebens“ nur Regie führen. Sie wollte sich die Doppelbelastung der Regie und der Hauptrolle nicht unbedingt geben, hatte dann aber keine Wahl. Ein Fenster für die Dreharbeiten öffnete sich, doch dafür noch eine geeignete Schauspielerin zu finden, wäre ein Glücksspiel gewesen. Ihre Produzenten regten darum an, dass sie die Rolle doch selbst spielen könnte. Wright dachte nicht lange darüber nach und stellte sich der Herausforderung.

Der Film lebt von ihrem Spiel. Es ist ein leiser und ruhiger Film. Langsam erzählt, kontemplativ, sicherlich nicht jedermanns Sache. Aber „Abseits des Lebens“ ist ein profunder Film, der weit über die klischierte Prämisse hinausgeht. Sich nach einem Verlust in Stille und Einsamkeit wieder selbst zu finden, ist eine gängige Trope in Hollywood, es kommt aber immer auf die Umsetzung an. Die ist hier bestens gelungen, weil Wright sich nicht nur als versierte Regisseurin erweist, die die Landschaften von Alberta in den kanadischen Rocky Mountains, die für Wyoming doubeln, in prachtvolle Bilder einfängt, sondern auch inhaltlich brilliert.

Es ist ein Film über Verlust, über den Schmerz, der damit einhergeht und der so immens ist, dass man glaubt, daran zugrunde gehen zu müssen. Aber auch ein Film über die wundersame Kraft der Zeit, die vielleicht nicht alle Wunden heilt, sie aber doch erträglicher werden lässt. Der Film verzichtet auf eine konventionelle Erzählweise. Der Jäger, der Edee alles beibringt, wird nie ihr neuer Seelengefährte oder ihre neue Liebe, er ist einfach nur ein Freund – und anfangs nicht mal das.

„Abseits des Lebens“ nimmt die altbekannte Geschichte, lässt sie aber in neuem Licht erstrahlen. Mehr noch: Er macht sie authentisch und nachvollziehbar. Man spürt den Schmerz der Hauptfigur. Das macht dieses Werk zu einem Film für ein älteres Publikum, das selbst schon von diesem Schmerz gekostet hat und weiß, wie es um ihn bestellt ist. Die Identifikation mit Robin Wrights Figur fällt darum leicht, und ihr Weg zurück ins Leben ist positiv und inspirierend.

Peter Osteried